Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
umwandeln lassen wollen! Ihr kriegt, was ihr verdient!« Dann rennt er durchs Haus in die Garage.
»Starkey!«, brüllt ihm einer der anderen hinterher. »Was zum Teufel hast du vor?«
»Werdet ihr schon sehen.«
In der Garage findet er einen Benzinkanister. Er ist nur halb voll, aber das reicht. Starkey verschüttet überall im Haus Benzin. Auf dem Kaminsims findet er Streichhölzer.
Kurze Zeit später rennt er durch den Vorgarten zu seinen Freunden, die in den Jeeps auf ihn warten, während im Haus hinter ihm schon ein unheilvoller Feuerschein zu sehen ist. Als er im Jeep sitzt, lodern Flammen hinter den Fenstern auf, und als die Autos mit quietschenden Reifen davonfahren, explodieren die Fenster und Rauch steigt aus dem Inferno auf. Das Haus ist zu einem lodernden Signalfeuer geworden, das der Welt mitteilt: Mason Starkey war hier und die Schweine werden bezahlen.
43.
Lawine
Ich unterzeichne dieses Dokument aus freiem Willen.
Das war die letzte Zeile der Einwilligungserklärung, die Risa Ward unterschrieben hat, genau wie Roberta es vorhergesagt hatte. Nachdem sie das Formular unterzeichnet hatte, wurde ihr eine neue Wirbelsäule eingesetzt, sodass sie die Beine wieder benutzen kann. Aber das war nicht alles. Ihre Unterschrift hat eine Lawine von Ereignissen ausgelöst, die Risa unmöglich vorhersehen konnte, die Roberta, ihre Verbündeten und deren Geld choreografiert hatten.
… aus freiem Willen.
Risa hat noch nie auf Skiern gestanden, denn solche überflüssigen Freizeitaktivitäten waren für staatliche Mündel nicht vorgesehen. Doch in letzter Zeit träumt sie davon, dass sie eine schwarze Piste hinunterfährt, gejagt von einer gigantischen Lawine. Sie kann nicht anhalten, bevor sie unten ankommt oder in einen Abgrund und ihr Verderben stürzt.
… aus freiem Willen.
Ehe die Fernsehinterviews stattfinden, die öffentlichen Verlautbarungen gesendet werden, ehe sie erfährt, was man alles von ihr will, wird Risas verletzte Wirbelsäule ersetzt. Sie erwacht aus einem fünftägigen künstlichen Koma in einer schönen neuen Welt.
44.
Risa
»Spürst du das?«, fragt die Krankenschwester und kratzt mit einem Kunststoffspatel über Risas Zehen. Unwillkürlich keucht Risa. Ja, sie spürt es – und es ist kein Phantomgefühl. Sie spürt die Laken an ihren Beinen. Sie spürt ihre Zehen wieder. Als sie jedoch versucht, sie zu bewegen, zuckt ihr ein Schmerz durch den gesamten Körper.
»Beweg dich nicht, Liebes«, rät die Krankenschwester. »Lass die Arznei ihre Wirkung tun. Wir verwenden Wirkstoffe der zweiten Generation. In zwei Wochen bist du auf den Beinen und kannst laufen.«
Bei diesen Worten beginnt Risas Herz zu rasen. Sie wünscht, es gebe eine direktere Verbindung zwischen Herz und Verstand, damit der Teil in ihr, der das alles will, den anderen Teil, der es nicht will, besser in Schach halten könnte. Denn während ihre Vernunft verschmähen will, was für sie getan wurde, freut sich die Unvernunft in ihr darauf, sich aufzurichten und mit der Kraft der eigenen Beine fortzubewegen.
»Du wirst natürlich viel Physiotherapie brauchen. Allerdings nicht so viel, wie du vielleicht annimmst.« Die Krankenschwester überprüft die Geräte, die an Risas Beine angeschlossen sind. Elektrische Impulse sorgen dafür, dass sich die Muskeln zusammenziehen und wieder entspannen, damit sie aus ihrem verkümmerten Zustand erwachen. Risa hat das Gefühl, kilometerweit gelaufen zu sein, obwohl sie das Bett nicht verlassen hat.
Sie ist nicht mehr in einer Zelle, aber ein Krankenhaus ist das hier auch nicht. Es muss sich um ein Privathaus handeln. Vor dem Fenster hört Risa das Rauschen der Brandung.
Sie fragt sich, ob die Angestellten ihre Identität kennen und wissen, was mit ihr geschehen ist. Sie erwähnt es lieber nicht, weil es zu sehr schmerzt. Stattdessen hangelt sie sich von Tag zu Tag und wartet, dass Roberta wiederkommt und ihr erklärt, was sie noch tun muss, um ihren sogenannten Vertrag zu erfüllen.
Zu Besuch kommt allerdings nicht Roberta, sondern Cam. Er ist die letzte Person, die Risa sehen will – wenn man ihn überhaupt als Person bezeichnen kann. Sein Haar ist etwas voller geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hat, und die Narben in seinem Gesicht verblassen zusehends. Die Grenzen zwischen den verschiedenfarbigen Hautpartien sind kaum noch zu erkennen.
»Ich wollte sehen, wie es dir geht«, sagt er.
»Mir ist speiübel«, erwidert sie, »aber erst, seitdem du hier reingekommen
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