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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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nachzuschauen, und feststellen, dass die Figur hinter meinem Sohn wie ein Kind aussieht, werden sie – zumindest die Leute aus Rhode Island – wissen, dass es dieser Wenick-Junge ist.«
    »Ich weiß. Wir haben schon jemanden zu der Frau geschickt. Ich bin nur froh, dass sie bei ihr waren, bevor die ganze Sache mit der Statue herauskam.«
    Obwohl der Bildhauer bei der Erschaffung seines Satyrs das Gesicht von Michael Wenick erheblich verändert hatte – die winzigen Hörner auf der Stirn, die spitzen Ohren, das schalkhafte Grimassieren des Munds auf den Trauben – war es ein Beamter der Polizei von Rhode Island gewesen, der das FBI bei dessen Eintreffen auf die mögliche Identität des Jungen aufmerksam gemacht hatte. Und nach der obligatorischen Durchforstung der Vermisstendateien, nachdem alle Bilder und Beschreibungen verglichen und analysiert worden waren, hatte in der Tat alles auf den kleinen Michael Wenick hingewiesen. Burrell wusste jedoch, dass sie sich absolut sicher sein mussten, ehe sie sich an die Mutter des Jungen wandten, und dass sie eine positive Identifizierung von ihr brauchen würden, bevor sie sich mit der Bitte um Mithilfe mit dieser Information an die Öffentlichkeit wenden konnten.
    Doch wie teilt man einer Mutter mit, dass ihr Sohn in der Mitte entzweigesägt worden war? Wie sagt man ihr, dass ihrem Kind ein Paar Ziegenbeine und das Aussehen eines kleinen Teufels verpasst wurden? Und, schlimmer noch, wie zeigt man es ihr? Und obwohl Bill Burrell ursprünglich Schuldgefühle empfunden hatte, weil er erst auf Dodds Anwesen erschienen war, als Thomas und Maggie Campbell schon wieder gegangen waren – nachdem zwei Polizeibeamte zusätzlich zu Thomas und seiner Schwägerin nötig gewesen waren, um die hysterische Frau nach Hause zu schaffen –, hatte der SAC nun, da er im Wohnzimmer des Mannes saß, der im Lauf der drei Monate zu einem geschätzten Freund geworden war, noch mehr Schuldgefühle, weil er insgeheim erleichtert war, dass er den Wenicks die Nachricht nicht persönlich hatte überbringen müssen.
    Auch nach zwanzig Jahren beim FBI wurden manche Dinge nicht leichter.
    »Sie schläft jetzt«, drang leise eine Stimme vom Flur her. In der Tür stand Maggie Campbells Zwillingsschwester – oder ein Geist , dachte Burrell. Ein Geist dessen, was Maggie Campbell vor dem Verschwinden ihres Sohns dargestellt hatte, bevor sie so viel abgenommen hatte. Er hatte die Frau schon einmal getroffen – und sie dabei mit Maggie verwechselt –, aber er konnte sich beim besten Willen nicht an ihren Namen erinnern.
    »Kann ich noch etwas für dich tun, Tom?«, fragte sie. »Sonst lege ich mich selbst ein bisschen hin.«
    »Nein danke, meine Liebe. Ruh dich ein wenig aus.«
    Der Geist lächelte müde zurück, nickte Burrell zu und verschwand im Halbdunkel des Flurs.
    »Sie ist ein Schatz«, sagte Campbell. »War uns von Anfang an eine große Hilfe.«
    Weiter sagte Tommy Campbells Vater nichts über seine Schwägerin – keinen Namen, der Burrell aus der Verlegenheit geholfen hätte, dass er ihn nicht mehr wusste.
    Der Vater mit den traurigen Augen und dem schneeweißen Haar starrte nur schweigend auf den leeren Fernsehschirm, als wartete er darauf, dass ein Werbespot zu Ende ging, die Tasse mit dem kalten Kaffee reglos auf seinem Schoß, wie schon seit fast einer Stunde.
    Nein, dachte Burrell. Auch nach zwanzig Jahren beim FBI wird es einfach nicht leichter.
13
    » Hier, Hildy«, sagte Janet Polk. »Das ist das Zeug, von dem ich dir erzählt habe – das Zeug, das mir meine Freundin von der Anthropologie gegeben hat. Es riecht übel, aber es wird dich beruhigen, ich verspreche es.«
    Cathy hielt die Teetasse an ihre Nase – ein starker Geruch, der an Curry erinnerte, ließ sie zusammenzucken.
    »Trink es einfach, du Feigling.«
    Cathy trank einen Schluck. Es schmeckte wundervoll. »Danke«, sagte sie.
    »Der erste Schuss ist umsonst«, sagte Dan Polk. »So macht sie das nämlich. Erst fixt sie dich an, dann schickt sie dich raus auf den Strich wie den Rest von uns.«
    Cathy lächelte zum ersten Mal, seit Sam Markham sie verlassen hatte – fast hätte sie ihn angerufen, als die Reporter vor ihrer Tür aufzutauchen begannen. Aber wie üblich war es Janet gewesen, die ihr zu Hilfe geeilt war. Janet hatte ihre Sachen gepackt und sie mit zu sich ans andere Ende der Stadt genommen. Cathy kam immer gern in das Haus der Polks in Cranston, vor allem am Abend – sie liebte es, wie das gedämpfte

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