Vollendung - Thriller
Entdeckung von Tommy Campbell aus dem Boden geschossen waren. Tatsächlich schienen die Medien von nichts anderem zu reden, und Markham überkam jedes Mal, wenn er seinen Computer oder seinen Fernseher einschaltete, eine greifbare Beklemmung. Am schlimmsten war, wie vernarrt die Öffentlichkeit in Catherine Hildebrant war – die Frau, die Sam Markham liebte, wie er nun wusste, die die Öffentlichkeit wegen ihrer inzwischen unbestreitbaren Verbindung zum Bildhauer liebte. Seit die Medien davon Wind bekommen hatten, dass der Bildhauer den Exmann der hübschen Kunstgeschichtsprofessorin für den Körper der Heiligen Jungfrau verwendet hatte, war dem FBI klar gewesen, dass sie Cathy nicht länger vor der Presse abschirmen, die Verbindung zwischen dem Mörder und ihrem Buch nicht länger geheim halten konnten. Und daher war dem FBI ebenfalls klar, dass es Cathy nicht mehr sinnvoll als Beraterin in dem Fall einsetzen konnte.
Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
Cathy hatte sich rasch von ihrer Gehirnerschütterung erholt – sie schien mit neu gewonnener Kraft zu erwachen, mit einem neu gewonnenen Verständnis ihrer Rolle bei der Jagd auf den Mann, der anscheinend so besessen von ihr war. Sie hatte darauf bestanden, die Pietà des Bildhauers persönlich im Leichenschauhaus in Augenschein zu nehmen, hatte sie mit vielleicht noch scharfsinnigerem Blick untersucht als den Bacchus unten in Watch Hill, obwohl sie genau wusste, dass es der Oberkörper ihres Exmanns war, der die fließenden Gewänder der Jungfrau Maria trug. Markham war ein Dutzend Mal am Tag in Kontakt mit Cathy, er sprach über sein Handy mit ihr, wenn sie stundenlange Computerrecherchen für ihn anstellte, während er seinen Spuren quer durch Neuengland folgte. Sicher, Cathy schien sich gut zu halten, aber Markham machte sich große Sorgen um sie. Sie war natürlich außer Gefahr – man hatte sie sofort nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus in ein sicheres Haus des FBI außerhalb Bostons gebracht. Aber Markham fürchtete den Tribut, den die ganze Tortur von ihr forderte, fürchtete den Moment, in dem sie wirklich im ganzen Umfang begriff, was mit ihrem Mann geschehen war – was allen anderen als Folge ihres Buchs geschehen war.
Keine Sorge, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Sie ist eine Kämpferin – genau wie ihre Mutter.
Rachel Sullivan hatte in der Vorwoche in einer Presseerklärung offiziell die Namen der Opfer bekannt gegeben, deren Körperteile der Bildhauer für seine Pietà verwendet hatte.
Es waren insgesamt vier.
Natürlich hatte das FBI von Beginn an über Steve Rogers Bescheid gewusst, dessen kopf- und handlose Leiche noch immer auf die Freigabe wartete, damit sie nach Chicago geflogen und von seiner Familie beigesetzt werden konnte. Was die übrigen Opfer anging, so ergab sich nach Entfernung der Farbe von den Fingerspitzen eine Übereinstimmung beim Abgleich mit der Fingerabdruckdatenbank des FBI und zwar sowohl bei den Händen der Madonna als auch bei denen der Christusfigur – beziehungsweise Esther Muniz, achtundzwanzig Jahre alt zum Zeitpunkt ihres Verschwindens und aus Providence, sowie Paul Jimenez, achtzehn, aus Boston und Virginia Beach.
Beide waren als Prostituierte bekannt.
Das vierte Opfer war ebenfalls eine Prostituierte, und nachdem das FBI ein Foto vom Kopf der Madonna veröffentlicht hatte – digital verändert und eingefärbt, so wie das Opfer zu Lebzeiten ausgesehen haben könnte, gelang es den Behörden rasch, einen anonymen Hinweis zu bestätigen, dass es sich um Karen Canfield handelte – ursprünglich aus Dayton, Ohio, neunzehn Jahre alt, als sie drei Jahre zuvor in den Straßen von Providence verschwunden war. DN A -Tests ergaben, dass ihr Kopf mit den Brüsten übereinstimmte, die man an Steve Rogers’ Torso gefunden hatte.
Von den beiden Frauen war nur Muniz als vermisst gemeldet worden, von einem gewalttätigen Freund, der kurz nach dem Verschwinden seiner Freundin bei einem verpfuschten Drogengeschäft ums Leben gekommen war. Muniz war nicht nur als Prostituierte und verurteilte Straftäterin aktenkundig, sondern auch als regelmäßige Drogenkonsumentin, und sie hatte drei Kinder von ebenso vielen Männern.
Alle ihre Kinder waren seit dem Tag ihrer Geburt in Pflegefamilien untergebracht.
Canfield, vierzehn, als sie aus Dayton weglief, war von ihrer alkoholkranken Mutter zuletzt fünf Jahre vor ihrem Verschwinden gesehen worden. Die Frau gab gegenüber dem FBI an, sie habe keine
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