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Voll gebissen

Voll gebissen

Titel: Voll gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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ihn mit meinem Finger aufzuspießen, aber ich war sicher, er konnte das verkraften. Schließlich war er selbst Schuld. Wenn er mich in letzter Zeit nicht ständig auf die Palme bringen würde, könnte ich mich besser beherrschen.
    „Du sagst mir jetzt sofort die Wahrheit, oder ich will dich nie – und hör mir jetzt gut zu, denn das meine ich verdammt ernst – nie wiedersehen!“
    Völlig entsetzt starrte Liam mich an, und die kleinen Tränchen, die vorhin noch still in seinen Augenwinkeln vor sich hin geschimmert hatten, kullerten nun über seine Wangen.
    „Emma , nicht!“, stieß er hervor doch ich blieb hart.
    „Du hast die Wahl , Liam. Ich lass mich nicht mehr für dumm verkaufen.“
    Ärgerlich stand Liam auf, packte mich an beiden Armen, so dass ich kurzfristig meine aggressive Haltung aufgab und sah mir unverwandt in die Augen.
    „Emma“, sagte er ruhig, „es gibt einfach Dinge, die ich dir nicht erzählen kann .“ Liam sah mich so eindringlich an, dass ich kurz davor war, ihm tatsächlich zu verzeihen. „Verdammt Emma! Denk nach!“, bellte Liam völlig aufgebracht und schon hatte mich mein Zorn wieder.
    „Jetzt bin ich die Doofe? Das dumme Huhn, das nix k apiert?“, brüllte ich ihm zornig entgegen und zu allem Überfluss nickte Liam auch noch. Das war ja wohl der Hit. Doch ich war so perplex, dass ich nichts darauf sagen konnte.
    Liam wiederholte sich noch einmal ganz langsam, und diesmal wesentlich ruhiger.
    „Emma, es gibt Dinge, die ich dir nicht erzählen darf . Bitte. Denk. Nach.“ Dabei betonte er jedes Wort so einzeln und deutlich, als würde er mit einer Behinderten reden.
    Ich machte mich los von ihm, biss die Zähne zusammen und sagte in betont ruhigem Tonfall: „Gut, Liam. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann wars das wohl. Ich hatte wirklich gedacht, du magst mich, aber scheinbar war das ein Irrtum. Ich hoffe, ich muss dich nie wiedersehen.“
    Ich wusste nicht, wem diese Worte mehr wehtaten. Mir oder Liam, der momentan so fröhlich aussah, wie jemand, dem man eine Kugel ins Knie geschossen hatte.
    Er griff nach seiner Jacke, trat an mich heran, packte mich am Hinterkopf, zog mich an sich und küsste mich so leidenschaftlich, dass ich im ersten Augenblick gar nicht wusste, wie mir geschah. Als ich es dann endlich realisierte und mich losmachen wollte, hatte er mich bereits losgelassen und ging aus der Tür.
    Zuerst wollte ich ihm nachgehen. Der Kuss – so küsste man niemanden, für d en man keine Gefühle mehr hatte! Aber dann warf ich mich doch aufs Bett. Schließlich hatte Liam selbst gewählt. Ich leckte mir über die Lippen. Der Kuss hatte salzig geschmeckt, doch ich wusste nicht, an wessen Tränen es gelegen hatte.

9.
     
    Am nächsten Morgen ging ich mit gemischten Gefühlen zur Schule. Ich wollte Liam ungern über den Weg laufen. Nicht, nachdem er mich die ganze Nacht noch so beschäftigt hatte.
    Immer wieder fragte ich mich, was Liam damit gemeint haben könnte. Warum er nicht einfach reinen Tisch machen konnte und mir sagte, was er mit Amilia hatte. Sicher, die Sache mit Kyle ärgerte mich auch, aber schlimmer war die Affäre, die angeblich keine war.
    Ich blieb nochmal kurz stehen, um mich zu sammeln. Gleich war ich bei der Laterne und er würde dort auf mich warten, um mich weiter von seiner Unschuld zu überzeugen. Ein letztes Mal ausatmen und ich setzte meinen Weg fort.
    Ich kam der Laterne immer näher, doch ich konnte Liam nirgends erblicken. Gut, er hatte also kapiert. Irgendwie erleichtert, dass ich nicht schon wieder seinen leidenden Augen ausgesetzt war, ging ich zur Schule. Ich hatte ein bisschen getrödelt, so dass meine ganzen Klassenkameraden schon in der Klasse waren und auf den Lehrer warteten, der glücklicherweise noch nicht da war. Ich zwängte mich durch die Sitzreihen zu meinem Platz.
    Nanu? Liam war gar nicht da. Ich blickte automatisch zu Amila, doch auch sie saß allein. War gestern Vollmond? Ich schaute auf meine Uhr. Laut ihr hatten wir keinen Vollmond gehabt. Ich tippte mit dem Zeigefinger drauf herum und hielt sie mir schließlich prüfend an mein Ohr. Vielleicht war sie stehengeblieben?
    Schnell kramte ich meinen Schülerkalender hervor, der eigentlich für Hausaufgaben gedacht war, wo ich aber alle Mondphasen eingetragen hatte. Nein, gestern war definitiv kein Vollmond gewesen. Vermutlich schwänzte er einfach die Schule.
    Ich hatte ja eigentlich auch nicht die geringste Lust g ehabt, ihm hier heute Morgen über den Weg zu laufen. Ihm

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