Voll gebissen
riechen, sprang ein zweiter Wolf knurrend aus dem Gebüsch und nahm den Wolf vor mir ins Visier.
Huch! Was war das denn jetzt für einer? Und vor allem: Wer war der Wolf vor mir? Entsetzt schaute ich zwischen den beiden hin und her. Zur Hölle! Wer war denn jetzt Liam? War er überhaupt einer davon?
Ich spürte, wie ich innerlich hektisch wurde. Nackte Angst durchströmte mich und ich hatte das Gefühl, über kurz oder lang ohnmächtig zu werden. Wusste der Geier, wer diese zwei Wölfe waren und was sie jetzt mit mir machen würden. Jagten Werwölfe eigentlich im Rudel? War ich ihr Abendessen?
Wie gelähmt saß ic h auf dem Baumstumpf, die Hand immer noch nach vorne ausgestreckt, doch ich traute mich nicht, auch nur die geringste Bewegung zu machen. Selbst meine Atmung hatte ich angepasst und atmete nur noch flach. Gänsehaut kroch mir bis hoch in den Nacken und Verzweiflung machte sich in mir breit.
Was sollte ich jetzt bloß tun? Okay, Emma, jetzt nur nicht unüberlegt handeln, beschwor ich mich. Meine Augen flitzten von einem Wolf zum anderen. Warum mussten die beiden so gleich aussehen?
Ich versuchte mit Verst and an die Sache heranzugehen und verglich die Wölfe miteinander. Wenn ich es mir recht überlegte, ähnelte die Fellfarbe des Wolfes, der gerade aus dem Gebüsch gesprungen war, eher Liams dunkelbraunen Haaren. Aber wenn das Liam war (vorausgesetzt, er war überhaupt hier), wer war dann der schwarze Wolf vor mir?!
Erschrocken zog ich doch die Hand weg und hatte nun die Aufmerksamkeit beider Wölfe. „Super, Emma! Klasse gemacht!“, schallt ich mich selbst, doch das war jetzt nicht mehr zu ändern.
Der Werwolf vor mir trat noch einen Schritt näher an mich heran und ich hielt die Luft an. Jetzt keine falsche Bewegung machen, Emma! Er war gerade dabei, die letzte Lücke zwischen uns zu schließen, da begann der dunkelbraune Werwolf die Zähne zu fletschen. Blitzartig drehte der Werwolf vor mir sich um und drohte zurück. Daraufhin richteten sich beide auf und umkreisten sich.
Ich wagte es nicht, auch nur den kleinsten Mucks von mir zu geben. Zu groß war die Angst, dass die beiden Streithähne dann wieder auf mich aufmerksam wurden.
Die Wölfe knurrten weiter und stellten ihr beeindruckendes Gebiss zur Schau. Beiden tropfte glibberiger Speichel aus dem Maul und sie schnappten ins Leere.
Ich vermutete, dass es sich hierbei ebenfalls um eine Drohgebärde handelte, da keiner wirklich Anstalten machte , den anderen zu verletzen. Wie gebannt saß ich da und beobachtete dieses kuriose Schauspiel. Für einen kurzen Augenblic k rührte sich keiner der Werwölfe mehr. Dann ließen sich beide wie auf Kommando auf alle Viere fallen.
Der dunkelbraune Wolf machte zwei gezielte Sätze auf den schwarzen Werwolf zu, doch dieser hatte nicht die Absicht , sich mit ihm anzulegen. Im Gegenteil: Im Bruchteil einer Sekunde drehte er sich um, schnappte nach meiner Schulter und ein brennender Schmerz durchfuhr mich.
Ich schrie auf, doch noch bevor er wieder losgelassen hatte, hatte der dunkelbraune Wolf sich bereits auf ihn gestürzt und die beiden rollten zähnefletschend über den Waldboden. Da die Zähne des schwarzen Wolfes noch in meiner Schulter steckten, als der Dunkelbraune ihn traf, wurde ich mit zu Boden gerissen und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf.
Ich schaffte es nicht, mich aufzurappeln, also blieb ich so ruhig es ging liegen. Ich würde sowieso an einer Blutvergiftung oder Tollwut oder sonst was sterben. Während ich leise vor mich hin wimmerte – verdammt! Die Schulter brannte wirklich höllisch – drehte ich meinen Kopf zu dem kämpfenden Wolfsknäul. Ich sah gerade noch, wie der schwarze Wolf sich aus dem Biss des Dunkelbraunen löste und dicht gefolgt von ihm durch das Unterholz verschwand, bevor mir schwarz vor Augen wurde.
Ich wurde gebissen…
Ich wurde gebissen…
Ich wurde gebissen…
Das war alles, woran ich noch denken konnte, bevor ich ohnmächtig wurde.
Am nächsten Morgen wachte ich auf. Mein Mund fühlte sich trocken an und als ich versuchte, mich aufzurichten, erinnerte mich ein bestialischer Schmerz in der Schulter daran, was gestern Abend passiert war.
Ich war gebissen worden!
Erschrocken fuhr ich mit der Hand an die Schulter, wo sich alles warm und glitschig anfühlte. Angewidert zog ich die Hand wieder weg und betrachtete meine blutigen Finger. Scheiße! Nervös blickte ich mich um und sah Liam splitterfasernackt neben mir auf dem Bauch liegen. Sein Rücken war
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