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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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schlürfte
    seinen Saft.
    »Wissen die beiden, daß du noch lebst?« fragte Kelvin.
    »Wahrscheinlich nicht. Hast du's gewußt? Du warst nicht besonders überrascht, als du mich gesehen hast.«
    Kelvin runze lte die Stirn. »Ich habe mich gefragt, wann deine Leiche angeschwemmt wird. Ich habe nicht
    geglaubt, daß du so idiotisch bist, ohne Ölzeug aufs Meer hinauszufahren.«
    »Danke.«
    »Soll ich Tanya und Debbie sagen, daß du noch lebst?«
    »Solang du's nicht telefonisch machst oder im Auto oder bei ihnen zu Hause oder im Labor …«
    »Wenn du Angst vor elektronischer Überwachung hast,
    dann sag's ruhig.«
    »Na schön. Ich habe Angst.«
    »Okay. Dann gebe ich es ihnen schriftlich.«
    »Kelvin, du bist so -«, ich wollte >gottverdammt< sagen, aber das Kind sah mich an, » - so ungemein praktisch.«
    »Magst du mir bei dem Projekt helfen?«
    »Mögen ja, aber ich kann nicht ins Labor. Ich bin in dem Sträßchen hinter dem Pearl fast erkannt worden.«
    »Du bist paranoid, S. T.«, sagte Jim.
    »Deswegen lebe ich auch noch«, sagte ich.
    »Diese neuen Spezies …«, begann Kelvin.
    »Willst du damit sagen, daß es nicht nur eine Art ist?«
    »Ja. Es sind zwei. Die eine bindet den Sauerstoff im Wasser und stellt eine anaerobe Umgebung her. Die
    andere produziert Benzole und Phenyle, frißt Salz und läßt toxische Pupse. Die zweite ist ein Parasit der ersten.«
    »Wenn ich's mir recht überlege, ist Dolmacher eigentlich gar kein solcher Stinkstiefel. Wir brauchen ihn.«
    »Dolmacher hat sich leider abgesetzt.«
    »Wir glauben, daß wir ihn finden können. Und wenn wir das schaffen, kriegen wir ihn vielleicht dazu, daß er mit uns zusammen die Bakterien killt.«
    Kelvin brachte uns nach draußen. »Noch was«, sagte er.
    »Warst du das, der vorige Woche dieses Rennboot in die Luft gejagt hat?«
    »Ja.«
    Er lächelte. »Das dachte ich mir.«
    »Wieso?«
    »Weil es neben dem Tea-Party-Schiff war. Der Wiege
    der direkten Aktionen.«
    »Viel Glück, Kelvin.«
    »Gute Jagd.«
    Wir fuhren los. Kelvin und sein Sohn winkten uns nach.

28
    Dieser Dolmacher hatte nicht das geringste
    Verantwortungsgefühl. Wir brauchten ihn, verdammt
    noch mal. Hätte mir nie träumen lassen, daß ich das von Dolmacher sagen würde, aber es war so. Er hatte diese Scheißbakterien erfunden, er hatte sie aufgepäppelt, er wußte alles über ihren Lebenszyklus, über das, was sie brauchten - welche Nahrung, welche Temperatur, welche pH-Werte. Wenn wir ihn dazu kriegten, daß er sich
    abregte, und ihn anschließend ausquetschten, konnten wir eine einfache Methode finden, die Bakterien zu killen.
    Aber nein. Er mußte ins Land der Baseballkappen ziehen, um sich an Pleshy zu rächen. Und dabei würde er
    wahrscheinlich draufgehen.
    Wir fuhren nach Norden. Es war die Nacht von Freitag auf Samstag, 1 Uhr. Nach zwei Stunden hatten wir die zentrale Leitstelle des Überlebenstrainings gefunden, eine ziemlich neue Blockhütte vor einem privaten
    Waldstück. Als wir auf den Parkplatz bogen, strichen unsere Scheinwerfer durch die Kabinen mehrerer
    abgestellter Wagen, hauptsächlich Schlitten aus den
    Siebzigern, und wir sahen Silhouetten von Männern mit Baseballkappen, die sich aufsetzten, um uns anzustarren.
    Jim und ich rollten Schlafsäcke auf der Erde aus und legten uns pennen. Boone fuhr noch mal los. Er wollte Zeitungen besorgen und sehen, ob er rauskriegen konnte, was für Termine Pleshy in den nächsten zwei Tagen
    hatte.
    Ich schlief nicht eine Sekunde. Jim tat eine halbe Stunde so als ob. Dann ging er zum Telefon an der Wand der
    Blockhütte und rief Anna an.
    »Wie geht es ihr?« fragte ich, als er zurück war.
    »Ich hab' mir schon gedacht, daß du nicht schläfst«, sagte er.
    »Kann nicht. Boones Schlafsack riecht nach Arnikasalbe und Schwefelwasserstoff, und ich überlege mir die ganze Zeit, was das für eine Aktion war, bei der er sich einen satten Muskelkater geholt hat und mit diesem Gas in
    Berührung gekommen ist. Und ich warte auf die nächste Meldung von meinem geliebten Dickdarm.«
    »Anna geht es gut«, sagte Jim. »Sie ist heute nach
    Rochester gefahren und hat sich Tapeten angeschaut.«
    »Renoviert ihr?«
    »Kleckerweise.«
    »Dann frage ich dich, warum du hier bist und nicht dort.«
    »Keine Ahnung. Wenn Weiße je Mist gebaut haben,
    dann bei dieser Geschichte. Aber du hast mir mal
    geholfen, und jetzt muß ich dir helfen.«
    »Ich entpflichte dich hiermit.«
    »So einfach ist das nicht. Das ist eine innere
    Angelegenheit -

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