Vollendung - Thriller
Menschheit bestimmt ist.
Aber man muss unbedingt berücksichtigen, sagte Cathy in Markhams Kopf, dass die Statue ursprünglich als Grabdenkmal gedacht war, nicht einfach als Andachtsbild.
Markham tippte Rhode Island Grabmonument privat Denkmal öffentlich.
Nichts.
Was fehlt?, dachte Markham hektisch. Spontan änderte er seine Suchkriterien in Rhode Island Friedhof privat Denkmal öffentlich Glaube.
Er klickte auf das erste seiner Suchresultate. Was er sah, ließ ihm den Atem stocken.
Das erste Bild war die Außenaufnahme eines kleinen, runden Baus, der aus Marmor zu sein schien und Markham an die Säulentempel des antiken Roms erinnerte. Die Säulen selbst waren um eine innere Wand angeordnet, durch die es nur einen einzigen Eingang zu geben schien. Die Bildunterschrift lautete:
Der Tempel des Göttlichen Geistes liegt im Zentrum des Echo Point Friedhofs. Seine kreisförmige Bauweise – inspiriert vom »Rundtempel« des Herkules in Rom – soll ein allumfassendes Denkmal für jene sein, die von uns gegangen sind, wie auch ein Monument für jene, die zurückgeblieben sind. Er ist ein Ort des Gebets und der Kontemplation, öffentlich und für Menschen jeden Glaubens offen. Scheuen Sie sich bei Ihrem nächsten Ausflug zum Echo- Point-Friedhof nicht, Ihrer verstorbenen Angehörigen im Tempel des Göttlichen Geistes zu gedenken.
Unter dem Text war ein weiteres Foto – diesmal vom Innern des Tempels.
Markham hielt sich nicht damit auf, die Bildunterschrift zu lesen.
Die einzelne Säule aus Sonnenlicht, das durch das Auge in der Decke des Tempels strömte, verriet ihm alles, was er wissen musste.
35
W ährend Sam Markham und Bill Burrell hastig ihre Agenten zusammenriefen, während Rachel Sullivan in aller Eile sämtliche Polizeidienstellen alarmierte, damit sie sich zu dem abgelegenen Echo-Point-Friedhof in Exeter, Rhode Island, aufmachten, baute der Bildhauer im Schutz der Dunkelheit bereits seine Pietà auf. Der Regen hatte schon früher am Abend aufgehört, aber der Himmel blieb bedeckt, und die Luft war so feucht, dass der Bildhauer unter seinem Nachtsichtgerät schwitzte. Die Entfernung, über die er seine Pietà tragen musste, war wesentlich kürzer als die Entfernung, über die er seinen Bacchus einige Wochen zuvor getragen hatte – in gerader Linie keine zehn Meter vom Laderaum seines Transporters aus. Aber die Pietà war viel schwerer als der Bacchus – viel sperriger und wegen der Empfindlichkeit der gestärkten Gewänder viel schwieriger zu manövrieren für den muskulösen Bildhauer. Nachdem es ihm jedoch gelungen war, die Statue vorsichtig auf einen Rollwagen zu setzen, den er eigens zu diesem Zweck vor mehr als einem Jahr gebaut hatte, gelang es dem Bildhauer letzten Endes aber, seine Pietà über den gepflasterten Weg und die Stufen zum Tempel des Göttlichen Geistes hinaufzuziehen.
Der Bildhauer lud seine Pietà behutsam direkt unter dem Auge des Tempels ab – jener Öffnung, die perfekt die ursprüngliche visuelle Dynamik in der Katakombe widerspiegeln würde, die von den Christen den neuen Namen Kapelle St. Petronilla bekommen hatte. Den »Schleiereffekt« hatte er mit einem Stück straff gezogener Angelschnur in der Stirn der Jungfrau erzeugt, und er war atemberaubend, aber der Bildhauer hielt nur kurz inne, um sein Werk zu bewundern – er wagte es nur eine Minute lang, mit seinem Nachtsichtgerät in dem höhlenartigen Tempel zu stehen und liebevoll die ästhetische Göttlichkeit zu betrachten, die das durch Wolken gefilterte Mondlicht von oben schuf.
Ja, das namenlose Material, das er in den Straßen von South Providence aufgelesen hatte, der Kopf der Prostituierten, den er für den der Jungfrau ausgewählt hatte, erwies sich als perfekt – ihr jugendliches Gesicht war traurig, aber heiter, voller Liebe und Verlangen, aber zugleich friedvoll in dem Wissen, dass ihr Sohn bald über den Tod triumphieren würde. Und das RounDaWay17-Material hatte sich ebenfalls als ausgezeichnet herausgestellt; es hatte genau die richtigen Proportionen im Verhältnis zum Körper der Jungfrau und spiegelte durch das Nachtsichtgerät betrachtet wie geplant das übernatürliche Leuchten des einfallenden Mondlichts wider – genau, wie von Dr. Hildy in ihrem Buch beschrieben.
O ja, der Bildhauer hätte die ganze Nacht dort stehen und seine Pietà bestaunen können, aber er wusste auch, das wäre töricht oder zumindest Zeitverschwendung gewesen.
Wie vom Bildhauer erhofft, waren die lokalen
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