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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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find' ich gar nicht! Du kannst schon ganz schön Terror machen, indem du die Leute bloß mit ihren
    Sünden konfrontierst.«
    »Unsinn! Den Leuten sind ihre Sünden doch scheißegal.
    Oder glaubst du vielleicht, die Bosse von der chemischen Industrie kratzt so was?«
    »Sie haben Menschen vergiftet, sie haben Gesetze
    übertreten, und wenn ich sie in den Medien vorführe, dann kratzt sie das ganz gewaltig.«
    »Ja, aber nur weil es schlecht fürs Geschäft ist. Richtig schuldig fühlen sich die Typen nicht.«
    Jim hatte uns derweil auf den Highway cha uffiert. Er wandte die Adlernase des silbernen Indianers nach
    Norden und stieg aufs Gas.
    »Oder glaubst du vielleicht, daß Pleshy sich schuldig fühlt?« fuhr Boone fort. »Meinst du, daß er auch nur Angst hat? Quatsch.«
    »Er ist immerhin ein Mensch, Boone. Ich mache jede
    Wette, daß er die Hosen gestrichen voll hat. Schließlich hat er eine Katastrophe auf dem Gewissen.«
    »Ja, alle Symptome sprechen dafür, daß er vor Angst wie gelähmt ist«, sagte Boone und blätterte in einer seiner Zeitungen. »Schauen wir mal. Zehn Uhr: Axtwerfen. Um 10 Uhr 30 ist er Oberkampfrichter beim Log-rolling. Da stehen zwei Typen auf einem schwimmenden
    Baumstamm und versuchen, das Ding so zu drehen, daß
    der andere ins Wasser klatscht, falls du's nicht weißt.
    Aber du hast recht - er hat die Hosen gestrichen voll.«
    »Was erwartest du denn? Daß er sich in Boston
    verkriecht? Der Typ ist aalglatt, Boone. Der läßt seine Hiwis an dem Problem arbeiten. Es ist sein Job, sich überall zu zeigen und einen auf stark zu machen. Aber wenn ihn jemand angehe n würde, direkt vor den
    Fernsehkameras …«
    Boone und ich sahen uns fünfhundert Meter lang stumm in die Augen, bis Jim nervös wurde und zu uns
    rüberschielte. »Ihr spinnt, Leute«, sagte er. »Ihr werdet sofort verhaftet. Oder abgeknallt.«
    »Aber er würde doch wenigstens ins Flattern kommen«, sagte ich. »Und wir könnten die Sache publik machen.«
    »Da müßtet ihr aber wirklich nah ran«, sagte Jim. »Und ob der Secret Service da mitspielt …«
    Wir fanden Dolmachers Wagen ohne Mühe. Das
    Holzfällerfestival stieg in einem der zahlreichen
    handtuchgroßen Staatsparks von New Hampshire, und
    die haben nicht unbegrenzt viele Zufahrtswege. Wir
    wußten, daß er seinen Wagen nicht auffällig abstellen würde oder da, wo's verboten war. Er würde ihn so
    parken wie ein ganz normaler Bostoner Naturspanner und dann im Wald verschwinden. Und genau das hatte er
    getan. Der Wagen stand auf einem Camping- und
    Picknickplatz an der Straße, ein paar hundert Meter vom Anfang eines Wanderwegs entfernt.
    »Schlau, schlau«, sagte Jim. »Hier würde ihn niemand vermuten.«
    Ich warf einen Blick in den Wagen, sah aber nicht viel.
    Ein Pillenfläschchen, halb unter den Sitz gerollt. Kein Patronengürtel, keine offenen Tarnfarbtuben. Dolmacher packte sein hirnrissiges Vorhaben bemerkenswert
    behutsam an.
    Vielleicht konnten die Bakterien das Hirn schädigen.
    Aber Dolmacher hatte sich nicht zum flotten Manischen gewandelt. Er ging mehr so vor wie die Psychotiker, von denen man in der Zeitung liest: ruhig, überlegt,
    unauffällig.
    Jim saß im Lieferwagen und fummelte mit irge ndwas
    rum, und Boone beobachtete ihn gespannt. Ich stellte mich aufs Trittbrett und schaute. Jim hatte einen seiner selbstgemachten Bogen hinterm Sitz vorgeholt.
    »Das ist das Nez-Percé-Modell«, erklärte er. »Der Bogen ist mit einer Membran aus dem Innern eines Widderhorns verstärkt. Früher hat man dafür Dickhornschafe
    genommen, ich muß mich mit Hausschafen begnügen.«
    »Was hast du vor, verdammt noch mal, Jim?«
    »Was hast du vor, verdammt noch mal, S. T., wenn du Dolmacher zu fassen kriegst? Deine Kanone liegt in
    diesem See, hast du das vergessen?«
    »Ich hatte nicht vor, auf ihn zu schießen.«
    »Du bist ein Riesenroß, weißt du das? Was meinst du
    wohl, was wir hier machen? Wenn ich das richtig
    verstanden habe, sind wir hinter einem Beschallerten mit Kanone her.«
    »Aber nur, weil wir wissen müssen, was er weiß. Und
    das können wir vergessen, wenn wir ihn mit Pfeilen
    spicken.«
    »Du unterschätzt mich, S. T.« Jim zog einen Bund Pfeile hinterm Sitz vor. Sie waren gefiedert wie üblich, aber sie hatten keine Spitzen. Ganz vorn war ein kleiner
    Widerhaken, sieben Zentimeter dahinter, am Schaft, ein kurzes Querholz. »Ein Jagdpfeil mit großer Spitze tötet, weil er einen Haufen Adern zerfetzt. Das Tier verblutet.
    Aber der hier

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