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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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habe noch ein Jahr, drei Monate und dreiundzwanzig Tage.«
    Markham lachte, und Cathy fiel zu ihrer eigenen Überraschung mit ein.
    »Ach ja«, seufzte der Agent. »Ich werde mir wohl ein Cabrio kaufen. Oder ein Motorrad. Heißt es nicht immer, das macht man mit vierzig?«
    »Ich werde es nie herausfinden – bei neununddreißig höre ich auf zu zählen.«
    »Hört sich nach einem guten Plan an. Aber ich würde Ihnen neunundzwanzig auch jederzeit abnehmen.«
    Cathy wusste nicht genau, ob Markham seine letzte Bemerkung als Kompliment gemeint hatte – ob er also sagen wollte, er würde sie für neunundzwanzig einschätzen. Oder ob er ihr im übertragenen Sinn neunundzwanzig »abnehmen« würde, wenn sie ihn dafür hielte. Und plötzlich fühlte sich Cathy ins College zurückversetzt, zu jenen seltenen aber peinlichen Verabredungen mit Männern, die ihre Schüchternheit mit Reserviertheit verwechselten und ihren Intellekt mit Arroganz. Und trotz des Unwohlseins, das solche Erinnerungen mit sich brachten, spürte sie, wie sie rot wurde, während der Agent schweigend weiterfuhr.
    Sie hoffte, dass er es nicht bemerkt hatte.
    »Und wie kommt dann ein Englischlehrer dazu, eine Ozeanografin zu heiraten?«, fragte Cathy an der nächsten Ampel. Ihr Bedürfnis, die Unterhaltung in Gang zu halten, überwog ihre sonstige Scheu.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen eine romantische Geschichte auftischen, Dr. Hildebrant …«
    »Bitte nennen Sie mich Cathy.«
    »Also gut. Ich wünschte, ich könnte eine romantischere Geschichte erzählen, Cathy. Aber meine Frau und ich trafen uns bei einem privaten Essen in Connecticut – über gemeinsame Freunde von Freunden. Sie studierte damals noch, arbeitete aber im Mystik Aquarium am Forschungsinstitut der Uni. Ich hatte gerade eine Teilzeitstelle als Lehrer in einem kleinen Ort in der Nähe ergattert. Sie kennen das ja – ›Hey, ich habe eine Freundin, die solltest du mal kennenlernen‹ –, eins führt zum anderen, die Hand des Schicksals und so …«
    »Ja, kommt mir bekannt vor.«
    »War es bei Ihnen genauso?«
    »Ja. Meine Chefin, Janet Polk, die Frau, die Sie heute Morgen kennengelernt haben – das war die Hand, die mich geschubst hat.«
    »Aha.«
    »Vor zwölf Jahren. Sie war die Freundin des Freunds meines Mannes und hat uns einander vorgestellt – meines baldigen Exmannes, sollte ich wohl besser sagen.«
    »Das tut mir leid. Dr. Polk ist nicht recht herausgerückt damit, aber ich habe zwei und zwei zusammengezählt, als wir Ihre Adresse in der George Street ermittelt hatten. Sie haben Ihren Mädchennamen nie abgelegt? Aus beruflichen Gründen nie den Namen Ihres Mannes angenommen?«
    »Nein – teilweise aus beruflichen Gründen, und teilweise, weil auch meine Mutter ihren Mädchennamen behalten hat. Das ist eine koreanische Tradition. Die meisten Koreanerinnen behalten ihren Familiennamen. Sie hat mich nie darum gebeten, aber ich wusste, es würde sie glücklich machen. Deshalb habe ich immer den Namen meines Vaters behalten, so wie sie es für ihren Vater getan hat. Nichtsdestoweniger eine bewundernswerte Analyse der Sachlage, Agent Markham.«
    Der FB I -Agent lächelte.
    »Bitte nennen Sie mich Sam.«
    »Also gut, Agent Sam. Und es muss Ihnen nichts leidtun. Das Beste, was mir in zehn Jahren Ehe passiert ist, wird meine Scheidung nächsten Monat sein. Janet ist diejenige, die Ihnen leidtun sollte. Ehrlich. Sie hat ein schlechteres Gefühl bei der ganzen Sache als ich – fast als wäre sie verantwortlich dafür. Sie hat mich sogar gefragt, ob ich meinem Ex die Beine brechen lassen will. Und wissen Sie was? Ich glaube, sie hat es ernst gemeint.«
    Markham lachte.
    »Lassen Sie sich von ihrer Größe nicht täuschen. Sie kann ganz schön ihre Ellenbogen einsetzen. Allein mit ihrem Verstand hat sie es nicht dahin gebracht, wo sie heute ist, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Sie ist ein bisschen fürsorglich, was Sie angeht, oder?«
    »Allerdings. Das war sie von Anfang an – seit ich in Harvard ihre Assistentin war. Und als meine Mutter starb … nun, sagen wir einfach, Janet war diejenige, die wirklich für mich da war.« Cathy spürte, wie es ihr die Brust zuschnürte, wenn sie an Steve Rogers’ Ultimatum dachte – die Rede vom »Ende mit seinem Latein«, die er mit Tränen in den Augen und im Klageton keine zwei Monate nach dem Tod ihrer Mutter gehalten hatte, als ihm Dauer und Tiefe von Cathys Trauer schlicht zu viel geworden waren.
    » Ich flehe dich an,
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