Vollendung - Thriller
nicht.«
Burrell stand nur da und schäumte.
»Es ist in ihrem Buch, Bill. Die Antwort steckt in ihrem Buch. Ich weiß es. Es war Cathy, die mich in jener Nacht fast zu ihm geführt hätte, die darauf kam, dass die Beleuchtung der Schlüssel war, die Parallele zwischen den Umgebungen, die dem Bildhauer für seine Ausstellung so viel bedeutete. Verstehen Sie nicht, Bill? Zusammen können wir ihn fangen. Sie müssen mir nur vertrauen.«
»Ich bin kein Idiot, Markham. Ich weiß, dass ihr beide seit Wochen Händchen haltet. Und Freundin oder nicht, ich sage Ihnen, wenn ihr etwas passiert, sind Sie erledigt. Will heißen, ich werde persönlich dafür sorgen, dass man Sie in die Poststelle versetzt. Haben Sie verstanden?«
»Ja.«
Burrell wandte ihm den Rücken zu und ließ den Blick wieder über die Skyline Bostons wandern.
»Wir bringen sie für zwei Wochen in Ihrem Gebäude unter – wir ändern ihre Haarfarbe und verpassen ihr Kontaktlinsen. Am Ende dieser zwei Wochen bewerten wir die Situation neu. Aber eins muss Ihnen klar sein: Ich kann zu jeder Zeit entscheiden, dass es zu riskant ist – weil die Presse Wind von ihr bekommen hat, weil ihr Aufenthaltsort bekannt wird, oder einfach, weil es mir nicht gefällt, wie sich die Sache entwickelt. Wenn ihr beide euch dann sträubt, ist sie draußen, und Sie können machen, was Sie wollen.«
»Ich verstehe.«
»Aber damit das ganz klar ist, Sam – egal was passiert, Sie sind für sie verantwortlich. Verstanden?«
»Ja. Danke, Bill.«
»Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Büro.«
39
D as sichere Haus des FBI war das einzige seiner Art, das es in Rhode Island noch gab. Es war ursprünglich als Überwachungsraum nach den Terrorangriffen des 11. September eingerichtet worden und lag im zweiten und dritten Stock eines Geschäftsgebäudes in der Innenstadt von Providence, direkt gegenüber dem ehemaligen Anwaltsbüro eines mutmaßlichen Al-Qaida-Sympathisanten, der schließlich vor Gericht gestellt wurde. Da der ursprüngliche Zweck damit hinfällig war, hatte es das FBI als Operationsbasis mit verschiedenen getrennten Wohnungen neu eingerichtet und erst im vergangenen Jahr begonnen, es als vorübergehende Unterkunft für seine Wanderagenten zu nutzen. Die gefälschten Tafeln am Gebäude wiesen aus, dass der zweite und dritte Stock von einem Import-Export-Unternehmen besetzt war, doch der Privatzugang zu dem unterirdischen Parkplatz und das Sicherheitssystem des Gebäudes mit Schlüsselkarten für die Aufzüge und jedes Stockwerk machten es zu einem doppelt sicheren Ort für alle Arten von FB I -Unternehmungen.
Auf eine merkwürdige Weise fühlte sich alles so normal an für Cathy. Es sah fast aus wie ihre vorherige Bude in Boston, aber dass sie dort mit Sam Markham wohnen würde, vermittelte ihr ein Gefühl von Zuhause – ein Gefühl, wie sie es als frisch Vermählte gehabt hatte, als sie mit Steve Rogers zusammengezogen war.
Steve Rogers.
Cathy bemühte sich, nicht an ihren Exmann zu denken – nicht an die Bilder von der DVD des Bildhauers zu denken, die sich in ihr Gehirn eingebrannt hatten. Sie wusste im tiefsten Innern, dass es nicht ihre Schuld war und dass der Michelangelo-Mörder schon Jagd auf seine Opfer gemacht hatte, bevor er überhaupt von Dr. Catherine Hildebrant gehört hatte. Vor allem aber versuchte Cathy, die gemischten Gefühle auszublenden, die sie jetzt, da ihr Mann tot war, in Bezug auf ihn hatte. Natürlich hätte sie ihrem ärgsten Feind nicht gewünscht, was der Michelangelo-Mörder ihm angetan hatte, aber was ihr zu schaffen machte, war das Gefühl, dass sie ihn zweimal verloren hatte – und dass das erste Mal, so ungern sie es zugab, schwerer gewesen war als das zweite.
Ich werde später Zeit haben, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, lautete nun ihr Mantra – so wie sie es sich während des Kampfs ihrer Mutter gegen den Brustkrebs immer vorgesagt hatte; doch danach folgten keine aufmunternden Worte, sich weiter auf ihr Buch oder ihre Festanstellung zu konzentrieren wie damals. Cathys neuer Refrain hieß: … wenn ich den Michelangelo-Mörder gefangen habe.
Cathy stand vor dem Badezimmerspiegel und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz. Es gefiel ihr nicht, wie sie mit blonden Strähnen aussah. Sie fand, sie wirkte billig damit, wie ein Pornostar. Aber es musste sein, es gehörte zu ihrer Abmachung mit Burrell und Boston. Woran sie sich noch schwerer gewöhnen würde, waren die Kontaktlinsen – die hatte sie noch nie
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