Voll gebissen
keifte sie mich direkt an, doch ich bewahrte Ruhe und blieb freundlich.
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen, Amilia. Es war nicht richtig von mir, dich so zu behandeln.“ Ich setzte ein leichtes Lächeln auf, auch wenn ich mir zu gerne die Zunge abgebissen hätte.
Zuerst machte Amilia ein überraschtes Gesicht. Sie schien sich ohne jegliche Überheblichkeit über meine Entschuldigung zu freuen, doch schlagartig wechselte ihr Gesichtsausdruck wieder und sie schaute arrogant auf mich herab. Sie ergriff meine ausgestreckte Hand, die ich ihr für meine offizielle Entschuldigung dargereicht hatte, und bedankte sich.
„Ist Ok , Emma. Ich nehm dir dein Verhalten nicht übel. Da du aus einer Bauernfamilie stammst, kannst du nicht wissen, wie man sich höflich verhält.“
Ich schluckte meinen Ärger hinunter. Zu gerne hätte ich ihr irgendeinen gemeinen Spruch an den Kopf geknallt, oder ihr wenigstens ein bisschen weh getan, doch da ich auf ihr Wohlwollen angewiesen war, lächelte ich weiter. Was hatte ich auch erwartet? Dass sie die Entschuldigung wie ein normaler Mensch akzeptieren würde?
Ich wollte gehen und versuchte, unser Händchenhalten zu lösen, doch Amilia hielt mich fest und drückte stärker zu. Dann zog sie mich an sich und legte mir den Arm um die Schultern. Für Außenstehende sah es bestimmt so aus, als hätte sie mich freundschaftlich umarmen wollen, doch ich konnte ganz deutlich spüren, dass sie gerade versuchte, mir galant die Finger zu brechen. Nur gut, dass ich nicht so ein Knochengerippe war, wie sie und meine Hand doch ganz stabil gebaut zu sein schien.
„Nicht das s wir uns falsch verstehen, Bauer“, flüsterte sie mir ins Ohr, „deine Entschuldigung ändert gar nichts an unserem Verhältnis zueinander.“ Mit einem überheblichen Lächeln ließ sie mich wieder frei und ging in Richtung Klasse, während ich stocksteif in meiner Position verharrte. Ich war mir nicht sicher, ob aus überschäumender Wut, weil ich mich noch bemüht hatte, mich relativ nett bei ihr zu entschuldigen, oder aus Angst, dass ich wohl doch nicht um unsere Auseinandersetzung herumkommen würde.
Kyle sah mich verständnislos an und schüttelte mitleidig den Kopf, folgte dann aber Amilia. Ich stand immer noch wie angewurzelt da, bis Liam auf mich zugeeilt kam.
„Und, wie lief’s?“, fragte er neugierig, doch ich sah ihn strafend an.
„Dein angeblicher Nicht-Unmensch hat mein e Entschuldigung ausgeschlagen“, sagte ich knapp und machte mich ebenfalls auf den Weg zur Klasse.
Liam fiel aufgrund meiner Aussage die Kinnlade sprichwörtlich hinunter. „Bitte was?“ Er fing sich und eilte hinter mir her.
„Du hast schon richtig verstanden“, gab ich bissig z urück, „sie scheißt auf meine Entschuldigung.“
„Das kann doch nicht wahr sein!“, polterte Liam los, ging eiligen Schrittes an mir vorbei und stürmte in die Klasse. Ich beeilte mich hinterherzukommen. DAS wollte ich unter keinen Umständen verpassen.
„Amilia! Auf ein Wort!“ Liam stand mit erzürnt wippendem Fuß am Türrahmen und wartet auf Amilia, die sich gelangweilt umgedreht hatte. „Sofort!“
Amilia gehorchte und setzte sich in Bewegung. Sie verließen das Klassenzimmer.
Ich wollte hinterhergehen, doch Liam warf mir n ur ein befehlsmäßiges „Du nicht“ entgegen.
Mürrisch schlich ich auf meinen Platz. Ich wäre zu gerne dabei gewesen, hätte zu gerne gehört, was die beiden sich zu sagen hatten, doch ich musste wohl warten, bis Liam endlich zurückkam. Ungeduldig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Der Lehrer war noch nicht da. Ob ich es einfach riskieren und den beiden nachgehen sollte? Zuerst wollte ich, doch Liam war eh schon so sauer. Er würde es mit Sicherheit nicht begrüßen, wenn ich mit meiner neugieren Nase um die Ecke käme.
Nach gefühlten 100 Stunden kamen sie endlich wieder zurück in die Klasse. Liams Gesicht war rot vor Zorn. Offensichtich war die Unterhaltung nicht nach seinen Wünschen verlaufen. Und Amilia? Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht wirklich deuten. Sie sah weder sauer, noch eingeschüchtert aus. Gespannt wartete ich auf Liam, der sich unsanft auf seinen Platz fallen ließ.
„Und? Was habt ihr besprochen?“
„Sie besteht darauf, dich selbst in deine Schranken weisen zu dürfen.“
Ich schluckte laut.
„Jedoch hat sie mir versprochen, dir keinen ernsthaften Schaden zuzufügen.
„Und damit hast du dich einverstanden erklärt?!“, brach es fassungslos aus mir hervor. Ich
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