Vollendung - Thriller
gemacht. Er hatte eine Vielzahl verheirateter Frauen gebumst, und so war der junge Mann namens Christian nur einer aus einem Haufen Leute einschließlich Manzeras Exfrau gewesen, die öffentlich zugaben, dass sie froh waren, den Tennisprofi tot zu sehen. Und trotz Mr. und Mrs. Manzeras hartnäckigen Beteuerungen des Gegenteils war der Tod ihres Sohns mangels einer konkreten Spur von der Polizei deshalb schließlich als Unfall eingestuft worden.
Aber nun lagen die Dinge anders. Jetzt war das FBI an dem Fall dran. Sie hatten Videomaterial vom Bildhauer persönlich und würden die Verbindung zwischen der schwarzen Gestalt am Echo-Point-Friedhof und seiner eigenen Statur herstellen, sobald sie ihn zu Gesicht bekamen. Und anders als vor zehn Jahren, als der junge Mann namens Christian erst noch der Bildhauer werden musste, als er noch nicht einmal angefangen hatte, das Kutschhaus umzubauen, gab es jetzt Spuren zuhauf: der Transporter, die Ausrüstung, das Labor, von dem überschüssigen Material ganz zu schweigen, das überall verteilt war.
Nein, diesmal gab es kein Herauswinden. Wenn das FBI erst einmal einen Fuß auf sein Grundstück gesetzt hatte, würde es nicht lange brauchen, um zwei und zwei zusammenzuzählen.
Der Bildhauer spürte sein Herz schnell in der Brust schlagen; er fühlte den Drang, nach Hause zu rasen, seine Sachen zu packen und zu verduften, bevor das FBI kam. Aber als er kurze Zeit später den schwarzen Trailblazer aus dem Country Club kommen und in Richtung seines Hauses fahren sah, flüsterte eine Stimme von der Gelegenheit, die sich ihm gerade eröffnet hatte. Dass der schwarze Trailblazer langsam fuhr, bedeutete, der Mann, der früher als Christian bekannt gewesen war, war nur einer von vielen Leuten, die das FBI an diesem Tag befragen wollte – nur ein Name auf einer Liste.
Das war gut.
Das hieß, es blieb noch Zeit.
Und so jagte der Bildhauer in die entgegengesetzte Richtung davon – wählte eine Abkürzung über eine unbefestigte Straße durch den Wald, die ihn lange vor Ankunft des Trailblazers zu seinem Anwesen führen würde. Wenn sich der Bildhauer nicht irrte, würde ihm das Schicksal Dr. Hildy und ihren FB I -Freund frei Haus liefern.
O ja, der Bildhauer wollte unbedingt da sein, um sie in Empfang zu nehmen.
47
N ach seiner Unterhaltung mit Bill Burrell am Morgen, nachdem der SAC seine Internetidee erst lauwarm aufgenommen und dann widerstrebend akzeptiert hatte – und während Rachel Sullivan und ihr Team ein Profil für Craigslist und eine Reihe anderer in der Schwulengemeinde beliebter Websites zu erstellen begannen –, machte sich Markham geknickt und wenig begeistert daran, die Liste der Namen von Leuten, die zehn Jahre zuvor im Zusammenhang mit Damon Manzeras Tod befragt worden waren, aus dem Bericht der Polizei von East Greenwich abzuarbeiten. Schon fing er an, es für eine Zeitverschwendung zu halten.
Ohne den wahren Grund für ihren Besuch zu enthüllen, sprachen Markham und Cathy zuerst mit Manzeras Exfrau und dann mit dem Exmann der Frau, mit der Manzera sie vor seiner Scheidung betrogen hatte. Keiner von ihnen erkannte Cathy Hildebrant; keiner hatte etwas anderes zu sagen als das, was sie »der Polizei schon vor zehn Jahren erzählt« hatten. Beide schlugen jedoch vor, Markham und seine Partnerin sollten ihr Glück beim Geschäftsführer des East Greenwich Country Clubs versuchen.
»Es gibt noch Hoffnung, Sam«, hatte Cathy unterwegs gesagt. »Die Manzeras haben die ganze Zeit vermutet, dass ihr Sohn ermordet wurde. Dass die Polizei nichts finden konnte, bedeutet nicht, dass wir ebenfalls nichts finden.«
»Sieh dir die Adressen auf dieser Liste an, Cathy. Wahrscheinlich ein Who’s Who von Rhode Islands High Society. Du hast gesehen, wie kalt, wie misstrauisch und wie verschlossen Manzeras Exfrau und dieser andere Typ waren. Es ist wie bei unseren Freunden in Watch Hill – das Einzige, was diese Leute sogar noch mehr fürchten als den Michelangelo-Mörder, ist ein handfester Skandal.«
Der Geschäftsführer des East Greenwich Country Clubs erklärte Markham zwar, dass er in der Tat von Damon Manzera gehört habe, er erklärte jedoch auch, da er erst seit einem Jahr in dieser Position sei, fühle er sich unwohl, wenn er über Gerüchte seine Klubmitglieder betreffend sprechen solle.
»Die Manzeras sind eine der am meisten geachteten Familien von East Greenwich«, sagte er. »Außer seiner betagten Mutter hinterlässt Damon Manzera drei Schwestern –
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