Voll gebissen
konnte nicht glauben, was ich da hörte.
Immerhin war er doch derjenige gewesen, der partout nicht wollte, dass es zu einem Kräftemessen zwischen Amilia und mir kam, weil es ja ach so gefährlich und ach so selbstmörderisch wär e. Und nun gab er sich damit zufrieden, dass Amilia (man bedenke: Die gleiche Amilia, von der er auch der Überzeugung war, dass sie so nett sei und nicht auf den Kampf bestehen würde!) ihm versprach, mir nicht wehzutun? Ich schüttelte den Kopf. Ich war ja sowas von geliefert!
„Amilia wird Wort halten“, beharrte Liam. Ich fragte mich, woher er diese Sicherheit nahm.
„Klar, weil Amilia ja schon immer ein von Grund auf ehrlicher Mensch war“, höhnte ich, doch Liam schnitt mir das Wort ab.
„Sie wird keine Wahl haben.“
Fragend schaute ich ihn an.
Genervt erklärte er weiter. „Ich habe ihr gesagt, dass sie dir bloß kein falsches Haar krümmen soll, da ich sie sonst herausfordern werde.“
Das hatte er wirklich gesagt? Er würde mit ihr kämpfen, um meinetwillen? Ich hatte ja immer Zweifel, was diese komische Freundschaft (oder was auch immer das war) zwischen den beiden bedeuten sollte, aber wenn ich dann sowas wieder hörte, schmolz mein Herz förmlich dahin.
Ich saß neben Liam und fühlte mich nach langer Zeit endlich wieder wirklich glücklich. Nicht nur beruhigt, oder zufrieden, oder froh über irgendeine Tatsache. Nein, ich fühlte mich glücklich.
Leider unterbrach er meine romantischen Gedanken mit einem ziemlich prolligen Satz: „Und man braucht kein Genie zu sein, um zu wissen, was das für sie bedeuten würde.“
Der Mega-Macht-Wolf hatte gesprochen! Ich Wolf, du Futter – oder wie oder was? Doch ich verkniff mir jeglichen Kommentar, sondern erfreute mich einfach nur daran, dass Liam sich so auf meine Seite schlug.
2 4.
Weitere vier Wochen waren vergangen und heute war es soweit. Amilia wollte mir meinen Denkzettel verpassen und so, wie sie mich bereits in der Schule behandelt hatte, würde das ziemlich übel für mich werden.
Ich war schon ein bisschen aufgeregt, andererseits hatte es für mich aber auch etwas Gutes, dass mein menschliches Ich während meiner Verwandlung nicht anwesend war. So bekam ich meine Abreibung wenigstens nicht mit, sondern es reichte, wenn ich mich am nächsten Tag um meine Wunden kümmern konnte. Vielleicht schlief ich ja auch ein bisschen länger, sodass mein Körper eventuell schon den Großteil der Heilung der Wunden übernommen hatte und alles gar nicht mehr so schlimm war.
Nachdem die Schule aus war, machten Liam und ich uns wieder auf den Weg in die Berge. Dort, wo ich schon meine letzte Verwandlung verbracht hatte. Als wir nur zu zweit ins Auto einstiegen, war ich ein bisschen verblüfft.
„Kommt Amilia doch nicht mit?“, fragte ich, in der Hoffnung, doch noch Glück gehabt zu haben.
„Sie fährt nicht mit uns, aber sie wird dich schon aufstöbern. Keine Sorge.“
Ich seufzte. Vielleicht fand sie mich auch gar nicht. Wie sagte man schließlich so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Da wir heute lang Schule hatten und Liam auch noch zwei Stunden zurückfahren musste, verabschiedete er sich direkt, nachdem wir angekommen waren. Er drückte mich an sich, vergrub seine Nase in meinen Haaren und holte tief Luft.
„Pass gut auf dich auf, Süße, hörst du?“ So ganz schien er Amilia wohl doch nicht zu trauen.
„Mach dir keine Sorgen. Das wird schon klappen.“
Mit einem wenig überzeug enden Lächeln gab ich ihm einen sehnsüchtigen Kuss und ließ ihn fahren. Dann setzte ich mich auf die Couch und wartete vor dem Fernsehen auf meine bevorstehende Verwandlung.
Was Amilia betraf, war ich mittlerweile ganz ruhig. Sie hatte Liam immerhin versprochen, es nicht zu weit zu treiben, und daran würde sie sich auch halten. Nicht meinetwegen, doch ich glaubte einfach nicht, dass sie riskieren würde, ihn als Feind zu haben.
Außerdem hatte ich ja immer noch einen kleinen Hof fnungsschimmer. Laut Liam war dieser zwar mikroskopisch klein, doch angeblich war ich ja die Ranghöhere und damit auch die Stärkere. Das gab mir Kraft und Mut.
Das Einzige, was Panik in mir aufstiegen ließ, war der Gedanke an die Verwandlung selbst. Die Schmerzen, wenn sämtliche Knochen in meinem Körper brachen, die widerlichen Geräusche dazu und das Brennen am ganzen Körper, wenn mir Fell wuchs. Warum konnte ich mich nicht in einen chinesischen Nackt-Werwolf verwandeln? Dann wäre wenigstens das Haarproblem gelöst.
Ich hatte bereits
Weitere Kostenlose Bücher