Vollendung - Thriller
kleine Studentin?«
»Catherine, bitte«, sagte Steve und fuhr sich mit einer Hand durch das dichte Lockenhaar. »Das hat nichts mit ihr zu tun. Du weißt, ich werde nie dasselbe für sie empfinden oder für irgendwen sonst, was ich immer noch für dich empfinde.«
»Daran hättest du denken sollen, bevor du deinen Schwanz in ihre Abschlussarbeit gesteckt hast. Ich habe dir nichts weiter zu sagen. Leb wohl, Steven.«
Erst nachdem sie wieder im Haus war, erst als sie den Klang von Rogers’ BMW Z4 in der Ferne verhallen hörte, kam Cathy zu Bewusstsein, wie sehr die Ereignisse der vergangenen Woche sie verändert hatten. Zum ersten Mal in ihrer zwölfjährigen Beziehung hatte Cathy nicht den leisesten Impuls verspürt, Steven Rogers nachzugeben – nicht den leisesten. Das bedeutete, dass es wahrhaftig vorbei war. Sie war stärker geworden – und das so sehr, dass sie sich nach Beendigung ihres Gesprächs mit Sam Markham am Mittwoch darauf sicher genug fühlte, sich mit den in ihr aufkeimenden Gefühlen für ihn abzufinden.
Natürlich wusste Cathy sehr gut, dass ihr Interesse an Markham mit ihrer ersten Begegnung begonnen hatte. Aber sie war klug genug zu begreifen, dass nicht nur die Macht der Ereignisse ihre Gefühle für ihn verwirrte, sondern auch die Tatsache, dass sie sich der Verletzlichkeit ihres immer noch gebrochenen Herzens schmerzlich bewusst war. Und während Markham Spuren quer durch Neuengland gefolgt war, hatte sie in aller Ruhe das Frühjahrssemester an der Universität abgeschlossen, sich mit ihrem Exmann auseinandergesetzt und sich mit den Polks für das Wochenende nach Bonnet Shores zurückgezogen, um deren Strandhaus dort herzurichten, auch wenn ihr immer bewusst war, dass ihr Tun von den Morden an Tommy Campbell und Michael Wenick überschattet wurde, Morde, die – der Öffentlichkeit weiter unbekannt – ihr gewidmet waren. Doch inmitten all dessen nagte eine Vorahnung an ihr, dass die Tür zu einem neuen Leben aufgestoßen worden war – und dass es Sam Markham war, der sie über die Schwelle tragen würde.
Zusätzlich zu ihren zwei Gesprächen mit Markham erhielt Cathy am Morgen nach ihrem Umzug zu Janet einen Anruf von Special Agent Rachel Sullivan. Sullivan riet ihr zu einer offiziellen Stellungnahme gegenüber Associated Press: Sie habe nichts weiter zu sagen, als dass die Leichen von Tommy Campbell und Michael Wenick tatsächlich in der Pose von Michelangelos Bacchus gefunden worden seien. Sullivan riet ihr auch dazu, keine Interviews zu geben – nicht nur im Interesse der Ermittlung, sondern auch für den Fall, dass die Information über die Inschrift jemals an die Presse durchsickerte. Cathy befolgte Sullivans Rat, und bis Freitag dieser ersten Woche hatte sich die Zahl der Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter auf eine einzige verringert.
Und so saß Cathy, die das Schlimmste hinter sich wähnte, am Morgen nach ihrer Scheidung von Steve Rogers – einem strahlenden Maimorgen, der vom kommenden Sommer kündete, ihrem ersten als Single, seit sie Mitte zwanzig gewesen war – auf der vorderen Veranda der Polks und wartete, verwirrt von Furcht und Aufregung. Nun, da das Semester zu Ende und da Rogers für immer aus ihrem Leben verschwunden war, wurde die Leere, die der Beginn ihres neuen Lebens hätte sein sollen, von einer ständigen Beschäftigung mit zwei Menschen ausgefüllt: dem Michelangelo-Mörder und Sam Markham. Dass beide untrennbar miteinander verknüpft waren, stellte für Cathy Segen und Fluch zugleich dar. Auch wenn sie ihre Gedanken nicht von dem Bacchus des Michelangelo-Mörders lösen konnte, von dem schrecklichen Wissen darum, dass ihr Buch die Anregung für dieses grässliche Verbrechen geliefert hatte, führten diese Gedanken unweigerlich auch zu Sam Markham – der weiter entfernt, aber zugleich näher war in der Dunkelheit und ihr durch die langen Nächte allein im Gästezimmer der Polks half.
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte der FB I -Agent, als Cathy in seinen Trailblazer stieg. Cathy lächelte – der Nachhall ihres Tagtraums auf der Veranda ließ sie erröten. »Sie halten sich wacker, wie es aussieht?«
»Ja, geht so. Und selbst?«
»Ich werde Sie gleich auf den neuesten Stand bringen.«
Markham fuhr los.
Cathy fand, dass der FB I -Agent munterer, gelöster wirkte als bei ihrer Rückfahrt von Watch Hill, als die plötzliche Verlegenheit zwischen ihnen Cathy völlig überrascht hatte. Aber heute glaubte sie, ohne lange zu zweifeln, dass
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