Voll gebissen
hatte, fühlte ich mich, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen und ich musste mich setzen. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich bekam überall Gänsehaut. Mein Pulsschlag beschleunigte sich und mein Herz begann wild zu klopfen. War das wahr? Hatte ich tatsächlich jemanden umgebracht?
„Bleib ganz ruhig. Ich wette, es ist tierisches Blut.“
„Kannst du schnell kommen?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Ich setze mich sof ort ins Auto. Aber ich brauche mindestens drei Stunden.“
Ich schnaufte. „Drei Stunden? Und was soll ich so lange machen? Soll ich das Blut etwa die ganze Zeit in meinem Gesicht lassen, bis du endlich kommst?!“
„Sorry , Emma, aber ich kann nicht zaubern. Du musst schon abwarten.“
„Du kannst doch sonst alles“, moserte ich, doch Liam ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Okay, versuchen wir es anders. Hast du noch Blut an den Lippen?“
„Ich habe überall Blut!“, knurrte ich.
„Was heißt überall? Ich denk nur im Gesicht?“
„Ja, nur im Gesicht! Dafür sieht mein verdammtes G esicht aus, als wär irgendwas davor explodiert!“
Liam kicherte.
„Das ist nicht witzig!“
„Schon gut. Hast du jetzt noch Blut an den Lippen, oder kommst du sonst irgendwie mit der Zunge da dran?“
Ich zögerte. Was war das denn jetzt für eine Frage? „Und wenn es so wäre? Worauf willst du hinaus?“
„Du wolltest doch unbedingt wissen, ob es menschlich oder tierisch ist. Das kannst du schmecken.“
„Ich soll an dem Blut lecken?“, fragte ich völlig entsetzt.
„Ja“, war seine knappe Antwort.
„Bist du noch ganz bei Trost? Hast du über Nacht irgen deinen Fetisch entwickelt? Wie eklig ist das denn, bitte?“
„Es ist die schnellste Art, dir Gewissheit zu verschaffen.“
Oh, ich hasste es, wenn Liam immer alles so nüchtern sah. „Kannst du nicht einfach schneller fahren? Ich möchte nicht an dem Blut lecken.“
„Emma, ich bin mir sicher, dass es nur Tierblut ist. Wir haben dich nicht umsonst in den Wald gebracht, wo weit und breit keine Menschen sind.“
Das klang plausibel. Trotzdem wollte ich es zu 100% wissen. „OK, ich machʼs. Und du schwörst, dass man das schmecken kann?“
„Ja , Emma.“
„Wonach schmeckt Tierblut? Und …“, ich schluckte, „… Menschenblut?“ Ich wusste nicht, ob ich überhaupt die Antwort von Liam haben wollte, da dies ja bedeutete, dass er den Unterschied kannte und somit schon beides genossen haben musste.
„Tierblut schmeckt nach dem Gericht, wie du es als Mensch essen würdest. Das heißt , wenn du ein Rind erlegt hast und oft Rindersteaks isst, schmeckt das Blut für dich wie Rindersteak. Bei einem Schwein nach Schnitzel usw.“
„Na , was ein Glück, dass ich schon so viel Erfahrung im Fleischessen gesammelt habe und das alles auseinanderhalten kann.“ Ich seufzte. „Na gut, ich mach’s.“
Vorsichtig leckte ich etwas getrocknetes Bl ut von den Lippen und versuchte den Spender herauszuschmecken. Doch ich schmeckte weder ein Schnitzel, noch ein Steak, oder sonstwas.
„Und? Wonach schmecktʼs?“, fragte Liam, doch ich gab keine Antwort. Stattdessen lief mir erneut ein Schauer über den Rücken und ich merkte, wie Adrenalin durch meinen ganzen Körper gepumpt wurde.
„Wonach schmeckt Menschenblut?“, kam meine zöge rliche Gegenfrage und mein ganzer Körper begann aus Angst vor der Antwort zu zittern.
„Ich weiß es nicht genau. Man sagt, es wär einfach nicht zuzuordnen. Manche sagen, es schmeckt fantastisch, andere sagen, es schmeckt widerlich. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht genau. Ich habe noch keins probiert.“
Liams Aussage erleichterte mich, doch trotzdem wurde mir plötzlich speiübel. Ich schmeckte noch mal, leckte sogar noch etwas mehr Bl ut ab, und versuchte krampfhaft das Tier, dem das Blut gehören sollte, zu identifizieren. Doch es schmeckte auch nach mehrmaligen Versuchen weder nach Schwein noch nach Rind. Es schmeckte einfach nur widerlich. Es war … nicht zuzuordnen.
Ich ließ das Handy fallen, rannte ins Bad und übergab mich mehrfa ch über der Toilettenschüssel. Rote fleischige Brocken kamen aus meinem Mund und schwammen danach in einer roten Soße im Klo herum. Angewidert drückte i ch schnell die Toilettenspülung.
„Emma? Emma? Was ist los?“, hörte ich Liam am anderen Ende der Leitung ins Handy brüllen, doch selbst nachdem ich mich ausgekotzt hatte, war ich nicht fähig, das Handy wieder in die Hand zu nehmen. Ich kauerte im Badezimmer
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