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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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gebracht, aber die war schon ziemlich durch Antibiotika verwässert.«
    »Wie willst du wissen, daß die hier nicht verwässert ist?«
    »Die feste Form spricht dafür. Wenn du Antibiotika
    genommen hättest, die gegen Kolibakterien wirken,
    hättest du Durchfall gehabt.«
    Boone und Jim grinsten. »Sieht so aus, als wären wir hier an der richtigen Adresse«, sagte Boone.
    Und er hatte recht. Wenn ich mich über die reine
    Wissenschaft ausließ, verstanden Boone und Jim nur
    Bahnhof. Aber Kelvin war mir mindestens so weit voraus wie ich ihnen.
    »Tut mir leid, daß ich dich zu nachtschlafender Zeit störe«, sagte ich, »aber - verbessere mich, wenn ich danebenhaue -, aber wir haben es hier doch mit dem
    drohenden Weltuntergang zu tun, oder?«
    »Genau das habe ich Dolmacher auch gefragt. Er hat
    gesagt, da sei er nicht sicher. Es ist vielleicht etwas zu schlicht gedacht, wenn man von der extremsten
    Annahme ausgeht - daß die Bakterien alles Salz im Meer in polychlorierte Biphenyle umwandeln werden.«
    »Weiß Dolmacher, wie man die Bakterien killt?«
    Kelvin lächelte. »Wahrscheinlich. Aber er hat leider nicht in vollständigen Sätzen gesprochen. Er hatte relativ frisches Blut an der Hose.«
    »Verdammt noch mal, Kelvin, du hättest ihn zum Reden zwingen sollen.«
    »Er war bewaffnet«, sagte Kelvin, »und er ist mitten in Tommys Geburtstagsparty reingeplatzt.«
    »Oh.«
    »Alles kann gekillt werden. Zum Beispiel könnte man
    massenweise Toxine in den Hafen kippen und den
    Bakterien auf diese Weise den Garaus machen. Aber die Sache hat einen bösen Haken. Wenn du nicht Basco bist, hast du nicht die Mittel für ein solches Riesenprojekt.
    Und wenn du Basco bist, willst du keine so auffälligen Maßnahmen ergreifen - weil es Leute wie dich gibt, S.
    T.«
    »Danke. Es geht mir schon viel besser.«
    »Da du jetzt tot bist, kann es allerdings sein, daß Basco ein bißchen unvorsichtiger wird.«
    »Warum ist Dolmacher zu dir gekommen? Nur um dich
    zu warnen?«
    »Ja. Und er hat mich vor zwei Tagen nach einem
    Apothekenüberfall angerufen. Er ist auf ein paar
    Fläschchen Trimethoprim gestoßen, und das scheint die Bakterien recht zuverlässig zu killen.«
    »Warum kippen wir dann nicht einfach eine Ladung von dem Zeug in den Hafen?« fragte Jim.
    »Weil wir keine genügend große Ladung haben«, sagte
    Kelvin. »Ich glaube auch nicht, daß Antibiotika die
    Lösung sind. Das sind große, komplizierte Moleküle. Ein eklatanter Verstoß gegen Sangamons Prinzip.«
    »Ich fühle mich zutiefst geehrt, Kelvin.«
    »Es ist schwierig, große, komplizierte Moleküle in
    Mengen zu produzieren, die für den Hafen reichen. Das geht nur mit Gentechnik - indem man aus Bakterien
    Chemiefabriken macht. Wir kämpfen hier gegen eine
    Armee von kleinen Giftfabriken, aber wir haben keine Gegenarmee. Es gibt keine Bakterien, die Trimethoprim produzieren. Also müssen wir ein Äquivalent zur
    Atombombe finden. Etwas Einfaches und
    Verheerendes.«
    An diesem Punkt schien Kelvin seinen eigenen Worten
    nachzulauschen. »Das ist tatsächlich eine Idee«, sagte er.
    »Wenn die Sache total außer Kontrolle gerät, müssen wir die Welt vielleicht damit retten, daß wir eine Atombombe im Hafen zünden. Wir würden Boston verlieren, aber das müßten wir in Kauf nehmen.«
    Jim und Boone hatten sich mittlerweile aus dem
    Gespräch aus geklinkt und beobachteten Kelvins
    Darbietung nur noch mit offenem Mund. Wir hörten über uns Holzklappern auf dem Parkett, und dann fiel Licht auf die Treppe, die vom Wohnzimmer in den Keller
    führte.
    »Kelvin?« sagte eine Kinderstimme. »Kann ich
    Preiselhim haben?«
    »Ja, mein Schatz. Tu ihn dir selbst in deinen Becher«, sagte Kelvin.
    »Preiselhim?« fragte Boone.
    »Preiselbeer- und Himbeersaft«, erklärte Kelvin. »Ich hänge an diesem Haus, also wollen wir nicht gleich so schweres Geschütz auffahren. Das mit der Atombombe
    sollte nur eine Analogie sein. Wir müssen die chemische Achillesferse der Bakterien finden. Und deine Probe hier, S. T., dürfte uns das wesentlich erleichtern. Ich wollte nur, ich hätte ein besseres Labor.«
    Ich sagte Kelvin, wie er mit Tanya und Debbie in
    Kontakt kommen konnte. Sie würden ihm sicher Zugang
    zu den phantastischen Unilabors verschaffen. Und nun stieg Kelvins fünfjähriger Sohn mit seinem Becher in der Hand die Treppe runter. Kelvin nahm ihn auf den Schoß.
    Er hielt den Becher vors Gesicht wie eine Gasmaske,
    beobachtete uns über den Rand hinweg und

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