Vollendung - Thriller
kam. Das würde er Rachel Sullivan und ihrem Team überlassen. Und sie konnten dem Alten auch den Durchsuchungsbefehl unterbreiten, falls er sich weigerte zu kooperieren.
»Ich werde tun, was ich kann, um zu helfen«, sagte Louis Hill.
Markham ließ den Farmer stehen, der mit ausdruckslosem Gesicht in den leeren Stall starrte. Es war jedoch weniger die unglaubliche Kraft, die der Michelangelo-Mörder besitzen musste, wenn er das Tor aus den Angeln gerissen hatte – falls er es denn tatsächlich gewesen war –, was ihn beunruhigte. Nein, was Sam Markham wirklich störte, während er über die schattige Landstraße davonbrauste, war das Datum des Verbrechens.
November, sagte er sich immer wieder. Der Mörder hat die untere Hälfte seines Satyrs beschafft, nachdem er den Jungen bereits hatte. Das heißt, er hatte bereits genügend Vertrauen in seine Technik, Menschen zu konservieren, bevor er Michael Wenick ermordete. Das heißt, Michael Wenick war möglicherweise nicht sein erster Mord. Das heißt, ich habe mich im zeitlichen Ablauf geirrt.
Das heißt, ich liege falsch.
17
E s war, nachdem sie ihr Gespräch mit Sam Markham am Mittwoch, dem 6. Mai, beendet hatte – der Nachmittag, an dem sie erfuhr, dass sie ihn am folgenden Tag ins Bostoner FB I -Büro begleiten würde –, als Cathy die Mitteilung erhielt, ihre Scheidung von Steven Rogers sei nun offiziell. Cathy nahm die Nachricht mit nicht mehr Gefühlsregung entgegen, als hätte sie dem morgendlichen Wetterbericht gelauscht – der bewölkten Himmel vorhersagte aber eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von höchstens zwanzig Prozent. Und ob es aufgrund der Ereignisse in der Vorwoche war oder weil sie schon längst jeden Rest Liebe für ihren Exmann erschöpft hatte, schloss sie das Buch ihrer zehnjährigen Ehe mit Steven Rogers in einem Gefühl dumpfer Resignation.
Ihr Exmann hingegen schien in letzter Minute einen Sinneswandel durchgemacht zu haben. Am Freitag, bevor ihre Scheidung endgültig werden sollte, war er buchstäblich in Tränen aufgelöst an der Tür der Polks aufgetaucht und hatte verlangt, seine Frau zu sprechen. Und nach einem kurzen Hin und Her zwischen Janet und dem Mann, den sie zu ihrem nicht enden wollenden Bedauern ihrer besten Freundin vorgestellt hatte, tauchte Cathy hinter Janet in der Tür auf.
»Können wir reden, Cat?«, rief Steve über Janets Schulter hinweg. »Bitte.«
»Schon gut, Jan«, sagte Cathy, und Janet zog sich mit finsterer Miene ins Haus zurück.
»Ich habe diese Geschichte die ganze Woche über im Fernsehen verfolgt«, begann Steve. »Hab mir Sorgen gemacht, wie du das alles durchstehst. Ich habe Janet um deine neue Handynummer gebeten, aber sie wollte sie mir nicht geben.«
»Das ist der Sinn einer Geheimnummer. Wir waren uns einig, ausschließlich über unsere Anwälte zu kommunizieren.«
»Du wolltest das, nicht ich. Ich wollte, dass wir alles klären, aber du wolltest dich nicht damit auseinandersetzen. Du wolltest diese Scheidung, Cat, vergiss das nicht.«
»Was tust du hier, Steven?«
»Na ja, es ist nur so … Sie haben auch mit mir geredet, verstehst du? Das FBI . Einen Tag nachdem alles passiert ist. Sie haben mich gefragt, ob ich irgendwelche Studenten habe, auf die das Profil des Kerls passen könnte, den sie suchen. Ich konnte ihnen natürlich nichts sagen. Ich weiß gar nicht, warum zum Teufel sie – abgesehen von meiner Verbindung zu dir – überhaupt mit mir reden wollten. Gibt es da etwas, was ich wissen sollte, Cat? Einen anderen Grund, warum du in diese ganze Geschichte verwickelt bist?«
»Sie sichern sich wahrscheinlich nur in alle Richtungen ab«, log Cathy – es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass das FBI ihren Exmann befragen könnte.
Aber er tappt immer noch im Dunkeln. Sie haben diese Mitteilungen anscheinend nicht erwähnt.
Das war gut.
»Himmel, Cat. Das war ein ziemlich beschissenes Wochenende. Ich habe alles im Fernsehen gesehen, habe gehört, was mit Campbell und diesem kleinen Jungen passiert ist und … na ja, da ich in gewisser Weise beteiligt bin und die ganze Zeit deinen Namen in diesem Zusammenhang gehört habe – es hat mir wirklich zu denken gegeben. Ich habe begriffen, wie dumm ich war, den Menschen gehen zu lassen, der mir in der ganzen Welt am meisten bedeutet. Und … ich weiß nicht, jetzt wo die Scheidung vor der Tür steht, wo alles so endgültig wird, ich dachte, dass wir vielleicht …«
»Hat sie dich sitzen gelassen, Steven? Deine
Weitere Kostenlose Bücher