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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Phil.
    »Es interessiert mich nicht. Wer sich mit Leuten einlässt, wie mein Mann es getan hat, muss damit rechnen, dass so etwas passiert. Hat er auch.« Sie trinkt von ihrem Teufelszeug. »Deshalb hat er auch frühzeitig dafür gesorgt, dass ich gut abgesichert bin.«
    »Soll heißen?«, fragt Phil.
    »Soll heißen, dass ich zur Zeit sehr damit beschäftigt bin, potentielle Käufer durch diese Villa zu führen. Ich lasse alles verkaufen: Tibors Immobilien, seinen Boxclub … Das Haus hier ist noch zu haben. Falls Sie interessiert sind …«
    Phil zögert. Könnte wetten, dass er sich umsieht. »Danke. Ist nicht mein Stil.«
    »Nein«, bestätigt Piroschka, »das habe ich mir gedacht.«
    Phil trinkt einen Schluck. »Und was kommt danach?«
    Ich sehe Piroschkas Hand, wie sie das Glas hält. Ihre türkisgrün lackierten Nägel sind ungefähr so lang, wie die Absätze ihrer Schuhe hoch sind. Mit dem Zeigefinger deutet sie auf die Wand jenseits der Sofalandschaft. Zu sehen ist dort ein XXL-Foto: im Vordergrund eine Kreuzung aus Fort Knox und Wellnessoase, im Hintergrund eine malerische Bergkette, ein makelloser Sandstreifen und ein Ton in Ton mit ihren Fingernägeln leuchtendes Meer. » Das Haus werde ich nicht verkaufen«, erklärt die Witwe.
    »Neuseeland?«, rät Phil.
    »Südafrika«, erwidert sie, »Cape Town.«
    »Auch schön.«
    »Sie können mich ja mal besuchen«, schnurrt Piroschka. »Ich bin sicher, wir würden eine Menge Spaß haben. Wollen Sie Ihre Tasche nicht woanders hinstellen?«
    In die folgende Pause hinein leert mein Partner sein Glas und stellt es mit einem leisem Klicken auf dem Couchtisch ab. »Das mach ich«, antwortet er, steht auf und hängt sich die Tasche über die Schulter. »Danke für Ihre Zeit. Und für die Drinks.«

    »Das soll einer verstehen«, sage ich, als wir wieder im Auto sitzen.
    Wir befinden uns auf dem Weg zurück in die Stadt, buntbelaubte Bäume schlieren an uns vorbei, die herbstliche Nachmittagssonne hat ein Loch in die Wolken gebrannt und wirft lange Schatten über die Fahrbahn. Wenn dieser Italo-Schnulzensänger jetzt noch für einen Moment die Klappe halten würde, könnten sich wahrscheinlich echt coole Gefühle einstellen.
    »Was?«, fragt Phil.
    »Na, weshalb du dich nicht mit ihr gepaart hast. Die Signale waren ja wohl mehr als eindeutig.«
    Mein Partner überholt einen Traktor, dessen Fahrer beinahe gegen einen Baum fährt, als ich ihm zuwinke. »Weshalb hast du dich nicht mit deiner Schwester gepaart, als du die Gelegenheit dazu hattest?«
    »Roxane?« Es schüttelt mich. »Das ist doch voll die ordinäre Schlampe. Außerdem ist mein Herz bereits vergeben«, rutscht es mir heraus. Phil weiß nichts von Elsa, und ich würde ihm auch lieber nichts von ihr erzählen. Soweit ich weiß, sind bei Menschen gattungsübergreifende Beziehungen ein relativ sensibles Thema.
    »Da hast du es.«
    »Dein Herz ist bereits vergeben?«, frage ich.
    »Nein.«
    »Piroschka ist eine ordinäre Schlampe.«
    Phil macht das, was niemand so beherrscht wie er: Zieht eine Augenbraue in die Höhe. In diesem Fall heißt das: Schlaues Kerlchen .
    »Okay«, sage ich, »und was ist von ihrer Aussage zu halten?«
    Phil kaut eine Weile auf meiner Frage herum, bevor er antwortet: »Ich fürchte, sie weiß tatsächlich nichts. Wenn sie uns eine Lüge hätte auftischen wollen, hätte sie sich mehr angestrengt, uns zu überzeugen.«
    »Bin nicht sicher, ob ich das verstehe«, gebe ich zu.
    »Sie machte mir nicht den Eindruck, als hätte sie etwas zu verbergen.«
    Dieser Satz ruft mir das Bild ihrer Killerbrüste in der Dekolletéschlucht in Erinnerung. »Da könntest du recht haben«, pflichte ich bei. »Verbergen scheint eher nicht so ihr Ding zu sein.« Wir schweigen eine Weile, während der Italo vor sich hin trällert. Dann sage ich: »Boris könnte in den letzten Wochen wirklich verdammt einsam gewesen sein.« Und weil von meinem Partner nur noch mehr Schweigen kommt, fahre ich fort: »Hat sich weder bei seiner Ex-Geliebten gemeldet noch bei seinem Ex-Partner. Und jemand anderen, der ihn da hätte rausholen können, scheint es nicht gegeben zu haben.«
    Come di, Comédie
    La comédie d’un jour …
    Von Phil kommt nix. Also sage ich es ihm. Den Job bin ich von meinem Clan gewohnt. »Spricht einiges dafür, dass es doch ein Unfall war und Boris einfach betrunken in den Schacht gestürzt ist … Shit happens.« Ich blicke zu meinem Partner auf. Der hält seinen Blick stur auf die Straße

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