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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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meine Schnüre und Bindfäden fiele hier alles auseinander.«
    In dem Kasten vor seiner Brust rappelte etwas. Gaffer schlug mit der flachen Hand darauf.
    »Gebt Ruhe«, brummte er und nickte Victor zu.
    »Sie werden aufsässig, wenn man ihren normalen Tagesablauf durcheinanderbringt«, erläuterte er.
    »Was ist in dem Kasten drin?« fragte Tugelbend.
    »Das möchtest du gern wissen, wie?« Gaffer zwinkerte Silberfisch zu.
    Victor erinnerte sich an die kleinen Geschöpfe in den Käfigen.
    »Hört sich an wie gewöhnliche Dämonen«, sagte er vorsichtig.
    Gaffer warf ihm einen anerkennenden Blick zu, wie einem Hund, dem gerade ein schwieriges Kunststück gelungen war.
    »Ja, das stimmt.«
    »Und wie hinderst du sie daran zu fliehen?« erkundigte sich Victor.
    Gaffer grinste. »Mit Schnüren und Bindfäden kann man eine Menge bewerkstelligen«, antwortete er.
     
    Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper gehörte zu den wenigen Personen, die imstande sind, geradeaus zu denken.
    Die meisten Leute denken im Zickzack. Sie beginnen zum Beispiel mit folgendem Gedanken: Wie kann ich sehr reich werden? Im Anschluß daran schlagen sie einen recht wechselhaften mentalen Kurs ein, der sie zu dem Gedanken führt: Ich frage mich, was es heute abend zu essen gibt? und Wer könnte mir fünf Dollar leihen?
    Schnapper hingegen hatte die einzigartige Fähigkeit, den Gedanken am Ende dieses Vorgangs zu lokalisieren – in diesem Fall: Ich bin jetzt sehr reich –, um dann eine Linie zur ursprünglichen Frage zu ziehen und sich geduldig daran entlangzudenken.
    Allerdings klappte es nicht. Irgendwo und irgendwann stieß er immer auf gewisse Schwierigkeiten, unter anderem deshalb, weil sich einige Leute weigerten, die von ihm angebotenen Waren zu kaufen.
    Seine Ersparnisse ruhten nun in einem Lederbeutel unter dem Wams. Seit einem Tag hielt er sich in Holy Wood auf und während dieser Zeit hatten sich die erfahrenen Augen des Würstchenverkäufers ein umfassendes Bild von dieser Ansammlung von Baracken gemacht. Hier schien es nirgends Platz für ihn zu geben, außer – und genau dort wollte er hin – ganz oben.
    Die sorgfältigen Beobachtungen hatten ihn auf die »interessante und lehrreiche Kinematographie« gebracht. Jetzt stand er auf der anderen Straßenseite und betrachtete die Dinge gründlich.
    Er betrachtete die Schlange. Er betrachtete den Mann am Tor. Er traf eine Entscheidung.
    Der ehemalige Würstchenverkäufer schlenderte an den Wartenden vorbei. Er war klug. Er wußte, daß es ihm nicht an Verstand mangelte. Aber jetzt brauchte er zudem auch Muskeln. Bestimmt gab es hier irgendwo…
    »Guten Tag, Herr Schnapper.«
    Flacher Kopf, lange Arme, dicke Unterlippe, krächzende Stimme – alles deutete auf den IQ einer Walnuß hin. Es konnte niemand anders sein als…
    »Ich bin’s, Detritus«, sagte der Troll. »Komisch, wir uns wiedersehen hier, hä?«
    Sein Grinsen wirkte wie ein tiefer Riß im tragenden Pfeiler einer Brücke.
    »Hallo, Detritus«, erwiderte Schnapper. »Bist du jetzt bei den beweglichen Bildern?«
    »Fast«, lautete die verlegene Antwort.
    Schnapper musterte ihn nachdenklich. Bei Prügeleien führten die granitenen Fäuste des Trolls für gewöhnlich zum K. O.
    »Das finde ich sehr bedauerlich«, sagte er und entnahm seinem Geldbeutel fünf Dollar. »Möchtest du für mich arbeiten?«
    Detritus hob respektvoll die Hand zum weit vorgewölbten Brauenwulst.
    »Sofort, Herr Schnapper.«
    »Dann komm mit.«
    Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin ging zum Zaun, und der Mann am Tor streckte die Hand aus.
    »He, wohin willst du, Bursche?« fragte er.
    »Ich bin mit Herrn Silberfisch verabredet«, sagte Schnapper.
    »Und weiß er das auch?« erkundigte sich der Wächter. Sein skeptischer Tonfall teilte folgendes mit: Er hätte es nicht einmal dann geglaubt, wenn es am blauen Himmel geschrieben stände.
    »Noch nicht«, entgegnete Schnapper.
    »Nun, Freundchen, in dem Fall schlage ich dir vor, dich zu verziehen…«
    »Detritus?«
    »Ja, Herr Schnapper?«
    »Schlag diesen Mann.«
    »In Ordnung, Herr Schnapper.«
    Die Faust des Trolls schwang in einem weiten Bogen herum und verhieß Bewußtlosigkeit. Der Wächter wurde von den Beinen gerissen, zerschmetterte die Tür und blieb sechs Meter entfernt zwischen ihren Resten liegen. Die Wartenden in der Schlange applaudierten.
    Schnapper bedachte seinen neuen Assistenten mit einem anerkennenden Blick. Detritus trug nur einen fransigen Lendenschurz, der bedeckte, was es bei einem

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