Voll Speed: Roman (German Edition)
bedingungslos.«
Rufus zuckt mit den Schultern. »Deine Entscheidung.«
Er gibt Kunze ein Zeichen, und der Löwe hebt die Ratte in die Höhe. Mit einem einzigen Haps verschwindet der General im Maul der Raubkatze. Nur der Rattenschwanz ist noch zu sehen.
Sofort ist ein dumpfes »Mffwaaage! Mffwgaaage!« zu hören.
»Könntest du vielleicht ein bisschen aufmachen?«, bittet Rufus.
Kunze öffnet das Maul, und man sieht, dass sich der von Kunzes Spucke durchnässte General panisch an die Fangzähne des Löwen klammert. Und jetzt ist auch zu verstehen, was der Capo von uns will: »Wartet! Gnade!«
Rufus zögert noch einen Moment, dann gibt er Kunze erneut ein Zeichen. Die Raubkatze zieht den General am Schwanz aus ihrem Maul und legt sich das nasse Fellknäuel wieder vor die Füße.
Der General hustet. »Ihr werdet das hier eines Tages bitter bereuen.«
»Heißt das, du willst noch mal?«, fragt Rufus lässig und schickt sich an, Kunze erneut ein Zeichen zu geben.
»Nein! Nicht!«, ruft der General panisch, und schnell fügt er hinzu: »Sagt mir einfach, was ich tun soll. Ihr habt gewonnen.«
Rufus zieht zwei Blatt Papier nebst einem Stempelkissen aus seiner Umhängetasche. »Das ist der Kapitulationsvertrag. Da du nicht lesen kannst, werde ich dir sagen, was drinsteht. Erstens: Die Kanalisation unter dem Zoo gehört ab sofort uns. Einzelne Ratten haben freies Geleit, Gruppen von mehr als fünf Tieren werden von uns angegriffen.«
»Okay. Wie viel sind fünf?«, will der Rattengeneral wissen.
»Lasst euch einfach nie wieder hier blicken«, mischt sich Rocky ein. »Dann is gut.«
Der General nickt. »Alles klar. Hab ich verstanden.«
»Den Punkt kannste also rausnehmen«, sagt Rocky. »Freies Gedings is nich.«
Seufzend streicht Rufus die betreffende Passage im Kapitulationsvertrag. »Zweitens. Die Erdmännchen haben das Recht, regelmäßig Waffeninspektoren zu den Ratten zu schicken, um …«
»Waffen … was?«, fragt Rocky aufgeschmissen.
Erstaunt blickt auch der General zwischen den beiden hin und her.
»Waffeninspektoren«, wiederholt Rufus ruhig. »Beamte, die den Status der Bewaffnung überprüfen.«
»Rufus, wie sollen die Ratten dieses komplizierte Zeug verstehen, wenn nicht mal ich es verstehe?«, fragt Rocky.
Rufus schaut den General an. Der zuckt mit den Schultern. »Ich sag es nicht gern, aber da hat er recht.«
Seufzend streicht mein jüngerer Bruder auch diesen Passus aus dem Kapitulationsvertrag und reicht die Papiere dann Rocky und dem Rattenboss. »Setzt einfach eure Krallenabdrücke drunter.«
»Wichtig ist: Lasst euch nie wieder hier blicken«, wiederholt Rocky und haut seine Pranke aufs Stempelkissen.
»Schon kapiert«, entgegnet der Rattenboss und drückt seinen krummen Lauf ebenfalls in die blaue Tinte.
Als wir Phil von den Ergebnissen unserer Mission berichten, nickt der nicht nur zufrieden, er gönnt sich sogar ein klitzekleines Grinsen. »Dann müssen wir jetzt ja nur noch den Zugang zu Schmidtbauers Klinik finden.«
»Wir sind schon dabei, die Ausrüstung klarzumachen«, sage ich.
»Sehr gut.« Phil kratzt sich am Kinn. »Nur nebenbei: Hat das Schiff eigentlich was abgekriegt?«
»Gut, dass du fragst«, erwidert Rufus. »Zunächst einmal haben wir ja eine Menge umbauen müssen …«
»Sag einfach, was du mir zu sagen hast!«, unterbricht Phil. »Liegt das Boot irgendwo auf dem Grund der Kanalisation?«
»Iwo! Es ist alles in bester Ordnung.« Rufus huscht zum Geländer und reicht Phil einen Packen Geldscheine, die von einem Gummiband zusammengehalten werden.
»Was soll das?«, fragt Phil erstaunt.
»Wir würden die ESS Chester gerne kaufen«, erklärt Rufus, und leise fügt er hinzu: »Hast du eigentlich meine SMS bekommen?«
»Ach ja, hätte ich fast vergessen«, sagt Phil und wirft Rufus ein Päckchen Traubenzucker zu. Mein jüngerer Bruder fängt es und schaut sich rasch zu Rocky um. Doch der hat nichts gemerkt. Der Clanchef döst auf unserem Hügel, weil ihn strategische Gespräche sowieso nicht interessieren.
»Woher habt ihr so viel Geld?«, will Phil wissen.
»Im vierten Boot war kein Magenta, sondern Kohle«, erklärt Rufus.
»Ihr wollt den Flugzeugträger mit Drogengeld kaufen?«, wundert sich Phil.
»Wir haben das Geld in einem Boot gefunden, das zu den Reparationszahlungen der Ratten an die Erdmännchen gehört«, doziert Rufus. »Ich hoffe also, dass du mir jetzt nicht mit der Haager Landkriegsordnung kommst. Es handelt sich definitiv nicht um
Weitere Kostenlose Bücher