Voll gebissen
wurde Amilia erst auf mich aufmerksam.
„Du bist hier!“, rief sie panisch und begann am ganzen Körper zu zittern.
Ich wollte zu ihr gehen, doch als ich einen Schritt nach vorne machte, wurde es nur noch schlimmer. Sie versuchte sich aufzurichten, doch sie war zu kraftlos.
Liam bedeutete mir stehen zu blieben und ich folgte gehorsam. Ich wollte nicht, dass Amilia solche Angst vor mir hatte! Auch wenn ich sie auf den Tod nicht ausstehen konnte, wollte ich ihr keinesfalls etwas antun, oder sie sogar umbringen! Natürlich hatte ich öfter schon mal gedacht, dass ich sie gerade mal meucheln könnte, aber das war doch nie ernst gemeint gewesen!
„Is t gut, Emma wird dir nichts tun“, beruhigte Liam sie.
„Lass sie bitte nicht zu mir. Bitte“, flehte Amilia und so wie sie es sagte, fühlte ich mich verdammt schlecht. Sie schien wirklich Angst vor mir zu haben.
„Es tut mir leid. Ich wollte nicht …“, begann ich, doch Amilia schaute mich nur aus erschrockenen Augen an.
„Warum hast du eigentlich immer noch Verbände an dir?“ , fragte Liam und starrte auf Amilias Arm.
Wortlos wickelte sie den Verband ab und zeigte ihm die darunter verborgene Wunde .
„Oh Scheiße“, entfuhr es ihm und auch ich starrte völlig geschockt auf den Arm.
Ich wusste nicht, ab welchem Schweregrad eine Fleischwunde anfing und ab welchem es etwas Schlimmeres war, doch das hier war eindeutig Letzteres!
Ihr halber Arm war zerfetzt und Haut hing in blutigen Stücken herunter. Dazu kam, dass die Haut um die Wunde rot und glänzend gespannt war und der blutige Teil gelb schimmerte.
„Sie hat sich entzündet?“, fragte Liam fassungslos.
Amilia nickte leicht. „Sowas ist mir noch nicht passiert. Bei mir hat sich noch nie was entzündet! Ich hab keine Ahnung warum, aber die Wunden, die sie mir zugefügt hat, heilen nicht wirklich.“
„Aber, du bist doch ein Werwolf! Deine Wunden mü ssen doch ganz schnell heilen“, mischte ich mich verzweifelt ein und betrachtete die Stellen, wo sich bei mir heute Morgen noch Kruste befunden hatte. Meine Haut war noch nicht mal mehr rosa.
Liam nahm eine frische Bandage aus ihrem Nachttisch und verband ihr den Arm neu. „Das sieht wirklich übel aus, Amilia.“
Nachdem er die Wunde neu verbunden hatte, legte sie ihre Hand abermals auf Liams Arm. „Liam?“ Ihr Blick wanderte kurz zu mir und dann wieder zurück zu ihm. „Wir alle wissen, dass Emma und ich uns nicht besonders gut verstehen.“
Liam rollte mit den Augen. „Wem sagst du das.“
„Aber das, was ich jetzt sage, ist vollkommen neutral und vor allem ernst gemeint, hörst du? Ich möchte sie nicht angreifen, aber es ist wichtig, dass du das ernst nimmst, ja?“
Oh Backe … Was kam denn jetzt? Emma ist zu gefährlich für dich, nimm lieber mich als Freundin? Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete ich darauf, was sie zu sagen hatte.
„Versprich mir, dass du es ernst nimmst.“
Liam nickte betroffen.
„Emma ist eine Killermaschine. Extrem gefährlich! Und das sogar für Werwölfe! Es wird nicht lange dauern, bis sie ihren Körper so beherrscht, wie ein geborener Werwolf und dann ist sie uns allen haushoch überlegen und …“, Amilia schluckte laut und beendete den Satz nicht.
Ich stand wie versteinert da. Was wollte sie damit sagen? Was sollte das für Konsequenzen haben?
„Wir müssen ihren Erzeuger finden und ihn umbringen. Du weißt, ich bin der friedliebendste Werwolf von allen, doch das können wir nicht zulassen. Schwör es mir! Egal wer sie verwandelt hat, er muss sterben!“
„Und wenn es jemand war, den wir kennen?“, warf Liam ein.
„Dann muss er sterben“, sagte Amilia kalt.
„Und wenn wir ihn mögen?“, schob er nach.
„Dann muss er sterben“, wiederholte sie hartherzig.
„Du scheinst es wirklich ernst zu meinen“, sagte Liam nachdenklich.
„Und bis dahin müssen wir uns überlegen, wie wir di eses Untier im Zaum halten.“ Sie schaute mich an. „Nichts für ungut, Emma.“
Amil ia schien sich, was meine Anwesenheit betraf, wieder beruhigt zu haben, also hockte ich mich zu ihr vors Bett, um besser mit ihr sprechen zu können.
„Es tut mir so leid, Amilia. Ich wollte dich bestimmt nicht so verletzen. Das musst du mir glauben.“
Sie warf mir einen spöttischen Blick zu. „Na ja, sagen wir, ich glaube dir, weil ich gesehen habe, dass du tatsäc hlich nicht mehr Herr deiner Sinne warst. Also noch extremer als sonst.“ Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen und ich war ehrlich
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