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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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schluckt, als stecke ihr eine Weinbergschnecke samt Haus im Hals. Schließlich klettert sie, die Hinterbeine voran, vom Podest herunter.
    »Ich gehe unserem Sohn beistehen«, schließt sie vorwurfsvoll und schlurft demonstrativ gebeugt aus dem Saal.
    Ein kollektives Aufatmen geht durch die Reihen. Rocky sitzt nach wie vor auf dem Rand des Podestes, stiert vor sich hin und scheint auf den nächsten Programmpunkt zu warten.
    Dass er selbst der nächste Programmpunkt ist, geht ihm erst auf, als ich an ihn herantrete und ihm zuflüstere: »Die warten darauf, dass ihr Clanchef etwas sagt.«
    Rocky sieht mich an, als solle er binomische Formeln aufsagen.
    »Du musst etwas verkünden«, raune ich.
    »Glaubst du, das weiß ich nicht?«, entgegnet er und behauptet: »Hab mir längst was überlegt.« Mit diesen Worten schwingt er sich aufs Podest und tritt breitbeinig vor die Anwesenden. »Alle mal herhören! Also: Ham ja alle mitgekriegt, dass im Zoo … also dass hier irgendwie schräge Sachen abgehen. Ich mein, is ja nich normal, die Sache mit Nick und so …«
    Ich kann fühlen, wie dem Gehirn unseres Clanchefs der Saft ausgeht. Okay, denke ich. War nicht seine beste Rede, aber auch bei weitem nicht die schlechteste. Im Geiste kehre ich bereits wieder zu Phil und seinem Ex-Partner Boris zurück, als Rocky noch einmal das Wort ergreift und uns alle in Erstaunen versetzt: »Sieht also so aus, als hätten wir sone Art Fall im Zoo am Laufen. Und da dürfen wir nicht untätig … Also, man sollte was tun, finde ich. Und da kommen wir ins Spiel – wir Erdmännchen, meine ich jetzt. Weil, wir sind ja da super, also wir haben ja … Einer von uns, nämlich unser Bruder Ray hier, der ist ja quasi so was wie ’n Ermittler, seit der Sache da neulich … Und da hab ich mir gedacht: Wo wir schon jemanden haben, der da praktisch Profi is … Um es kurz zu machen: Ich entscheide hiermit feierlich, dass Ray ausersehen ist – und von mir aus auch Rufus –, also dass die beiden von mir bestimmt werden herauszufinden … Also Ray und Rufus müssen jetzt rauskriegen, was im Zoo läuft. Ich würd’s auch selber machen, bin aber grad voll im Stress und kann nicht. So, das war’s erst mal. Ihr könnt euch verfatzen.«
    Rocky wartet, bis das Gemurmel abgeebbt ist, dann steigt er von den Pizzaschachteln und wirft mir einen Blick zu, der besagen soll, dass man es echt schwer hat als jemand, der sein Leben lang unterschätzt wird.
    »Ich will Ergebnisse sehen«, raunt er mir zu, »und zwar – ähhh – zeitnah.« Wo auch immer er diesen Ausdruck aufgeschnappt hat.
    Von hinten wackelt Roxy heran, kuschelt sich unter Rockys testosteronsprühende Achsel und blickt huldvoll zu ihm auf. »Mein Held«, maunzt sie, während ihre Krallen sein Brustfell striegeln.
    Seine Vorderklaue rutscht von ihrer Schulter, verschwindet hinter ihrem Körper, und als dieses dümmliche Lächeln auf ihrem Gesicht erscheint, weiß ich: Er hat ihr gerade in den Hintern gekniffen.
    »Komm, Baby …« Auch auf seinem Gesicht breitet sich ein debiles Grinsen aus. »Hab eine Überraschung für dich.«
    Roxys Lächeln wird noch eine Spur breiter: »Aber nich so doll, mein Großer. Denk dran: Ich bin schwanger.«
    »Ist nicht, was du denkst«, schnurrt er geheimnisvoll, und ich weiß, er meint den Kaiserskorpion.
    Eng umschlungen eiern sie aus dem Raum.
    In seltenen Momenten wünsche ich mir, genauso dämlich zu sein wie Rocky. Und genauso glücklich. Aber das Los dessen, der ein bisschen Grips in der Birne hat, ist nun mal: Es denkt in ihm, ob er will oder nicht. Und gerade im Moment denke ich darüber nach, was für ein sonderbarer Tag dies ist. Heute früh, auf meinem Rundgang durch den Zoo, dachte ich noch, wie schön es wäre, mal wieder einen Fall zu haben. Und jetzt, noch bevor der Tag zu Ende geht, habe ich nicht nur einen Fall, sondern gleich zwei.
    Auf seinen Stock gestützt, kommt Pa vorbeigeschlurft, hält inne, bedenkt mich mit einem glasigen Blick, schlurft weiter. Ich überlege, wann er mich wohl verlorengegeben hat. Wann er beschlossen hat, dass ich für ihn nie etwas anderes sein werde als eine endlose Aneinanderreihung von Enttäuschungen – egal, was ich mache. Ich weiß es nicht. Ist einfach so gekommen. Irgendwann habe ich mich daran gewöhnt. So wie man sich an wiederkehrende Stromschläge gewöhnt. Man nimmt sie hin. Was nicht bedeutet, dass sie einem nicht trotzdem jedes Mal einen Stich versetzen.
    Manchmal verspüre ich den Impuls, ihn

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