Vollendung - Thriller
Theaters, der sexuellen Ausschweifung. Und jetzt verehren sie Tommy Campbell, den Gott eines bedeutungslosen Spiels, der hohlen Affären mit anderen Berühmtheiten und nun der schlimmsten Medienausschweifungen.
Vielleicht, antwortete eine zweite Stimme in Cathys Kopf – eine Stimme, die stark nach Sam Markham klang. Aber vielleicht blickst du zu tief in die falsche Richtung. Vielleicht hat der Täter seine Opfer nicht nur deshalb ausgesucht, weil sie wie die Figuren in Michelangelos Original aussahen, sondern auch, weil nur der Tod einer öffentlichen Person wie Campbell oder der unbegreifliche Tod eines Kindes die Art von Medieninteresse weckt, die du jetzt erlebst. Vielleicht braucht es heutzutage so viel, um zu uns durchzudringen. Vielleicht will uns der Mörder nicht nur zeigen, wo unsere Werte sind, sondern auch, kraft seiner Taten, wie viel es erfordern wird, uns aufzuwecken.
Uns aufwecken, ja. Uns auf eine kranke Art aufwecken, um uns an unser eigenes Potenzial zu erinnern.
Wie meinst du das?, fragte die Markham-Stimme in ihrem Kopf.
Die tiefere Botschaft von Die im Stein schlafen – das Zitat von Michelangelo, auf dem der Titel des Buchs basiert.
Natürlich. Das Zitat.
»Die Zitate«, sagte Cathy laut.
»Was hast du gesagt, Hildy?«
»Entschuldige, Jan. Stört es euch, wenn ich in der Küche von meinem Handy telefoniere?«
»Alles in Ordnung, Liebes? Sollen wir den Fernseher ausmachen?«
»Nein, nein, bitte nicht«, sagte Cathy. Hätte sie gewusst, dass der FB I -Agent gerade ihr Buch ausgelesen hatte, dass auch er zu seinen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Motive des Täters gelangt war, sie hätte es sich vielleicht zweimal überlegt, ihn anzurufen. »Mir ist nur gerade etwas eingefallen, was ich dem FBI vergessen habe zu sagen. Aber ich wäre gern ein wenig ungestört. Ist das in Ordnung für euch?«
»Natürlich«, sagte Dan Polk. »Und wenn du schon dabei bist, ruf den Escort-Service für mich an. Sag ihnen, sie sollen Helga herüberschicken. Groß, blond und gebaut wie Hulk Hogan – darauf hätte ich heute Abend Lust.«
Janet stieß ihm den Ellbogen in die Seite, und Cathy verschwand in die Küche, wo sie die Karte des FB I -Agenten aus ihrer Handtasche holte. Samuel P. Markham stand unter dem offiziellen Siegel. Supervisory Special Agent, Einheit für Verhaltensanalyse .
»Markham«, sagte Cathy in James-Bond-Manier zu sich selbst. »Samuel P. Markham. Das P steht für ›proper‹.« Cathy lächelte, spürte ihr Blut heiß in den Wangen und wählte die Nummer.
»Hallo?«, ertönte die Stimme am anderen Ende.
»Sam?«
»Ja.«
»Hier ist Cathy. Cathy Hildebrant.«
»Hallo, Cathy. Ich habe mir auch überlegt, Sie anzurufen, aber ich wollte nicht stören. Sie haben einen anstrengenden Tag hinter sich. Die Reporter haben Sie in Ruhe gelassen, nehme ich an?«
Der FB I -Agent klang anders, dachte Cathy – müde und angespannt.
»Ja«, sagte Cathy. »Ich verbringe die Nacht in Cranston, bei Janet Polk und ihrem Mann.« Markham sagte nichts, und Cathy beschlich der Verdacht, dass er es bereits wusste. »Jedenfalls haben wir ferngesehen, und sie haben die Identität dieses Jungen bekannt gegeben, der zusammen mit Tommy Campbell ermordet wurde. Michael Wenick ist sein Name.«
»Ja. Wir haben von Anfang an vermutet, dass er es ist, konnten die Öffentlichkeit aber nicht davon in Kenntnis setzen, ehe wir die Bestätigung des amtlichen Leichenbeschauers und der Mutter des Jungen hatten. Das kam alles kurz nachdem ich Sie abgesetzt hatte.«
»Er stammte von hier, Sam. Ist im gleichen Viertel aufgewachsen wie ich. Und ich fühle mich schrecklich, weil ich ihn nicht erkannt habe, als ich da unten in Watch Hill war. Das ist der Grund, warum ich Sie anrufe.«
»Was ist los?«
»Mir ist gerade eingefallen – als wir über die anonym geschickten Zitate in Zusammenhang mit meinem Buch gesprochen haben, da vergaß ich zu erwähnen, dass der Titel des Buchs selbst, Die im Stein schlafen , einem Zitat von Michelangelo entnommen ist.«
»›Der beste Künstler allein hat jenen Gedanken, der in der Marmorhülle enthalten ist‹«, sagte Markham »›Nur die Hand des Bildhauers kann den Zauber brechen und die Figuren befreien, die im Stein schlafen.‹«
»Ja, genau«, sagte Cathy verwirrt.
»Ich habe Ihr Buch vor mir liegen. Bin eben vor einer halben Stunde damit fertig geworden, es durchzublättern. Sehr interessant.«
»Danke«, sagte Cathy, die plötzlich nervös war. »Wissen Sie,
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