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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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erkennen, weil die Lampe an meinem Headset zu schwach ist.
    »Bring mal die große Funzel mit«, rufe ich Rocky zu und höre, dass mein Bruder sich widerwillig auf den Rückweg macht.
    Ich taste mich vor, leuchte in den vermeintlichen Abgrund und stelle fest, dass ein beträchtlicher Höhenunterschied zur Kanalisation besteht. Auf dieser Seite der Röhre habe ich nach einem kleinen Hüpfer festen Boden unter den Füßen. Ich schwinge mich also auf den glatten Betonboden und warte auf Rocky, der in genau diesem Moment den gesamten Raum in grelles Licht taucht.
    »Geilomat«, höre ich Rufus sagen. »Willkommen in der Schatzkammer.«
    Vor uns liegt ein Hafen, nicht viel kleiner als unserer, in dem drei Speedboote auf ihren Einsatz warten. Auf der linken Seite ist eine sehr alte Steintreppe zu erkennen, die zu einer modernen Metalltür führt. Wahrscheinlich ist das der geheime Zugang zur Klinik, denke ich, was mein genialer Bruder in diesem Moment bestätigt: »Von der Lage her handelt es sich bei der Tür mit ziemlicher Sicherheit um eine Verbindung zur Klinik. Ich würde sogar behaupten, dass die Treppe direkt in Schmidtbauers Labor führt.«
    »Aber wo ist dieses Magentazeug?«, fragt Rocky.
    »Wenn Phil recht hat, dann liegen die Pillen luftdicht verschlossen im Wasser«, antwortet Rufus.
    »Ich würde mein Lieblingssakko darauf verwetten«, höre ich Phil sagen.
    »Könnt ihr mal ins Wasser leuchten?«, fragt Rufus.
    Rocky richtet den Halogenscheinwerfer aufs Wasser. Leider ist rein gar nichts zu erkennen. Die Brühe ist fast schwarz. Der Dreck von Jahrhunderten versperrt die Sicht.
    »Was jetzt?«, frage ich.
    Ein lautes Knarren und Rasseln oberhalb der Treppe.
    »Was war das?«, flüstert Rocky.
    Ich zucke mit den Schultern. »Rufus? Hast du eine Idee?«
    Wieder das Geräusch. Hört sich an, als würde jemand ein Burgtor öffnen oder schließen.
    »Klingt wie ein Kettenzug«, sagt Rufus. »So bewegt Schmidtbauer wahrscheinlich den vor der Tür stehenden Schrank zur Seite.«
    »Und wie viel Zeit haben wir dann noch, um hier zu verschwinden?«, frage ich alarmiert.
    »Wahrscheinlich nicht genug«, erwidert Rufus, während am Ende der Treppe die Metalltür entriegelt wird.
    »Licht aus!«, befiehlt mein jüngerer Bruder. »Und versteckt euch! Los! Sofort!«
    »Licht aus und dünne machen!«, übersetze ich für Rocky, und mein ansonsten reichlich begriffsstutziger Bruder reagiert diesmal prompt.
    Als eine einsame Glühbirne aufflammt und den Raum in schummriges Licht taucht, kauern wir in einer dunklen Ecke unweit der Speedboote. Er ist es tatsächlich: Schmidtbauer. Langsam steigt er die Stufen hinab.
    Am Rande des Hafens angekommen, zieht der Professor eine Schnur aus dem Wasser, an der ein Seil befestigt ist, an dem wiederum eine Kiste hängt. Wie zu erwarten, lagert darin so viel Magenta, dass man damit den gesamten Zoo für viele Jahre in ein Irrenhaus verwandeln könnte.
    Während Schmidtbauer damit beginnt, zwei der Boote mit Magenta zu befüllen, kauern Rocky und ich unbeweglich in unserem Versteck. Hier unten vervielfältigt sich jedes Geräusch. Deshalb wage ich es auch nicht, Kontakt zu Rufus aufzunehmen. Zu groß ist das Risiko, dass Schmidtbauer mich hören könnte.
    Während wir warten, passiert etwas, das meine ohnehin bis zum Zerreißen gespannten Nerven noch weiter strapaziert.
    »Leute, hier ist Phil«, höre ich meinen Partner sagen. »Wir bekommen hier gerade ein ziemlich dickes Problem.«

Kapitel 22
    Unser dickes Problem hat einen Namen: Ernie Wandlitz.
    »Er hat die Tür zu einem Nebengebäude der Klinik aufgebrochen«, berichtet Phil. »Ich vermute, da ist die Technik untergebracht, und Ernie hat die Alarmanlage ausgeschaltet. Jetzt ist er dabei, das Schloss zu einem der Seiteneingänge zu knacken.« Phil macht eine kurze Pause. »Okay. Das war’s mit dem Schloss. Ernie geht jetzt rein. Wenn meine Vermutung richtig ist, dann hat er einen neuen Hinweis gefunden und ist jetzt auf direktem Wege zu Schmidtbauers Labor.«
    »Was sollen wir tun?«, höre ich Rufus fragen.
    »Was schon?«, antwortet Phil. »Abwarten.«
    Ich sehe, dass Schmidtbauer mit dem Beladen der Boote fertig ist. Wie Phil richtig vermutet hat, sind die Pillen in durchsichtigen und wasserdicht verschlossenen Plastikbeuteln unterschiedlicher Größe verpackt. Schmidtbauer verschließt die Stauräume der Boote mit passgenauen Abdeckungen und greift zu einem Akkuschrauber, um die Plastikstücke zu fixieren. Da ist plötzlich das

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