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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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Autos standen. Dann musste er nur noch ein unverschlossenes Badezimmerfenster finden, das zu einem der freien Zimmer gehörte. Solange die Vorhänge geschlossen und die Lichter aus sind, erfährt kein Mensch, dass sie hier übernachten.
    »Mein Genie färbt auf dich ab«, erklärt CyFi. Er ist wieder ganz der Alte, als hätte es den Vorfall am Morgen nie gegeben. Aber es ist passiert, das wissen beide.
    Draußen hören sie, wie sich eine Autotür öffnet. Lev und Cy sind bereit zu fliehen, falls ein Schlüssel ins Türschloss gesteckt wird, doch es ist eine andere Tür, die sich öffnet, ein paar Zimmer weiter. Cy schüttelt sich und ist schon wieder ganz locker, aber Lev kann sich nicht entspannen. Noch nicht.
    »Ich will wissen, was heute los war«, sagt er. Es ist keine Frage. Es ist eine Aufforderung.
    »Ist doch Geschichte«, sagt Cy gleichgültig. »Vergiss die Vergangenheit, lebe im Hier und Jetzt, Bruder. Das ist echte Weisheit, die kannst du einbuddeln und wieder ausgraben, wenn du sie brauchst!«
    »Und wenn ich sie jetzt ausgraben will?« Lev denkt kurz nach und holt dann das Diamantarmband aus der Tasche. Er hält es Cy so vor die Nase, dass sich das Licht der Straßenlaterne, das durch einen Schlitz zwischen den Vorhängen fällt, glitzernd in den Diamanten bricht.
    »Wo hast du das her?« Die Unbekümmertheit ist plötzlich aus CyFis Stimme verschwunden.
    »Ich habe es behalten«, sagt Lev ruhig. »Ich dachte, es könnte noch nützlich sein.«
    »Hab dir doch gesagt, du sollst es loswerden.«
    »Das hast du nicht zu entscheiden. Immerhin behauptest du selbst, dass du es nicht gestohlen hast.« Lev dreht das Armband so, dass ein Diamant das Licht direkt in CyFis Auge lenkt. Bei der Dunkelheit sieht Lev nicht viel, doch er könnte schwören, dass CyFis Wange zu zucken beginnt.
    Cy steht auf und sieht von oben auf Lev herab. Lev erhebt sich ebenfalls. Er ist einen Kopf kleiner als CyFi. »Steck das weg«, sagt CyFi, »oder ich mach Kleinholz aus dir.«
    Lev hält das durchaus für möglich. CyFi ballt die Fäuste. Mit den Verbänden sieht er wirklich aus wie ein Boxer, bevor er die Boxhandschuhe anzieht. Trotzdem gibt Lev nicht nach, sondern wedelt weiter mit dem Armband. Es streut lauter kleine glitzernde Lichtblitze in den Raum, fast wie eine Discokugel. »Ich stecke es weg, wenn du mir erzählst, warum du die Sachen in deinen Taschen hattest.«
    »Erst musst du es wegtun, dann sag ich’s dir.«
    »Na gut.« Lev steckt das Armband in die Tasche und wartet, doch da CyFi schweigt, hilft Lev ein wenig nach. »Wie heißt er?«, fragt er. »Oder ist es eine Sie?«
    CyFi lässt ergeben die Schultern fallen und sinkt in einen Sessel. Lev setzt sich auf den Bettrand, nicht weit weg von Cy. Da er in der Dunkelheit sein Gesicht nicht sieht, konzentriert er sich ganz auf seine Stimme. Solange sie noch nach Cy klingt, weiß er, dass es ihm gut geht.
    »Es ist ein Er«, sagt Cy. »Keine Ahnung, wie er heißt. Seinen Namen hat er wohl in einem anderen Teil seines Gehirns aufbewahrt. Hab ja nur den rechten Schläfenlappen, das ist nur ein Achtel des Großhirns. Bin also zu sieben Achteln ich und zu einem Achtel er.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.« Ehe Lev in der Apotheke das Verbandszeug gestohlen hatte, wusste er schon, was mit Cy los ist. Den Hinweis hat CyFi ihm selber gegeben. Geh schon, ehe er es sich anders überlegt , hat er gesagt. »Also war er ein Dieb?«
    »Er hatte … Probleme. Wahrscheinlich haben seine Eltern ihn deswegen umwandeln lassen. Und eins seiner Probleme ist jetzt meins.«
    »Wow. Scheiße.«
    CyFi lacht bitter. »Das kannst du laut sagen, Mann.«
    »So etwas Ähnliches ist meinem Bruder Ray auch passiert«, sagt Lev. »Er hat auf einer staatlichen Auktion vier Hektar Land an einem See ersteigert, zum Spottpreis. Dann hat er gemerkt, dass auf seinem Land ein Bunker lag, aus dem giftige Chemikalien in den Boden sickerten. Da es nun sein Land war, war es auch sein Problem. Es hat ihn zehnmal so viel gekostet wie der Kauf, die Giftstoffe entsorgen zu lassen.«
    »Blöd gelaufen«, sagt Cy.
    »Ja, aber immerhin hatte er das Gift nicht im Hirn.«
    Cy blickt zu Boden. »So übel ist er gar nicht. Aber manchmal geht der mir auf den Senkel, Mann.« CyFi redet, als wäre der Junge noch da, als säße mit ihnen im Zimmer. »Der hat so einen Drang, Sachen zu klauen – so ’ne Art Sucht, verstehst du? Alles, was glänzt. Er braucht es gar nicht, aber er muss es einfach mitgehen lassen. Ich

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