Vollendung - Thriller
Michelangelo-Mörder, nicht wahr?«, fragte der Priester. »Um das, was in Watch Hill passiert ist.«
»Ja«, sagte Markham.
Reverend Robert Bonetti senkte zum ersten Mal den Blick zum Boden und schien in Gedanken ganz woanders zu sein. Und nach einem Schweigen, das Cathy endlos erschien, sah er Markham wieder an.
»Folgen Sie mir«, sagte er.
In der schwach beleuchteten Kirche führte der Reverend Markham und Cathy zu einem kleinen Raum abseits der Hauptkirche – der Andachtskapelle, die nicht nur eine große Pyramide mit Votivkerzen beherbergte, sondern auch eine Reihe von Marmorstatuen entlang der Wände. Die Statuen stellten verschiedene Heilige dar und waren von kleineren Kerzenständern gesäumt; der süße Duft parfümierten Wachses verursachte Cathy eine leichte Übelkeit. Sie und Markham waren überrascht, im hinteren Teil der Kapelle, hinter der Kerzenpyramide, eine große, vorzüglich gearbeitete Kopie von Michelangelos Römischer Pietà zu sehen.
»Genau wie die, die vor drei Jahren gestohlen wurde«, sagte Reverend Bonetti. »Jene erste war von einer reichen Familie gestiftet worden, ein paar Jahre, bevor ich hierher nach St. Bart kam. Sie war nach den exakten Proportionen des Originals von Hand angefertigt gewesen und aus derselben Sorte Marmor, die Michelangelo vor fünfhundert Jahren benutzt hatte. Carrara-Marmor. Und wie die Statue, die Sie vor sich sehen, stammte unsere erste Pietà von einem hervorragenden italienischen Kunsthandwerker, dessen Atelier nur ein paar Dutzend Statuen im Jahr produziert – meist in der Größenordnung wie diese hier. Sein Name ist Antonio Gambardelli, und seine Statuen sind sehr viel genauer und sehr viel teurer als alle anderen Repliken auf dem Markt, nicht nur wegen ihrer Sorgfalt im Detail, sondern auch wegen ihrer Genauigkeit hinsichtlich der Proportionen. Tatsächlich wurde eine Pietà Gambardellis von dieser Größe zumindest vor drei Jahren auf annährend zwanzigtausend U S -Dollar taxiert. Ich weiß das, weil der Dieb der Statue uns nicht nur genaue Anweisungen hinterließ, wie sie zu ersetzen war, sondern außerdem die nötigen Mittel dafür.«
»Moment mal«, sagte Markham. »Wollen Sie sagen, der Dieb hat Ihnen zwanzigtausend Dollar hiergelassen?«
» Fünfundzwanzigtausend , um genau zu sein«, sagte Bonetti und lächelte. »Ein kleines Detail, das ich der Polizei von Providence bei ihrer ersten Ermittlung unterschlug. Wissen Sie, Agent Markham, wenn man so lange auf der Welt ist wie ich, beginnt man die menschliche Natur ein wenig zu verstehen. Die Person oder die Personen, die unsere Pietà geraubt haben, ließen das Geld in bar zurück, in einem an mich adressierten Kuvert direkt auf dem Sockel. Und sie taten es, damit ich die Statue ersetzen konnte – und nicht um die Asservatenkammer des Polizeireviers von Providence neu zu dekorieren, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Sam Markham schwieg, er dachte angestrengt nach.
»Die zusätzlichen fünftausend waren zweifellos dazu gedacht, die Frachtkosten für die Statue sowie die Schäden des Einbruchs abzudecken und uns für die Aufregung zu entschädigen.«
»Wozu haben Sie den Diebstahl dann überhaupt gemeldet?«, presste Markham hervor. »Warum haben Sie das Geld nicht einfach genommen, die Statue ersetzt und sich alles andere erspart – da Sie ohnehin nicht vorhatten, vollständig mit den Behörden zu kooperieren?«
»Ich war der Einzige, der von dem Geld wusste, Agent Markham, da ich als Erster am Morgen nach dem Einbruch in der Kirche war. Den Schaden an der Seitentür und das Fehlen der Statue hätte ich jedoch vor meinen Ordensbrüdern nicht geheim halten können, ganz zu schweigen von der Gemeinde. Verstehen Sie, Agent Markham, das Geld war an mich adressiert, fünfundzwanzig Tausenddollarscheine in einem verschlossenen Kuvert. Es gab keinen Grund, es zu melden, denn wer immer die Statue entwendet hatte – er schien sie mehr zu wollen, mehr zu brauchen als wir hier in St. Bart. Und auch wenn ich dieses Bedürfnis vielleicht nicht verstanden habe, nahm ich das Geldgeschenk als einen vertraulichen Akt der Buße an. Und bis zu dem Anruf vom FBI hielt ich den Mann, der die fünfundzwanzigtausend Dollar anstelle der Statue dagelassen hatte, für jemanden, den das Gewissen plagte.«
Sam Markham schwieg wieder, sein Blick war auf die Pietà gerichtet.
»Aber jetzt«, fuhr Reverend Bonetti fort, »verstehe ich, dass mein Schweigen vielleicht falsch gewesen war, denn jetzt glaubt das
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