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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Fall Boris Kaufmann?«, fragt er.
    Ich kapituliere, schlage den Deckel zurück und strecke den Kopf aus der Tasche. »Nicht wirklich. Ernst Wandlitz sieht aus wie eine Seekuh und geht von einem Unfall aus. Piroschka besteht zur Hälfte aus Silikon und scheint nichts zu wissen. Möglich, dass der Fall Boris Kaufmann gar keiner ist. Und jetzt dreh die Lampe weg.«
    »Hm«, brummt Rufus nachdenklich und klappt die Lampe nach oben.
    Eigentlich könnte er mich jetzt allein lassen. Macht er aber nicht. Und mir wird auch klar, warum. Er will gefragt werden, wie es bei ihm war. Im Moment ringt er um jedes bisschen Anerkennung, das er kriegen kann.
    Ich krieche also aus der Tasche und täusche echtes Interesse vor: »Wie ist es bei dir gelaufen?«
    »Nicht viel besser, fürchte ich. Hab an drei strategisch relevanten Positionen Kameras installiert und das Gehege der Fenneks den ganzen Tag überwacht. Bin gerade mit der Auswertung des Materials fertig geworden. Keine besonderen Vorkommnisse. Dass die Fenneks hinter der Sache mit Nick stecken, können wir mit achtzigprozentiger Sicherheit ausschließen. Entweder Kong hat vorsätzlich einen falschen Verdacht in Umlauf gebracht – in welchem Fall er sich verdächtig machen würde. Oder aber er wusste es nicht besser – was bedeutete, dass er zuweilen nicht ganz so gut informiert ist, wie er alle glauben machen will.«
    Genau, was ich erwartet habe. »Gute Arbeit, Rufus.«
    Er nickt.
    Apropos Nicken – da fällt mir ein: »Ist Nick schon vernehmungsfähig?«
    Rufus schüttelt den Kopf. »Morgen. Wenn wir Glück haben. Immerhin ist sein Kreislauf stabil.«
    »Ray?«, tönt es plötzlich durch die Gänge, »Rufus? Wo seid ihr Penner?«
    Es ist Rocky, der so rumbrüllt. Rufus und ich haben noch Gelegenheit, einen fragenden Blick auszutauschen, da kommt er auch schon in meine Kammer getrampelt und pumpt seinen zugegeben sehr imponierenden Oberkörper auf. Ich will Urlaub, denke ich.
    »Was macht ihr hier?«, brüllt Rocky, obwohl er inzwischen vor uns steht.
    Ich versuche es mit einer selbsterklärenden Geste. »Das hier ist meine Kammer.«
    Die Antwort fällt selbst für Rockys Verhältnisse einigermaßen unterbelichtet aus. »Aha.«
    Kaum zu glauben, wie viel Ödnis zwischen zwei Ohren Platz hat. »Rocky?«, frage ich.
    »Was?!«
    »Erstens: Du brauchst nicht mehr zu schreien, denn du hast uns gefunden. Zweitens: Weshalb hast du uns überhaupt gesucht?«
    Unser Clanchef scheint sich zu erinnern. »Ah ja, genau! Da ist … Habt ihr Penner schon gehört, was bei Kunze passiert ist?«
    Rufus: »Nein.«
    Ich: »Ja.«
    Damit ist Rocky an der Grenze seiner geistigen Belastbarkeit angelangt. »Verarscht mich nicht, Jungs. Sonst gibt’s einen Satz heiße Ohren – und zwar für jeden von euch.«
    Rufus weiß, was das heißt. Erstens, weil er sich selbst permanent aufs Ohr haut, und zweitens, weil Rocky ihm regelmäßig eins auf die Mütze gibt. »Rocky«, setzt er an, »du musst einen Weg finden, deine Aggressionen reflektierter zu kanalisie…«
    Schneller, als er seinen Kopf abwenden kann, hat Rufus eine sitzen. Aua. Immerhin steht er noch. Er schüttelt seinen Kopf, streicht sich mit der Klaue das Fell in die richtige Richtung und nimmt Haltung an. Ich weiß, was das heißt: Er will nicht klein beigeben. Es geht ihm ums Prinzip. Ich werde nicht eher ruhen, bis du einsiehst, dass Gewalt gegen Clanmitglieder kontraproduktiv ist. Hat er Rocky neulich ins Gesicht gesagt. Und direkt eine kassiert. Manchmal bewundere ich Rufus für seine Prinzipien. Im Moment allerdings eher weniger.
    »Kann es sein«, nimmt er einen zweiten Anlauf, »dass unser neuer Clanchef sexuell frustriert ist, seit sein Weibchen trächtig ist?«
    In Erwartung der nächsten Schelle kneift Rufus die Augen zusammen, zieht aber nicht den Kopf ein. Gewalt, sagt er, muss man mit Entschlossenheit begegnen. Ist ja sein Kopf, denke ich.
    Doch statt Rufus umzuhauen, bringt Rocky sein Gesicht so nah an das seines kleinen Bruders heran, dass sich beinahe ihre Nasen berühren: »Da wäre euer Clanchef dann ja wohl nicht der Einzige«, sagt er.
    Rocky. Unser großer Bruder. Von Zeit zu Zeit ist er echt für eine Überraschung gut.
    Ich schalte mich ein: »Rocky?«
    Keine Reaktion. Pulverkammer leer, bis auf den letzten Krümel.
    Ich ziehe ihn sanft am Vorderbein: »Rocky?«
    »Was?!«
    »Hör zu: Ich habe gesehen, was bei Kunze passiert ist. Und ich kann dir versichern, wir sind dran, okay? Wir kümmern uns drum. Aber du

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