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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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DN A -Test rasch ergeben, dass es sich bei der Ziege, die der Michelangelo-Mörder für die untere Hälfte seines Satyrs ausgewählt hatte, um ein mittelgroßes, ausgewachsenes männliches Exemplar der Nubischen Ziege handelte: eine kurzhaarige, etwas muskulöse Rasse, gut zu erkennen an ihren Schlappohren und dem, was die Züchter ihre ausgeprägte »römische« Nase nannten – ein Detail, das Markham nach allem, was er bisher über den Michelangelo-Mörder wusste, keineswegs als zufällig einstufte. Tatsächlich fand Markham durch seine Recherchen auch heraus, dass die Nubische Ziege als die verträglichste und zutraulichste unter allen verschiedenen Rassen galt. Zutraulich , sagte sich Markham ein ums andere Mal. Dasselbe Wort hatte John Wenick benutzt, um seinen Enkel zu beschreiben. Ein weiterer Zufall? Vielleicht , aber Markham konnte nicht umhin, es stark zu bezweifeln.
    Der Special Agent begann seine Nachforschungen, indem er im Internet surfte und die Handvoll Höfe in Neuengland anrief, die entweder auf diese Rasse spezialisiert waren oder zumindest Nubier in ihrem Viehbestand hatten – er begann dabei mit den Farmen, die dem Ort, an dem Michael Wenick entführt wurde, am nächsten lagen und arbeitete sich von dort nach außen. Er hatte bereits bei seinem zweiten Versuch Glück: eine Farm namens Hill Brothers Homestead in Burrillville – einer kleinen, von Wald umgebenen Gemeinde in der Nordwestecke von Rhode Island. Markham rief die anderen Farmen trotzdem noch an, aber nur Louis Hill, der Besitzer von Hill Brothers Homestead, bestätigte, dass in der Tat eine seiner Nubierziegen im vergangenen Herbst verschwunden sei.
    »Mr. Hill?«, sagte Markham, als er aus dem Wagen stieg.
    »Einer von ihnen, ja«, sagte der alte Mann mit der ramponierten Kappe der Boston Red Sox. Er stand auf der Veranda seines kleinen Farmhauses, die Hände in den Taschen des ausgebeulten Overalls. »Wenn Sie nach meinem Bruder suchen, den finden Sie ein Stück weiter die Straße runter. Sie müssen allerdings schreien, da er sich schwertut mit dem Hören, seit er zwei Meter tief in der Erde liegt.«
    »Wir haben telefoniert, Mr. Hill«, sagte Markham und zeigte seinen Ausweis. »Special Agent Sam Markham, Federal Bureau of Investigation.«
    »Ich weiß, mein Sohn. Ich wollte Sie nur aufziehen. Louis Hill. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Gleichfalls.«
    »Wurde auch Zeit, dass mal jemand auftaucht wegen Gamble.«
    »Gamble?«
    »Der Bock, von dem ich Ihnen am Telefon erzählt habe. Ich hab’s der Polizei im November gemeldet, aber niemand hat seitdem einen Finger krumm gemacht. Hätte allerdings nicht gedacht, dass sie das FBI drauf ansetzen. Gibt’s bei euch ’ne Abteilung Vermisste Tiere oder so?«
    »Mr. Gamble, Sie sagten am Telefon, Gamble sei die einzige von ihren Ziegen gewesen, die im letzten Jahr verschwunden ist?«
    »Ja. Mir ist seit mehr als zehn Jahren keine Ziege abhandengekommen. Und soviel ich weiß, ist mir auch nie eine gestohlen worden. Ich hatte große Pläne für den Knaben. Sie hätten ihn sehen sollen – ’ne echte Schönheit.«
    »Und Sie sagten, Gamble wurde nachts gestohlen, in der Dunkelheit, irgendwann zwischen acht Uhr abends und fünf Uhr morgens?«
    »Muss so gewesen sein, ja. Mein Enkel hat wie immer nach den Ziegen gesehen und die Scheune abgesperrt, bevor er ins Bett gegangen ist. Da waren noch alle da und wohlauf. Als er sie am nächsten Morgen füttern geht, ist das Schloss an der Scheune aufgebrochen und die Tür zu Gambles Box aus den Angeln gerissen.«
    »Kann ich die Scheune sehen?«
    »Klar.«
    Hill führte Markham zur Rückseite des Wohnhauses. Neben der geräumigen Scheune und einigen kleineren Gebäuden im hinteren Teil des Grundstücks sah Markham rund zwei Dutzend Nubische Ziegen in einem nahen Gatter – viele von ihnen hoben den Kopf und näherten sich dem Zaun, als die Männer vorbeigingen.
    Zutraulich, in der Tat , dachte Markham.
    »Beruhigt euch, Kinder«, sagte Hill. »Bettelt die Regierung nicht um Leckerbissen an.«
    Die großen Flügeltüren standen offen, und das Innere der Scheune war leer, aber bei dem Geruch nach Vieh, Dung, Heu und Sägespänen prasselten plötzlich Erinnerungen an den Besuch in einem Streichelzoo auf Markham ein, den er als Kind mit seinem Vater unternommen hatte. Die Scheune selbst wies den typischen Grundriss auf – ein einziger Mittelgang mit Boxen für die Tiere zu beiden Seiten. Erst kamen die für die Pferde, von denen es vier

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