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Voll gebissen

Voll gebissen

Titel: Voll gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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nur noch ganz schwer unter Kontrolle hätten. Sie waren furchtbar aggressiv, rasteten völlig aus. Einer hatte sogar seinen Job verloren, weil er das ganze Büro kurz und klein geschlagen hatte, nachdem die Sekretärin den Zucker in seinem Kaffee vergessen hatte.“
    Ich schaute betreten nach unten. Irgendwie kam mir das bekannt vor. So extrem war ich zwar nicht gewesen, doch auch ich hatte mittlerweile gemerkt, dass sich meine Hemmschwelle auf ein Minimum reduziert hatte.
    „ Ich weiß, dass verwandelte Werwölfe in viel kürzerer Zeit mit wesentlich mehr neuen Eindrücken und Gefühlen zurechtkommen müssen. Gerade was Wut und Aggressivität betrifft, doch so extrem hatte ich das noch nicht gehört. Da das aber die einzigen verwandelten Werwölfe waren, die ich kannte, dachte ich mir, vielleicht sind die Geschichten untertrieben und somit schenkte ich auch den Wutanfällen keine Beachtung mehr. Ich verschrieb ihnen allen Beruhigungsmittel, doch geholfen hatte es nicht wirklich. Sie klinkten geistig total aus, wenn sie sich über irgendwas aufregten. Und das nicht nur in Werwolfsgestalt.“
    Ich schaute zu Liam. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also überließ ich ihm das Reden.
    „Hmm …“, machte Liam, „könntest du uns die Adressen von den anderen geben? Ich würde gerne mit ihnen reden.“
    Dr . White schaute Liam in die Augen und schwieg.
    „Bitte. Emma hat Angst und ich möchte ihr die Angst nehmen.“
    Dann schüttelte Dr. White den Kopf. „Ich kann euch leider nicht helfen, Liam. So gern ich auch würde.“
    „Komm schon“, bat Liam, „wenigstens eine Adresse. Es würde uns sehr helfen.“
    „Es geht nicht.“ White stand auf und forderte uns damit indirekt zum Gehen auf.
    „Warum nicht?“ Liam war ebenfalls aufgestanden , bewegte sich aber keinen Meter.
    White rollte mit den Augen. „Weil sie tot sind. Alle!“
    Erschrocken riss ich die Augen auf und auch Liam hatte Mühe, seine Contenance zu wahren.
    „Tot?“, flüsterte ich und ging zu Liam, um mich an ihm festzuhalten. Schützend legte er seinen Arm um mich. „Wie ist das passiert?“, fragte ich leise.
    Ich wusste nicht, ob ich die Antwort darauf wirklich hören wollte. Liam schien es zu spüren und drückte mich fest an sich.
    „ Sie haben sich umgebracht“, antwortete White nüchtern.
    Obwohl ich noch nicht wusste, ob ich das gut oder eher schlecht finden sollte, fühlte ich mich dennoch ein wenig erleichtert. Sowas lag ja bei einem selbst.
    „ Sie hatten das also schon selbst zu verantworten? Es lag nicht an einer Vergiftung durch den Biss, oder so?“, fragte Liam.
    „ Nein, daran lag es mit Sicherheit nicht. Sie sind einfach übergeschnappt und haben sich dann selbst in Gefahr gebracht. Alle übrigens im unverwandelten Zustand.“
    „Und , bringst du das Überschnappen mit dem Biss in Verbindung?“
    Dr . White sah ihn an. „Entweder das, oder sie hatten vorher schon einen Hang dazu und wurden systematisch danach ausgesucht.“
    Liam verstummte.
    „Sie meinen, da sucht jemand absichtlich geisteskranke Menschen aus, um sie zu verwandeln?“, mischte ich mich ein.
    „Ich kann es dir nicht sagen, Emma. Auffällig war ei nfach schon, dass sie alle so waren.“
    „ Was sollte jemand davon haben? Und warum wurde ich gebissen?“ Man konnte mir ja viel nachsagen, doch geisteskrank war ich sicherlich nicht.
    „Ich weiß es nicht , Emma. Vielleicht sind sie auch durch den Biss so geworden und die Sache war gar nicht beabsichtigt.“ White zuckte mit den Schultern und geleitete uns zur Haustür. „Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du mich über sämtliche Absonderlichkeiten auf dem Laufenden hältst.“
    Ich nickte und wir verabschiedeten uns von dem Doktor.

2 6.
     
    „Ich versuch nochmal Amilia zu erreichen. Es ist bereits nach Mittag. Sie müsste längst wach sein“, sagte Liam und kramte sein Handy hervor.
    Eigentlich wäre das ja wieder ein Grund gewesen, sich zu ärgern, doch ich war in Gedanken noch mit dem eben geführten Gespräch beschäftigt, sodass ich das weitgehend ignorieren konnte. Außerdem wollte ich nicht die Nächste sein, die überschnappte und sich dann auf ein Bahngleis schmiss oder so.
    „ Hmm … merkwürdig, sie geht immer noch nicht ran.“
    Ich horchte auf. Das war tatsächlich merkwürdig. No rmalerweise war Amilia doch immer direkt zur Stelle, wenn es irgendwie um Liam ging. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie seine Anrufe absichtlich missachtete.
    „Wärst du damit

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