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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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bleibt in einem großen Tier nur stecken und ist ihm lästig.«
    Wahrscheinlich blickte ich immer noch skeptisch drein.
    »Der Typ vorhin hat gesagt, Dolmacher hätte im
    Überlebenstraining so was wie den schwarzen Gürtel. Du glaubst doch nicht, er läßt uns so nah ran, daß wir ihm die Kanone aus der Hand nehmen können, oder?« sagte
    Jim.
    »Okay. Aber wenn uns der Secret Service kaschen will, mußt du den Scheiß in die Büsche werfen.«
    »Logisch. Dabei ist das für einen Mord gar nicht
    geeignet. Es ist so was ähnliches wie eine Luftpistole mit Farbkugeln.«

29
    Boone wollte es machen. Er bestand darauf. »Mann, für den Rest der Welt hast du vor einer Woche versucht, den Typ in die Luft zu pusten«, sagte er. »Dein Gesicht ist ein Fahndungsplakat in 3-D. Die verhaften dich sofort. Aber mich haben sie alle vergessen. Außer Pleshy ist stiller Teilhaber in der Walfangbranche.«
    Dagegen konnte ich nichts sagen. Wir verblieben so, daß Jim und ich den Weg zu Fuß gingen und Boone mit dem
    Lieferwagen fahren würde. Er würde sich auf dem
    Holzfällerfestival umtun und erst mal die Lage sondieren.
    Hatte keinen Sinn, das bis ins letzte zu planen, weil alles vom Zufall abhing. Wenn er an Pleshy rankam, würde er ihm gegenübertreten, unsere Sache vortragen und das
    Scheinwerferlicht der Medien auf seine Reaktion lenken.
    Wenn er nicht an ihn rankam, würde er's lassen, die
    hinteren Zuschauerreihen ansteuern und nach einem
    großen, blassen, halbverrückten Trottel mit der Hand in der Jacke Ausschau halten.
    Schließlich setzte uns Boone beim Wanderweg ab und
    fuhr außen rum zum Festival.
    Im Wald war ich restlos inkompetent, also lief ich
    einfach Jim hinterher. Er trug einen weiten, zerlumpten Umhang, den er immer im Wagen hatte - für Ölwechsel
    und so. Darunter hatte er den Bogen. Sah irgendwie
    idiotisch aus, war aber tausendmal besser, als wenn er in Secret-Service-Nähe eine primitive Waffe geschwungen hätte. Er lief schnell und geduckt den Weg entlang, den Kopf immer leicht zur Seite gewandt. Ich war froh, daß er bogenschießen konnte. Das würde uns helfen. Aber ich mußte auch an Dolmachers imaginären schwarzen Gürtel denken und fragte mich, wie clever und wie paranoid er nun wirklich war. Bis zum Festival waren es nur ein- bis zweieinhalb Kilometer: immer durch den Wald, erst
    ebenes Gelände, dann einen Bergkamm rauf und auf der anderen Seite wieder runter. Dolmacher hatte viel Zeit.
    War es da nicht sinnvoll, wenn er sich hin und wieder in die Büsche schlug, um zu sehen, ob ihm jemand folgte?
    Aber wer sollte ihm folgen? Und warum sollte er sich deshalb Gedanken machen?
    Weil er Apotheken ausgeraubt hatte. Vielleicht hatte sich jemand sein Kennzeichen gemerkt. Vielleicht war der
    zufällig hier in der Gegend, hatte seinen abgestellten Wagen gesehen und die Cops alarmiert.
    Wie würden die Cops vorgehen? Frontalangriff.
    Dutzende von Leuten, ein paar Meter auseinander, die das ganze Gelände durchkämmten. Er konnte sie nicht
    alle wegputzen.
    Oder vielleicht doch. Wenn er eine Waffe mit
    Schalldämpfer hatte. Und ich schloß nicht aus, daß er eine besaß oder gar eine MP. Schließlich hatte er schon am College diesen Fimmel für Uzis und MAC-IOS und
    den ganzen Scheiß gehabt, und nun, Gott steh uns bei, verdiente er so viel, daß er sich ein komplettes Arsenal leisten konnte.
    Armer Dolmacher. All das unbezahlbare Wissen, die
    Informationen über die Bakterie, die die Welt retten konnten, in Personalunion mit einem Psychokrüppel.
    Wenn wir ihn stoppen konnten - nicht wenn, verdammt noch mal, wir würden ihn stoppen -, mußten wir uns ein paar Tage mit diesem schrägen Charakter
    auseinandersetzen. So oder so trübe Aussichten.
    Nächste Frage: Was würde er machen, wenn zwei liebe
    Mitmenschen hinter ihm herschnüffelten? Erstens
    würden sie ihn ohne Hund gar nicht finden. Und wenn
    die zwei ihn doch fanden, waren sie in Gefahr. Siehe Wannenmann.
    Wo war Jim eigentlich, zum Teufel? Ich hatte den Blick eine Sekunde von seinem Rücken abgewandt, und schon
    war er verschwunden. Ich ging noch ein paar Meter
    weiter, blieb stehen. Wäre nicht das schlaueste gewesen, nach ihm zu rufen. Im Blattwerk am Wegrand war eine
    Lücke. Ich schlüpfte durch, wanderte ein Stück in den Wald, und da stand er und pißte gegen einen Baum.
    »Wahrscheinlich ist er hier langgegangen«, sagte Jim.
    »Woher weißt du das?«
    Er zuckte die Achseln und fuhr mit dem fort, was sich als episch breites Gepisse

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