Voll gebissen
passiert.“
Immer noch völlig perplex schob ich ihn von mir und sah ihm in die Augen . Eine Träne kullerte an seiner Backe hinunter.
„Ich will aber doch gar kein Werwolf sein“, sagte ich in einem ziemlich nüchternen Tonfall. „Ich will kein Werwolf sein“, flüsterte ich erneut und sah dabei in seine verständnisvollen feucht glänzenden Augen.
Dann setzte ich mich im Schneidersitz auf den Fußboden, mich selbst mit den Armen umklammernd und wiegte mich hin und her. Ich spürte, wie mir plötzlich Tränen übers Gesicht rannen und immer wieder flüsterte ich denselben Satz. „Ich will kein Werwolf sein, ich will kein Werwolf sein, ich will kein Werwolf sein …“
Liam setz te sich neben mich und drückte mich an sich. Seine Stimme war belegt und er begann zu weinen. Richtig zu weinen.
„Es wird alles gut, Emma. Ich werde deinen Schaffer finden und umbringen. Dann ist der ganze Spuk vorüber. Das verspreche ich dir.“
„Ich will kein Werwolf sein, ich will kein Werwolf sein …“, wisperte ich weiter vor mich hin und klammerte mich dabei Trost suchend an Liam, der meinen Kopf gegen seine Brust gedrückt hatte und mir zärtlich übers Haar strich.
„Ich finde ihn , Emma. Und ich werde das beenden. Versprochen!“, versuchte er mich weiter zu trösten, doch meine Gedanken waren mittlerweile bei White und ich machte mich von Liam los.
„ Aber wie kann das sein? Dr. White hat doch gesagt, dass ich nicht infiziert bin. Du doch auch. Ihr wart euch alle einig!“, rief ich verzweifelt, als könnte die Aussage etwas an der Tatsache ändern.
„Ich versteh das auch nicht, Emma. Wenn du infiziert gewesen wärst, hätte deine Wunde viel schneller heilen müssen und sich schon gar nicht entzünden dürfen.“ Nac hdenklich rieb sich Liam das Kinn.
„Das kann alles nicht sein . Das darf alles nicht sein“, flüsterte ich schluchzend und legte meinen Kopf an Liams Schulter.
Wäh rend wir so da saßen, sagte er auf einmal „Ich hab leider noch eine zweite schlechte Nachricht für dich.“
Ich horchte auf. Noch eine zweite schlechte Nachricht? Was sollte denn jetzt noch kommen? Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und versuchte Liam anzuschauen. Obwohl ich mich selbst nicht sehen konnte, wusste ich, dass mein Blick leer war.
„Du warst nicht allein, gestern Nacht.“ Diese Aussage traf mich völlig unerwartet.
„Wie bitte?“, schniefte ich und wischte mir erneut über die Augen.
Liam nickte verhalten. „Hier muss noch ein zweiter Werwolf gewesen sein.“
„Woher weißt du das?“
„Ich kann es riechen. Du etwa nicht?“
Ich schüttelte mit dem Kopf, wurde aber hellhörig. „Vielleicht bin ich ja doch kein Werwolf?“
Liam schaute mich mitleidig an. „Doch Emma. Ich fürchte, das bist du.“
„Aber woher willst du das wissen? Wenn hier noch ein zweiter Werwolf war? Vielleicht hat der alles kaputt g emacht?“, fragte ich aufgekratzt. Ich merkte, wie sich Hoffnung in mir breitmachte, doch Liam blieb ruhig. Offensichtich hielt er es nicht für wahrscheinlich.
„Weil hier alles nach dir riecht.“
„Warum auch nicht? Schließlich wohne ich ja hier“, versuchte ich ihn zu überzeugen.
„Ja, aber der Geruch eines Werwolfs ist wie der Eigengeruch des Menschen selbst. Nur viel intensiver und stechender. Das lässt sich gut unterscheiden.“
„Und wer soll dann der Andere gewesen sein, der noch hier war?“ Neugierig, aber auch etwas ängstlich schaute ich ihn an, doch Liam blickte betreten zu Boden.
„Wenn ich das wüsste, Emma. Ich kenne den Geruch, aber ich kann ihn keinem Gesicht zuordnen. Das Einzige, was ich weiß ist, dass es der gleiche Geruch ist, wie im Wald. Als du gebissen wurdest.“
Erschrocken schaute ich Liam an. „Das heißt, der Werwolf, der mich gebissen hat, ist gestern Nacht hier gewesen?!“
„Sieht ganz so aus .“
„Aber warum? Was wollte er hier?“
„Ich weiß es nicht, Emma.“ Liam schien wirklich ratlos zu sein.
„Aber er muss doch einen Grund gehabt haben!“ , beharrte ich weiter, in der Hoffnung, dass er daraufhin mal ein bisschen seinen Grips anstrengte und darüber nachdachte.
„Den hatte er bestimmt. Aber ich kenne ihn nicht. Ehrlich nicht.“
„Und was könnte dieser Werwolf für einen Grund haben, mich zu besuchen?“ Liam schien nicht besonders glücklich über meine Fragerei. Aber das war mir egal. Schließlich war ich der Meinung, man sollte sich schon darüber Gedanken machen, warum man nachts von einem Werwolf heimgesucht
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