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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ebenso überzeugt, dass er – wenn er Material beim Experimentieren und bei der Entwicklung seiner Plastinationstechnik vergeuden musste – sich einzig auf Frauen konzentriert hat. Ich vermute, wenn wir anfangen, uns Fälle von verschwundenen Prostituierten in den letzten sechs Jahren anzusehen, könnten wir fündig werden.«
    »Er hat also zunächst geplant, eine Frau für seine Pietà zu verwenden?«
    »Sieht so aus, ja.«
    »Und dann hat er dieses Projekt aus irgendeinem Grund aufgegeben und sich auf Michelangelos Bacchus konzentriert? Vielleicht weil ihm die Ähnlichkeit zwischen Bacchus und Tommy Campbell ins Auge gesprungen ist? Vielleicht weil er damit auch einen besseren Weg gefunden hatte, der Öffentlichkeit seine Botschaft zu übermitteln?«
    »Vielleicht.«
    »Aber die Brüste …«, sagte Cathy geistesabwesend.
    »Was ist damit?«
    »Ich weiß nicht, Sam. Irgendetwas stört mich seit fast zwei Wochen – etwas, auf das ich, genau wie Sie, einfach nicht komme.«
    Während Cathy und Markham durch die Stadt in Richtung East Side von Providence fuhren, wartete ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen mit dem Rest ihrer Post geduldig in Cathys Briefkasten.
    Selbst der Briefträger hatte gefunden, dass das Päckchen sonderbar aussah. Es fühlte sich an, als sei es wattiert, etwa von der Größe einer DV D -Hülle, aber ohne Absenderadresse und mit viel zu vielen Briefmarken verschiedener Nennwerte zugepflastert, zehn Dollar insgesamt – als habe der Absender es nicht zur Post bringen aber sichergehen wollen, dass es seinen Bestimmungsort erreichte. Was dem Postboten aber noch mehr auffiel, war die Art und Weise, wie der Absender den Empfänger grüßte. Es war eine ordentlich geschriebene Zeile über der Postadresse, die schlicht lautete: Speziell für Dr. Hildebrant
27
    D er Bildhauer wischte Spucke vom Kinn seines Vaters. Anstatt ihn wie sonst in den großen Sessel am Fenster zu setzen, hatte der Bildhauer seinem Vater das Essen an diesem Abend im Bett serviert. Er hatte ein paar Folgen der Krimihörspielserie The Shadow auf dem C D -Player in dem alten Philco-Gehäuse abgespielt und glaubte, den linken Mundwinkel seines Vaters während der Titelmelodie leicht zucken zu sehen.
    Er konnte sich allerdings nicht sicher sein – vielleicht spielten ihm seine Sinne einen Streich, denn er war müde, sehr müde. Und er hatte in letzter Zeit schwer gearbeitet. Seine Pietà war abgeschlossen – er hatte sie in nur etwas über zwei Wochen vollendet, seit er RounDaWay17 an jenem Nachmittag an der Kennedy Plaza in Providence abgeholt hatte. Andererseits hatte er in gewisser Weise betrogen, denn der Bildhauer hatte viele Komponenten seiner Pietà bereits vor mehr als einem Jahr fertiggestellt – den Metallrahmen, den Stein auf Golgotha, auf dem die Heilige Jungfrau sitzen würde, die Konturen ihres fließenden Gewands. Und natürlich waren die wichtigsten Teile der Jungfrau selbst – ihr Kopf, ihre Hände, ihre Brüste – lange bevor der Bacchus und sein Satyr in die Unterdruckwanne mit Chemikalien gewandert waren, konserviert, verbunden und bemalt worden.
    Damals, als er angefangen hatte, mit Teilen von Frauen zu experimentieren, hatte der Plastinationsprozess wesentlich länger gedauert als jetzt – genauso lange, wie von Hagens und seine Mannschaft drüben in Heidelberg immer noch brauchten. Doch der Bildhauer hatte Verbesserungen an von Hagens Methode vorgenommen; er hatte herausgefunden, dass er den Prozess erheblich beschleunigen konnte, indem er Druck und Energieströme in der Lösung veränderte und auch, indem er dünne »Leitungsrohre« an Schlüsselstellen überall im Körper zwischen den verschiedenen Gewebeschichten einführte. Und anders als von Hagens, der seine Subjekte enthäutete, um Muskeln und innere Organe zu zeigen, stellte der Bildhauer, der das Innere nicht brauchte, fest, dass es das Verfahren noch weiter beschleunigen konnte, wenn er den Torso aushöhlte und ein einziges Leitungsrohr entlang des Rückgrats verlegte. Und während es bei von Hagens Monate, manchmal ein ganzes Jahr dauerte, bis eine Figur präpariert und in ihre Pose gebracht war, brauchte der Bildhauer – wenn er fleißig rund um die Uhr arbeitete – nur etwas über zwei Wochen.
    O ja, der Bildhauer hätte einen hübschen Batzen Geld machen können, wenn er sich die Verbesserungen an von Hagens Plastinationsverfahren hätte patentieren lassen. Aber so einfache Dinge wie Geld interessierten den Bildhauer

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