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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Sado-Maso-Galionsfigur. Bart wieselte die
    Strickleiter rauf und runter und lud unser Kriegsgerät ein.
    Dazu gehörte auch Proviant: Bier sowie etliche Big Macs und Pseudo-Milchshakes, die wir bei McDonald's
    gekauft hatten. War schließlich nicht abzusehen, wie lang wir unterwegs sein würden. Ich schaltete in den
    Vorwärtsgang, und Boone machte ein Guinness auf. Bart lehnte sich zwischen Amys Schenkeln zurück und zog
    die Hand durchs schwarze Wasser. Aus irgendeinem
    Grund fühlte ich mich ungeheuer stark.
    Mit diesem lumpigen Motor dauerte die Fahrt von
    Boston Mitte bis Spectacle Island fast eine Stunde. Ich erwartete, daß Amy sich langweilte und quengelig oder zumindest seekrank wurde, aber ich hatte sie
    unterschätzt. Es gefiel ihr hier draußen. Wie die meisten Leute hatte sie Boston noch nie vom Wasser aus gesehen, also verbrachten wir die Hälfte der Zeit damit, ihr zu erklären, wo was war. Die Jumbos schwebten schnell und in dichter Folge in Logan ein, und das war schon ein tolles Bild. Bart hatte einen Walkman mit anschließbaren Mini-Stereolautsprechern dabei, und so hörten wir uns ein altes Led-Zeppelin- Band an und später im Radio die Übertragung eines Sox-Spiels aus Kalifornien. Boone
    erzählte eine endlose Geschichte vom Kampf mit einem kanadischen Hubschrauber in Labrador. Ich behielt den Castle Island Park im Auge, hoffte, daß Debbie
    auftauchen und mir ein Zeichen geben würde, aber das tat sie nicht.
    Spectacle Island war trotz Dunkelheit leicht zu finden, weil die halbe Insel in Flammen stand. Wenn ich den
    Motor abstellte, konnten wir die Musik auf fünf
    Kilometer hören. Wir hatten das langsamste Fahrzeug im ganzen Hafen, und alle anderen kamen vor uns an. Hin und wieder kreuzten kleine Boote unseren Weg und
    zeichneten sich als Silhouetten gegen den Schein der Flammen ab.
    Irgendwie bezweifelte ich, daß die Leute alle Feuerholz mitgebracht hatten. Wahrscheinlich verbrannten sie das, was gerade rumlag. Heute abend mußten phantastische
    Toxine in der Luft sein. Bald rochen wir sie - ein übler, fauliger Mief, der uns mit südöstlichen Winden in die Nase wehte.
    »Ich glaube, wir haben uns den falschen Tag
    ausgesucht«, sagte ich.
    Amy konnte es nicht fassen. Sie meinte, ich wäre nicht genügend beeindruckt von der Party. Bart mußte es ihr schließlich verklickern: »Die wollen gar nicht zur Party.
    Sie wollen -«, er wandte sich mir zu und schaute mich an,
    »- was wollt ihr eigentlich, verdammte Scheiße?«
    »Hat dir Chris Laughlin mal von seinem Dad erzählt?«
    »Von der alten Sau hat er mir echt alles erzählt.«
    »Und was macht man mit Säuen?«
    »Man schlachtet sie.«
    »Genau. Das in etwa werden wir mit Chris Laughlins
    Dad veranstalten.«
    »Und wie wollt ihr das machen?«
    »Weiß ich noch nicht. Muß mich erst mal mit Boone auf der Insel umtun.«
    »Genug Licht habt ihr ja.«
    Amy war vorübergehend deprimiert, weil wir nur eine
    wissenscha ftliche Hypothese prüfen wollten, aber sie kam drüber weg. Unterdessen hatte ich etwas
    Interessantes bemerkt, nämlich einen großen Schatten, der uns die Sicht auf Spectacle Island zu fast 50 Prozent versperrte. Dann konnten wir Positionslichter erkennen, und schließlich hielten Boone und ich unsere
    Taschenlampen gegen den Schatten und sahen ihn uns
    mit dem Feldstecher an. Ich hatte schon eine Idee. Und er wohl auch, denn wir richteten den Lampenstrahl auf
    dieselbe Stelle oben im Bug, an der man den
    Schiffsnamen findet. Und da stand er auch in schönem rostfleckigem Weiß: Basco Explorer.
    »Die fährt nicht«, sagte Boone. Und als wir noch etwas näher kamen, konnten wir definitiv die Ankerketten im Wasser verschwinden sehen. Die Basco Explorer, das toxische Todesschiff, lag knapp achthundert Meter vor Spectacle Island.
    »Pöyzen-Böyzen-Fans«, sagte Bart.
    Wir gaben keine Antwort. Boone stellte das Radio ab, und ich schaltete auf Leerlauf.
    »Sprühfarbe«, sagte ich.
    Boone wühlte in einer unserer Tüten und zog eine Dose schwarzes Rostschutzmittel heraus. Bart schüttelte sie und übersprühte die Buchstaben GEA auf beiden Seiten des Zode.
    Die meisten Boote, die unterwegs waren, hielten auf
    Spectacle Island zu oder kamen von dort. Als wir eins bemerkten, das in Richtung Basco Explorer steuerte, gab ich Gas, damit wir nicht so verdächtig langsam fuhren.
    Wir schwirrten in hundert Meter Abstand am Bug des
    Schiffs vorbei und checkten die andere Seite, die im Widerschein der Feuer auf der Insel matt rötlich

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