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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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davon überzeugt gewesen wäre, dass sie uns nicht dorthin führt, wo er seine Pietà auszustellen gedachte – oder zumindest erst, wenn es zu spät ist, ihn zu erwischen.«
    »St. Peter«, sagte Cathy und schluckte schwer. »Die echte Pietà steht im Petersdom.«
    »Ich weiß, Cathy, aber das ist zu einfach. Ich habe in diese Richtung Vorsorge getroffen, das schon, aber mein Bauch sagt mir, dass es die falsche Richtung ist. Dafür ist dieser Kerl zu gerissen. Du musst überlegen, wo der Täter seine Pietà möglicherweise noch ausstellen will.«
    Cathy war einen Moment still, sie sah Markham in die Augen, und die Liebe, die aus ihnen sprach, gab ihr die Kraft fortzufahren.
    »Die Statue stand ursprünglich in der Kapelle St. Petronilla.«
    »Ja, St. Petronilla. Ich habe es in deinem Buch nachgelesen – für das Grab eines französischen Kardinals namens Billheres in Auftrag gegeben.«
    »Die Kapelle selbst war ursprünglich ein altes römisches Mausoleum, das von den Christen am ersten Standplatz von St. Peter zweckentfremdet wurde – bevor die Kirche im frühen 16. Jahrhundert von dem berühmten italienischen Architekten Donato Bramante neu konzipiert und gebaut wurde. Die Kapelle existiert in ihrer römischen Form nicht mehr, und man ist sich nicht einig darüber, wie sie ursprünglich aussah, ehe Bramante Hand an sie legte. Wenn man jedoch berücksichtigt, dass Michelangelo seine Pietà für diesen bestimmten Ort entworfen hat, dann ist eins sicher.«
    »Nämlich?«
    »Wenn die Pietà von natürlichem Licht beleuchtet wird, das von oben kommt, wie es im alten Petersdom der Fall gewesen wäre, liegt das Gesicht der Jungfrau Maria im Schatten, während der Körper Christi voll ausgeleuchtet ist. Die metaphorischen Folgerungen sind offensichtlich – das Licht, das ewige Leben im Fleisch des sterbenden Heilands … Aber man muss unbedingt berücksichtigen, dass die Statue ursprünglich als Grabdenkmal gedacht war, nicht einfach als Andachtsbild – obwohl sie das auch ist. Die ganze Konzeption der Pietà  – die Art, wie der Blick der Jungfrau und ihre offenen Arme unsere Aufmerksamkeit zuerst auf ihren Sohn und dann auf die sterblichen Überreste, die unter ihr begraben sind, lenken – in der ursprünglichen Installation und Beleuchtung forderte sie uns dazu auf, die Statue so zu sehen, wie von Michelangelo beabsichtigt, das heißt in einem Kontext, in dem der Betrachter nicht nur über Christus den Erlöser nachdenkt, sondern auch über seine eigene Sterblichkeit sowie über die von Kardinal Billheres.«
    »Dann glaubst du also, dass das Licht von oben der Schlüssel zur Gesamtwirkung der Statue ist?«
    »Ja. Wenn du dir die Bilder in meinem Buch noch einmal ansiehst, wirst du bei den Nahaufnahmen eine feine Linie in der Stirn der Heiligen Jungfrau bemerken. Aus der Ferne unter Licht von oben betrachtet, erzeugt diese Linie die Illusion eines dünnen Schleiers – ein genialer Trick, sicher, aber man sieht ihn nur, wenn das Licht stimmt. Andernfalls ist es einfach eine Linie in ihrer Stirn.«
    »Es geht also«, sagte Markham, »nicht so sehr um die Verbindung zu St. Peter als vielmehr zu einer Kapelle, vielleicht sogar einem Mausoleum, wo das Licht von oben auf die Statue einfallen würde. Das bedeutet dann, dass der Ort selbst dem Täter sehr wichtig ist, was die generelle Wahrnehmung der Statue durch den Betrachter angeht. Wie bei seinem Bacchus . Dodds Skulpturengarten war mehr als eine historische Anspielung, der Versuch, die Statue in den Kontext ihres ursprünglichen Standplatzes zu bringen. Ja, vielleicht hat der Täter seinen Bacchus in Dodds Garten ausgestellt, weil es unterschwellig die Wahrnehmung eines Renaissance-Betrachters von Michelangelos Bacchus nachahmte – eine Wahrnehmung, die uns der Michelangelo-Mörder so ermöglichen wollte, wie sie vor fünfhundert Jahren stattfand.«
    »Ich weiß es nicht, Sam«, seufzte Cathy, und in ihre Augen traten wieder Tränen. »Ich weiß gar nichts mehr.«
    »Psst«, sagte Markham und küsste sie auf die Stirn. »Du sollst wissen, dass du mir viel bedeutest. Du sollst wissen, dass ich mich jetzt um dich kümmere. Ich lasse nicht zu, dass du verletzt wirst.«
    Cathy fühlte ihr Herz schmelzen, fühlte, dass ihre Augen gleich vor Freude überfließen würden. Sie wollte Sam sagen, dass sie ihn liebte, aber eine Stimme von der Tür her unterbrach sie.
    »Sam?«
    Bill Burrell stand im Eingang.
    »Ich muss jetzt gehen, Cathy«, sagte Markham und

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