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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Haus. »Ernie ist auf der Treppe gestürzt, und ich befürchte, Schmidtbauer will ihn jetzt genauso beseitigen, wie er es mit Boris und Nagy gemacht hat.«
    Gut gemacht, Rufus, denke ich und höre Phil sagen: »Alles klar. Das erledige ich unterwegs. Ich geh jetzt rein. Over and out.«
    Ich fürchte, dass die Hilfe für Ernie zu spät kommen wird, denn jetzt entblößt Schmidtbauer einen Arm des Kommissars, um gleich danach die Spritze anzusetzen.
    »Wenn er das Zeug injiziert, dann ist Ernie ein toter Mann«, sage ich betont laut und ernte einen verständnislosen Blick von Rocky. Zugleich höre ich Rufus fragen: »Welche Spritze?«
    »Er will Ernie irgendein Gift spritzen«, erkläre ich Rufus. Und an Rocky gewandt, füge ich hinzu: »Ich lenke ihn ab, du klaust die Spritze und wirfst sie ins Wasser. Wir müssen versuchen, Zeit zu gewinnen.«
    Rocky nickt und huscht los. Ich gebe wieder einmal Chaka Khans I feel for you zum Besten. Schmidtbauer, der den Song als schrilles Fiepen vernimmt, hält inne und legt die Spritze zur Seite. Dann zieht er eine kleine Taschenlampe aus seinem Kittel und leuchtet in meine Richtung.
    Als mich der Lichtkegel trifft, blecke ich die Zähne und husche dann in Rattenmanier am Hafenbecken entlang. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, dass Rocky hinter der Vorratskiste mit Magenta auf der Lauer liegt, bereit, sich im richtigen Moment die Spritze zu holen.
    Ich springe auf Schmidtbauer zu und fauche, so laut ich kann.
    »Bleib so, Ray!«, höre ich Rufus sagen. »Ich hab jetzt wieder ein Bild. Der Empfang ist super.«
    Wieder fauche ich und hoffe, dass ich dadurch Schmidtbauer von Ernie wegjagen kann. Die meisten Menschen haben Angst vor Rattenbissen. Und genau darauf spekuliere ich gerade. Schmidtbauers zwischen Entsetzen und Ekel schwankender Gesichtsausdruck scheint mir recht zu geben.
    Leider ist das ein lebensgefährlicher Irrtum. Denn statt aufzuspringen und zurückzuweichen, greift Schmidtbauer jetzt zu Ernies Dienstwaffe und richtet sie auf mich.
    Als hätte ich es nicht schon selbst gemerkt, ruft mein superschlauer Bruder am anderen Ende der Leitung: »Vorsicht, Ray! Er hat eine Waffe!«
    Ich habe mich bereits umgedreht und hetze am Hafenbecken entlang, um mich in Sicherheit zu bringen, da höre ich das ohrenbetäubende Krachen des Schusses. Das Gewölbe scheint den Knall zu vervielfachen. Gleichzeitig schlägt direkt neben mir eine Kugel in den Beton. Splitter fliegen mir entgegen. Ich schmecke feinen Dampf aus pulverisiertem Stein.
    Dann wird mir plötzlich flau. Ich kippe zur Seite und stürze kopfüber in das Hafenbecken. Der erschrockene Aufschrei von Rufus geht im Blubbern des Wassers unter, dann ist die Leitung tot.
    Während ich auf den Boden des Hafenbeckens sinke, durchzuckt mich der Gedanke, dass ich jetzt auf keinen Fall ohnmächtig werden darf. Rasch befreie ich mich von Headset und Kamera und paddele an die Wasseroberfläche zurück. Gierig schnappe ich nach Luft.
    Als ich die Augen öffne, sehe ich das erschrockene Gesicht von Rocky, der immer noch neben der Magentakiste steht.
    »Alles okay«, rufe ich. »Nix passiert!« Dann stelle ich fest, dass das Wasser um mich herum blutrot gefärbt ist.
    Erschrocken kraule ich zum Rand des Hafenbeckens, hangele mich aufs Trockene und sehe mit Entsetzen, dass Blut aus meiner Flanke ins Wasser tropft.
    Da ich Rocky den Rücken zuwende, kann der nicht sehen, wie schlimm die Verletzung ist. »Halb so wild!«, rufe ich. »Kümmer dich um die Spritze!«
    Schmidtbauer will offenbar wissen, ob er mich erledigt hat, und leuchtet nun das Hafenbecken ab. Deshalb ist er momentan abgelenkt.
    Während sich mir der Lichtkegel langsam nähert, macht Rocky keine Anstalten, die Spritze zu holen. Stattdessen greift mein älterer Bruder beherzt in die Kiste mit Magenta und wirft sich eine Kralle voll von dem Teufelszeug ein.
    Ein, zwei Atemzüge noch, dann bin ich im Lichtkegel und damit auf dem Präsentierteller. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mich wieder ins schmutzige Wasser gleiten zu lassen. Während der Lichtkegel über mich hinwegwandert, tauche ich zu den Speedbooten, um hinter einem von ihnen Schutz zu suchen.
    Als ich die Nase vorsichtig aus dem Wasser hebe, sehe ich in die wutverzerrte Fratze meines Bruders. Rocky hat knallrote Augen, und die Haare stehen ihm zu Berge. Überhaupt scheint sein ganzes Fell zu leuchten.
    Während Schmidtbauer ein zweites Mal in die Knie geht, um Ernie nun endlich die tödliche Injektion

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