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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kurven.
    Sie begann zu singen.
    Die Trolle erhoben sich und schwiegen. Nach einer Weile hörte Victor leises Schluchzen. Tränen rollten über Rocks Wangen.
    »Was singt sie?« flüsterte er.
    Rock beugte sich zu ihm herab.
    »Ein altes Volkslied der Trolle«, antwortete er. »Über Bernstein und Jaspis. Sie waren…« Er zögerte und gestikulierte vage. »Freunde. Gute Freunde?«
    »Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, erwiderte Victor.
    »Eines Tages bringen Bernstein das Essen ihres Trolls in Höhle und finden ihn…« Rock winkte erneut, mit beiden Händen, und diesmal konnte kein Zweifel daran bestehen, was die Geste bedeutete. »… und finden ihn mit anderer Troll-Frau. Deshalb sie nach Hause gehen, holen Keule, kehren zurück und erschlägt ihn, rumms, rumms, rumms. War ihr Troll und tun ihr unrecht. Sehr romantisches Lied.«
    Victor starrte auf die Bühne. Rubin wankte herunter und glitt an den Gästen vorbei wie ein wandelnder Berg. Sicher wiegt sie mindestens zwei Tonnen, fuhr es Tugelbend durch den Kopf. Wenn sie sich auf mein Knie setzt, muß man mich anschließend wie einen Teppich vom Boden rollen.
    »Was hat sie dem Troll gesagt?« erkundigte er sich, als Gelächter durch den Raum dröhnte.
    Rock kratzte sich an der Nase. »Ein Wortspiel. Schwer zu übersetzen: ›Ist dies das legendäre Zepter des Magmas, einst König der Berge, Zerschmetterer von Tausenden, ja, sogar von Zehntausenden, Fürst des Goldenen Flusses, Regent der Brücken, Herrscher von dunklen Orten und Sieger über viele Feinde…‹« – Rock holte tief Luft –, »›…in deiner Hose, oder du nur froh, mich zu sehen?‹«
    Victor runzelte die Stirn.
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte er verwirrt.
    »Vielleicht ich falsch übersetzen«, entgegnete Rock und trank einen Schluck flüssigen Schwefel. »Ich gehört, daß Ungebundene Alchimisten demnächst…«
    »Dieser Ort ist sehr seltsam, Rock«, sagte Victor plötzlich. »Spürst du das auch?«
    »Was sein seltsam?«
    »Alles scheint zu… zu sprudeln. Niemand verhält sich normal. Hast du gewußt, daß es hier einst eine große Stadt gab? Wo sich jetzt das Meer befindet. Eine große Stadt. Und sie ist einfach verschwunden!«
    Rock rieb sich nachdenklich die Nase – sie sah aus wie der erste Versuch eines Neandertalers, eine Axt herzustellen.
    »Und wie sich die Leute aufführen…!« fuhr Victor fort. »Als wären sie selbst und ihre Wünsche wichtiger als alles andere!«
    »Ich mich fragen…«, begann Rock.
    »Ja?« Victor wartete.
    »Ich mich fragen, ob ich sollen meine Nase verkleinern lassen«, sagte Rock. »Mein Vetter Brekzie kennt da einen Steinmetz. Ihm die Ohren in Ordnung bringen. Was du meinst?«
    Victor starrte ins Leere.
    »Ich meinen, einerseits ist sie zu groß, aber andererseits es sein eindeutig typische Trollnase, nicht wahr? Ich meinen, vielleicht ich nach der Behandlung besser aussehen, doch in bewegliche Bilder es für Leute wie uns darauf ankommen, möglichst trollartig zu wirken, oder? Zum Beispiel Mory. Er mit Zement nachhelfen, und jetzt er ein Gesicht, dem man nicht im Dunkeln begegnen wollen. Was glaubst du? Ich großen Wert auf deine Meinung legen, weil du ein Mensch mit Ideen.«
    Er schenkte Victor ein strahlendes Siliziumlächeln.
    »Es ist eine großartige Nase, Rock«, erwiderte Tugelbend schließlich. »Mit dir dahinter könnte sie es weit bringen.«
    Rocks Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, und er trank noch einen Schluck Schwefel. Er zog einen kleinen Sektquirl aus dem Becher und leckte Amethyste davon ab.
    »Du glauben wirklich…«, begann er und unterbrach sich, als er den leeren Stuhl an seiner Seite bemerkte. Victor hatte die Troll-Bar verlassen.
     
    »Ich weiß nichts von niemandem«, sagte der Zügelhalter und blickte verstohlen zum riesigen Detritus auf.
    Schnapper kaute an seiner Zigarre. Trotz der neuen Kutsche war die Reise von Ankh-Morpork nach Holy Wood ziemlich anstrengend gewesen, und außerdem hatte er eine Mahlzeit versäumt.
    »Großer Bursche, ein bißchen dümmlich, dünner Schnurrbart«, sagte er. »Er hat für dich gearbeitet, nicht wahr?«
    Der Verhutzelte seufzte. »Er hat ohnehin nicht das Zeug zu einem guten Zügelhalter«, entgegnete er. »Läßt sich die Arbeit über den Kopf wachsen. Er ist fortgegangen, um etwas zu essen.«
     
    Victor saß in einer dunklen Gasse, lehnte mit dem Rücken an einer Mauer und versuchte, konzentriert nachzudenken.
    Er erinnerte sich daran, als Junge einmal zu lange in der

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