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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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kommt.
    Risa hält nach Hannah Ausschau, aber sie ist zwischen den vielen Schülern auf dem Parkplatz verschwunden.
    Connor schaut Risa an, und die Angst in seinen Augen verdrängt die Wut. »Lauf.«
    Diesmal zögert Risa nicht. Sie rennt zusammen mit ihm los in Richtung Straße, als auf einmal ein Feuerlöschfahrzeug mit heulendem Martinshorn vorfährt und ihnen den Weg versperrt. Sie können nirgendwohin flüchten. Der Feueralarm ist genau zum richtigen Zeitpunkt ausgelöst worden und hat sie bis hierher gebracht, aber langsam legt sich die Aufregung. Die Schüler stehen in Gruppen herum, statt ziellos zu rennen, und von allen Seiten kommen Polizisten.
    Sie brauchen etwas, das für neue Unruhe sorgt. Etwas Schlimmeres als einen Feueralarm.
    Die Antwort ist da, bevor Risa aus der Idee einen Gedanken formen kann, sie redet, bevor sie weiß, was sie sagen will.
    »Fang an zu klatschen!«
    »Was?«
    »Klatsch einfach. Vertrau mir!«
    Connor zeigt mit einem kurzen Nicken, dass er verstanden hat. Er schlägt die Handflächen zusammen, zuerst langsam und dann immer schneller. Sie tut es ihm nach, und beide applaudieren, als wären sie bei einem Konzert und bejubelten ihre Lieblingsband.
    Ein Schüler neben ihnen lässt seinen Rucksack fallen und schaut sie voller Entsetzen an.
    »Klatscher!«, schreit er.
    In einer Sekunde macht das Wort die Runde.
    KlatscherKlatscherKlatscher …
    Die Umstehenden wiederholen es. Rasch haben so viele Schüler das Wort gehört, dass eine ausgewachsene Panik ausbricht.
    »Klatscher!«, schreien alle und rennen los, aber niemand weiß genau, wohin. Alle möchten nur möglichst rasch von der Schule wegkommen.
    Risa und Connor klatschen weiter. Ihre Handflächen sind schon ganz rot von ihrem zweistimmigen Applaus. Solange um sie herum alle in blinder Angst durcheinanderrennen, können die Polizisten nicht zu ihnen vordringen. Lev ist verschwunden, niedergetrampelt von der panischen Menge, und die Feuersirenen, die heulen, als würden sie das Ende der Welt verkünden, machen alles nur noch schlimmer.
    Sie hören auf zu klatschen und werden Teil der rennenden Menge.
    Da holt sie jemand ein. Es ist Hannah. Ihr Plan, sie mit dem Auto vom Schulgelände zu bringen, ist gescheitert, deshalb übergibt sie Risa rasch wieder das Baby.
    »In der Fleming Street ist ein Antiquitätenladen«, sagt sie. »Fragt nach Sonia. Sie hilft euch.«
    »Wir sind keine Klatscher«, ist alles, was Risa einfällt.
    »Ich weiß. Viel Glück.«
    Sie haben keine Zeit mehr, sich zu bedanken. Die wilde Menge reißt Hannah in die andere Richtung mit sich. Risa stolpert und merkt, dass sie schon auf der Straße sind. Der Verkehr ist zum Erliegen gekommen, als viele Hundert Schüler in wilder Panik vor den Terroristen fliehen. Das Baby auf Risas Arm schreit, aber sein Schreien ist nichts gegen die Schreie der Menge. Gleich haben sie die Straße überquert und sind im Gewühl verschwunden.

18. Lev
    Das bedeutet allein zu sein: Lev Calder unter den trampelnden Füßen einer in Panik geratenen Menschenmenge.
    »Risa! Connor! Hilfe!«
    Er hätte niemals laut ihre Namen rufen dürfen, aber jetzt kann er es nicht mehr rückgängig machen. Sie sind vor ihm weggerannt. Sie hassen ihn. Sie wissen, was er getan hat. Hunderte von Füßen laufen über Lev hinweg, als wäre er gar nicht da. Sie treten auf seine Hand, ein Stiefel drückt sich in seine Brust, und ein Junge stößt sich von seinem Körper wie von einem Sprungbrett ab, um noch schneller zu werden.
    Klatscher. Alle schreien etwas von Klatschern, nur weil er den blöden Feueralarm ausgelöst hat.
    Er muss Risa und Connor einholen. Er muss ihnen alles erklären und ihnen sagen, dass es ihm leidtut, dass es falsch war, sie zu verraten, und dass er den Feueralarm ausgelöst hat, um ihnen die Flucht zu ermöglichen. Sie verstehen ihn bestimmt, denn sie sind jetzt seine einzigen Freunde. Nein, nicht mehr – sie waren es. Er hat alles kaputt gemacht.
    Endlich flaut der Ansturm ab, und Lev kann sich aufrappeln. Seine Hose ist am Knie zerrissen, und er schmeckt Blut – wahrscheinlich hat er sich auf die Zunge gebissen. Er schaut sich um. Die meisten Schüler haben das Schulgelände verlassen, sie sind auf der Straße oder noch weiter weg und verschwinden langsam in den Nebenstraßen. Nur noch Nachzügler sind da.
    »Bleib nicht stehen«, ruft ein vorbeirennender Junge ihm zu. »Auf dem Dach sind Klatscher!«
    »Nein«, sagt ein anderer. »Ich hab gehört, sie sind in der

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