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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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einer Weile. »Reden Sie noch viel mit ihm?«
    »Alle heiligen Zeiten.« Cathy zuckte mit den Achseln. »Wir standen uns schon vor der Scheidung meiner Eltern nie sehr nahe. Das letzte Mal habe ich ihn bei der Beerdigung gesehen – ich war ehrlich gesagt überrascht, dass er überhaupt erschienen ist. Er hat seinen Unterhalt immer brav gezahlt, aber das war so ziemlich das ganze Ausmaß unserer Beziehung. Er wollte mit meiner Mutter und mir nach der Scheidung im Grunde nichts mehr zu tun haben. So hat es meine Mutter zumindest hingestellt. Ich weiß, mein Vater würde Ihnen wahrscheinlich etwas anderes erzählen, dass sie es gewesen war, die mich ihm entzog, aber … Sie wissen schon, Taten sagen mehr als Worte und so. Ich habe jetzt seit fast zwei Jahren nicht mit ihm gesprochen, glaube ich. Er hat keine Ahnung von der Geschichte mit Steve.«
    »Steve?«
    »Mein Ex.«
    »Ach so, ja. Natürlich.«
    »Und was ist mit Ihnen? Sie sagten, Sie hätten in Connecticut gearbeitet, als Sie Ihre Frau kennenlernten. Sind Sie hier aufgewachsen?«
    »Ja. In Waterford. Meine Eltern leben immer noch dort. Seit mittlerweile fast fünfzig Jahren glücklich verheiratet.«
    »Und Ihre Frau? Wie lange sind Sie beide schon verheiratet?«
    »Meine Frau und ich sind nicht mehr zusammen«, sagte Markham knapp. »Aber wir waren etwas über zwei Jahre verheiratet.«
    »Ich wünschte, ich hätte mich für einen Zweijahresvertrag entschieden. Weniger investiert, weniger Zeit vergeudet – raus aus der ganzen Sache, solange man noch jung ist. Zumindest kann man es so sehen. Ich hoffe allerdings, bei Ihnen war es nicht wie bei mir – ich hoffe, es endete freundschaftlich.«
    Markham lächelte, erwiderte aber nichts, und plötzlich hatte Cathy das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben – als wäre sie zu persönlich geworden und hätte den FB I -Agenten irgendwie gekränkt. Sie fuhren schweigend weiter, eine Ewigkeit, wie es Cathy schien, während sie nach einer eleganten Überleitung suchte, um ihr Gespräch fortzusetzen. Sie hatte sich gerade auf ein »Es tut mir leid« festgelegt, als Markham schließlich wieder das Wort ergriff.
    »Sie müssen hungrig sein. Soll ich Ihnen irgendwo etwas holen, ehe ich Sie zu Hause absetze?«
    »Nein danke. Ich habe noch Reste im Kühlschrank, die ich aufessen möchte, bevor sie schlecht werden. Aber trotzdem, danke.«
    Während der restlichen Fahrt zurück nach Providence machten Markham und Cathy gelegentlich noch etwas Small Talk, durchaus angenehm größtenteils, aber ohne die Spontaneität und Ungezwungenheit der vorherigen Unterhaltung. Und als Sam Markham die Upper East Side erreichte, wurde Cathy von einer vagen Traurigkeit erfüllt, die sie an die späten Abendstunden allein in ihrem Schlafsaal in Harvard erinnerte – jene enttäuschten »Spielanalysen«, bei denen die schüchterne junge Frau ihre Verabredung wieder und wieder zerlegt hatte, um herauszufinden, warum alles den Bach hinuntergegangen war. Und auch wenn sie ihre Zeit mit Agent Markham im Lauf des Tages schwerlich als eine Romanze, als nicht rein beruflich angesehen hatte – in dem Moment, in dem Markham in die East George Street einbog, war sie – so ungern sie es sich eingestand – besorgt, sie könnte ihn nie wiedersehen.
    »Ich melde mich bald wieder bei Ihnen, Cathy«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Quantico hat schon verlauten lassen, dass ich eine Weile hier vor Ort arbeiten soll. Bis das Büro in Boston …«
    Hätte Cathy nicht Markham angesehen, wäre sie nicht so erleichtert über die Worte des Special Agents gewesen, dann hätte sie das mobile Nachrichtenstudio von Channel 9 bestimmt vor ihm entdeckt. Und als sie dem Blick des Agents folgte, erkannte sie das weiße Fahrzeug, das hundert Meter weiter oben am Straßenrand stand, sofort. Dort, genau vor ihrem Haus, leuchtete die verhasste gelbe Neun mit dem großen blauen Auge in der Mitte – dasselbe Auge, das ihr schon so oft aus dem Fernsehgerät entgegengestarrt hatte; dasselbe blaue Auge, das sie vor einer Stunde Dodds Anwesen verlassen sehen hatte.
    »Das habe ich befürchtet«, sagte Markham und hielt an. »Verdammte Kleinstadtpolizei.«
    Cathy brauchte keinen FB I -Agenten, um zu wissen, dass das große blaue Auge sie hatte kommen sehen, denn noch bevor sie und Markham aus dem Trailblazer stiegen, hatten ein Kameramann und ein Reporter am Eingang zu Cathys Haus Stellung bezogen.
    Markhams Handy läutete.
    »Ja? Ja, ich sehe sie. Nein,

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