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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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Schlachthauses Musik machte, als es in die Luft flog. Die Erinnerung an ihren Tod treibt ihr die notwendigen Tränen in die Augen. Dann besinnt sie sich auf eine Rolle, die sie schon einmal gerettet hat: die der albernen Göre, die in Fragen redet.
    »Hallo, kann uns mal jemand helfen? Mein Bruder war auf dem Dach und hat Ziegel ausgetauscht? Da ist er vom Dach gefallen und hat sich schlimm wehgetan? Wir wissen nicht, was wir tun sollen? Wir haben ihn hergebracht, aber da ist so viel Blut, und wir haben total Angst? Können Sie uns helfen?«
    Sie hofft, dass ihre Tränen und das alberne Geschwätz die Leute so effektiv täuschen wie einst die Hush Puppy den feindlichen Radar. Gerüchten zufolge verwenden die JuPos mittlerweile DNA-Decoder, wenn sie unterwegs sind. Sie kann nur hoffen, dass die Geräte noch nicht in den Krankenhäusern Einzug gehalten haben.
    Die Mitarbeiter in der Notaufnahme lassen alles stehen und liegen und eilen ihnen zu Hilfe. In null Komma nichts liegt Dylan auf einer Transportliege und wird durch die Türen in den OP-Bereich geschoben, der nur für das Personal zugänglich ist.
    »Wird er wieder gesund?«, fragt Risa in einer Panik, die sie nur teilweise vortäuscht. »Weil, unsere Eltern sind verreist? Und wir wissen nicht, was wir tun sollen?«
    »Wir kümmern uns um ihn, Liebes«, beruhigt eine Krankenschwester sie. »Mach dir keine Sorgen.« Sie wirft Kiana, die Dylans Blut an den Kleidern hat, einen misstrauischen Blick zu, und rennt dann in den OP.
    Als sich die Türen schließen, rollt Risa mit den sorgfältig vorbereiteten gefälschten Dokumenten zum Aufnahmeschalter. Die Unterlagen sind absichtlich ungeordnet, damit der Eindruck entsteht, Risa sei hilflos und völlig überfordert.
    »Darum kümmern wir uns später«, sagt die Sachbearbeiterin resigniert, nachdem sie vergeblich versucht hat, Ordnung in die Sache zu bringen, und nimmt den Nächsten in der Schlange dran.

    Eine Stunde lang warten sie schweigend. Kiana geht unruhig auf und ab, ohne auf Risas Ermahnungen, sich endlich zu beruhigen, einzugehen; vielleicht macht ihre Nervosität die Geschichte, die Risa den Leuten aufgetischt hat, aber auch glaubhafter. Endlich kommt die Krankenschwester ins Wartezimmer. Sie hat Tränen in den Augen und Risa dreht sich der Magen um. Ihr ist, als wäre Dylan, den sie vor dem heutigen Tag noch gar nicht gekannt hat, wirklich ihr Bruder.
    »Liebes, ich fürchte, ich habe keine guten Nachrichten. Du musst dich auf das Schlimmste gefasst machen.«
    Risa umklammert die Räder ihres Rollstuhls; eine Welle der Trauer erfasst sie. Kiana schlägt die Hände vors Gesicht.
    »Es tut mir leid«, sagt die Krankenschwester, »aber dein Bruder war einfach zu schwer verletzt. Wir haben getan, was wir konnten …«
    Risa sieht sie ungläubig und entsetzt an. Die Krankenschwester legt ihr die Hand auf den Arm und tätschelt ihn sanft. »Ich kann mir vorstellen, wie dir jetzt zumute ist, aber wir müssen deine Eltern informieren. Wir haben es versucht, aber unter den Nummern, die du uns gegeben hast, hat sich niemand gemeldet. Weißt du, wie man sie sonst noch erreichen kann?«
    Risa, der das Haar ins Gesicht fällt, schüttelt den Kopf.
    »Tja, dann«, sagt die Krankenschwester, »müssen wir es eben weiter probieren. Vielleicht gibt es noch jemand anders, den du anrufen kannst …«
    »Können Sie uns wohl kurz allein lassen?«, bittet Risa leise.
    »Natürlich, Liebes.« Die Krankenschwester drückt ihr beruhigend die Hand und kehrt in die Notaufnahme zurück, wo Dylans Leiche darauf wartet, von Eltern abgeholt zu werden, die es nicht gibt.
    Risa wischt ihre Tränen weg und versucht sich damit zu trösten, dass sie ihr Bestes gegeben hat.
    Da sagt Kiana: »Es ist genau wie die letzten Male.«
    Das lässt Risa aufhorchen. Ihr kommt ein Verdacht.
    Sie fragt sich, wie genau.
    »Kiana … du weißt schon, dass du jedes Mal in ein anderes Krankenhaus fahren musst, oder?«
    Kianas Gesichtsausdruck verrät ihr, dass sie diese Regel nicht kennt. »Muss es in einem Notfall nicht das nächste Krankenhaus sein?«
    Risa wird plötzlich von einer großen Angst erfasst, doch gleichzeitig keimt auch Hoffnung in ihr auf. »Als du die anderen Male hier warst, war die Krankenschwester von eben auch da?«
    »Ich glaube schon. Zumindest einmal. Das ist schlecht, oder?«
    »Ja und nein. Bin gleich wieder da.«
    Risa rollt zum Bereich, zu dem nur befugtes Personal Zutritt hat, und öffnet die Tür. Sie findet sich in einem hellen

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