Voll gebissen
Füßen abgehackt hatte und sie durch die entsprechenden Körperteile eines Wolfs ersetzt hatte.
Ich erinnerte mich an einen Film, den ich mal gesehen hatte. Er hieß „Die Fliege“ und handelte von einem Me nschen, der einen Teleporter erfunden hatte. Als er ihn ausprobieren wollte, flog versehentlich eine Fliege zu ihm in das Gerät hinein und ihre Gene vermischten sich miteinander. Heraus kam ein Mann, der immer mehr zu einer Fliege mutierte und hinterher sogar Menschen fraß, indem er ihnen zum Beispiel auf den Arm kotzte und das flüssige Kotze-Arm-Gemisch aufsaugte. Ekelhaft!
Der Werwolf taxierte mich, doch er griff nicht an.
„Liam?“, sprach ich den Wolf vorsichtig an.
Keine Reaktion.
Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Die Situation erinnerte mich an das letzte Mal. Ob er gleich zum Angriff übergehen würde? Und ob Officer Dewey gleich wieder von irgendwo herkommen und ihn anschießen würde?
Ich merkte, dass mir die Knie schlotterten, doch auch wenn der Werwolf mir nicht wohlgesonnen zu sein schien, wirkte es dennoch so, als wenn er sich in der Gewalt hätte.
Behutsam trat ich einen Schritt zurück, doch der Werwolf machte direkt einen Schritt nach vorne, als wolle er den Abstand beibehalten.
„Liam?“, versuchte ich es nochmal. Doch wieder reagierte der Wolf nicht.
Ich ging erneut einen Schritt zurück und wieder schloss der Werwolf zu mir auf. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also wog ich die Möglichkeiten ab, die ich hatte.
Weg rennen fiel schon mal flach. Erstens hatte ich irgendwann mal gelesen, dass bei Raubtieren der Jagdinstinkt geweckt würde, wenn man ihnen davonlief und zweitens hatte ich zu Fuß sowieso nicht den Hauch einer Chance.
Weg gehen brachte – wie man sah – ebenfalls nichts. Der Wolf würde doch immer wieder zu mir aufschließen.
Liam mit seinem Namen an zusprechen blieb leider genauso erfolglos, also versuchte ich es mit Tiersprache. Das Einzige, was mir noch einfiel.
„Put put put“, flüsterte ich zögerlich vor mich hin und rieb meinen Daumen und den Zeigefinger so gegeneinander, als wollte ich eine Katze anlocken, doch nichts tat sich.
Um ehrlich zu sein, sah der Werwolf etwas verwirrt aus. Kam wohl nicht sehr oft vor, dass Liam mit Worten versucht wurde anzulocken, die man normal bei Hühnern verwendete.
Ich versuchte es erneut. „Put put put“, sagte ich nun etwas la uter. Meine Stimme klang kräftiger. Immer noch tat sich nichts.
D er Wolf stand abwartend, um nicht zu sagen zögernd da. Vermutlich ärgerte er sich gerade, dass er mit seinen Klauen kein Handy bedienen konnte, um mich direkt einweisen lassen zu können.
„Put put put?“, setzte ich noch einmal an, doch wieder starrte der Wolf mich nur an. Okay, jetzt war der richtige Augenblick, sich absolut lächerlich vorzukommen.
Ich ging noch einen Schritt zurück, und merkte, wie ich gegen einen Baumstumpf stieß. Panik erfasste mich. Obwohl mein Verstand die Möglichkeit vorhin schon ausgeschlagen hatte, schrie alles in mir, dass ich wegrennen solle. Weg von diesem Ding! Und zwar so schnell wie möglich! Doch ich konnte nicht. Mein Körper war wie gelähmt. Ich ließ mich auf den Baumstumpf sinken und schlug die Hände vors Gesicht.
Wie blöd konnte ein Mensch allein eigentlich sein? Stand ich hier mutterseelenallein in einem Wald herum und versuchte tatsächlich mit „put put put“ (ich weiß, sehr geistreich …) einen Werwolf zu zähmen?
Ich hörte, wie der Wolf auf mich zu kam. Ich blickte auf.
„Liam?“
Der Wolf reagierte nicht auf das, was ich sagte, doch er kam näher und näher. Mein Herz klopfte immer lauter und ich war starr vor Angst. Ich bewegte mich keinen Millimeter, obwohl er wirklich bedrohlich aussah und ich am liebsten schreiend davongerannt wäre. Seine riesige Statur, die hochgezogenen Lefzen, die spitzen, langen Reißzähne, die scharfen Krallen – das perfekte Raubtier.
Der Wolf witterte in meine Richtung. Vorsichtig streckte ich die Hand nach ihm aus, um ihn daran schnuppern zu lassen. Ich wusste nicht, ob man Wölfe behandelte wie Hunde und ob Werwölfe dazu auch noch mal ein Unterschied waren, doch ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.
„Ist doch gut , Liam“, sagte ich leise und versuchte, das Zittern meiner Hand zu unterdrücken. Ich hatte schließlich schon oft genug im TV gesehen, dass die kleinste Bewegung ein Tier erschrecken oder aggressiv machen konnte.
Doch kurz bevor der Wolf nahe genug war, um an meiner Hand zu
Weitere Kostenlose Bücher