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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Altäre aus Hausmüll, den die Satansanbeter auf der Insel aufgelesen hatten.
    ERDE oder HÖLLE - da mußten wir suchen. Ich glaubte kaum, daß die Transformatoren unterm HIMMEL waren.
    Als Basco sie '56 hier abgeladen hatte, hatten die Leute keinen Grund gehabt, sie irgendeinen Hang raufzuziehen.
    Sie hatten sie wahrscheinlich knapp über der Wasserlinie deponiert und notdürftig zugebuddelt. Durch den
    Aufprall des Kahns waren ein paar von ihnen vielleicht ein Stück höhergerutscht, aber nicht weit.
    Wir verschafften uns erst mal einen groben Überblick, gingen all die Stege entlang und leuchteten mit unseren Taschenlampen in die Abteilungen. Wenn wir Glück
    hatten, würden wir was finden, das gleich ins Auge
    sprang. Die Anhänger des Pöyzen-Böyzen-Kults hatten
    hier einiges durcheinandergebracht, aber der Kult war klein, und das Schiff war groß, und sie konnten nicht alles auf den Kopf gestellt haben.
    Ein kühler Wind strich von Norden herein und brachte den grauenhaften Gestank mit. Seit wir an Land
    gegangen waren, hatte ich nichts mehr davon gemerkt.
    Anscheinend kam er gar nicht von der Insel. Vielleicht war er die Folge der Reaktionen, die gerade im Hafen abliefen: verrottender Fisch als Zugabe zu seinen
    sonstigen Delikatessen. Ich roch eine starke Beimischung von Putreszin, die mir bisher entgangen war.
    Aber bei genauerem Schnuppern kam diese Duftnote
    nicht vom Meer, sondern aus der Abteilung unter mir, wo drei verstümmelte Leichen auf dem Boden lagen.
    Sie lagen bereits ein paar Tage dort. Das Blut war
    schwarzbraun, und sie sahen ein bißchen aufgedunsen
    aus, kurz davor, aus den Nähten ihrer schwarzen
    Lederklamotten zu platzen.
    »Boone!« rief ich. Nach drei Sekunden war er bei mir.
    Wir gingen in die Hocke wie Archäologen, die in ein
    Grab linsen, und betrachteten die Leichen rüde und
    fasziniert. Dann le uchtete Boone die Wände der
    Abteilung mit seiner Taschenlampe an.
    »Mit 'ner Granate gekillt«, sagte er. »Schau.«
    Unzählige Metallteilchen waren gegen die Wände
    geprasselt. Die Aufschlagpunkte funkelten im Rost wie Sterne an einem kackbraunen Himmel.
    »Schrapnellgranaten«, fuhr Boone fort. »Vielleicht auch Claymore-Minen.«
    Wir ließen die Lichtkegel unserer Taschenlampen über den Plunder gleiten, mit dem der Boden übersät war. Das war kein x-beliebiger Müll. Das glitzerte und war bunt.
    Die Überreste eines Altars. Und über einer der Leichen lag ein zwei Meter langes, blankes Stahlrohr.
    »Das Rohr ist irgendwie komisch«, sagte ich.
    »Auf dieser Insel gibt es allen möglichen Schrott«, sagte Boone. »Sieh dir das an.«
    Er leuchtete mit seiner Taschenlampe vor den Füßen
    einer Leiche herum. Ein Draht blinkte auf, an dessen Ende ein Metallring hing.
    »Granate.«
    Ab jetzt ging Boone voran. Er durchsuchte den Kahn
    systematisch, eine Abteilung nach der anderen, und ich taperte ihm nach, um sicherzustellen, daß er keine
    ausließ. Als er »Scheiße« sagte, ließ ich mich auf den Steg fallen. Er lachte, und ich stand wieder auf.
    Wir waren ein paar Meter über die Uferlinie raus, in der HÖLLE. Die Abteilung unter uns war einer dämonischen Kraft namens Aschtoret geweiht. Ich hatte sie mir schon flüchtig angeschaut. Hier war ein Altar, beziehungsweise ein kleines Müllsortiment: die obligatorische
    Kloschüssel, Puppenköpfe, eine Art Glockenspiel aus
    alten Bremstrommeln, Kandelaber aus rostigen
    Fahrradfelgen. Boone hatte etwas bemerkt, das mir
    entgangen war. Der Altar war um eine Achse gebaut, ein Rohr, das aus dem Boden der Abteilung ragte. Es war
    brandneu und oben mit einem Absperrhahn versehen. An dem wiederum hing ein Vorhängeschloß.
    »Laughlin hat geschürft«, sagte ich. »Sich zu den PCB-Lagerstätten vorgegraben. Die Pöyzen-Böyzen-Fans
    haben Altäre um die Rohre herumgebaut. Vielleicht hat Laughlin sie auch selbst zusammengewichst - zur
    Tarnung. Und dann hat er Granaten ausgelegt.«
    »Weil er Angst vor dir hatte.«
    »Vielleicht weiß er, daß ich nicht tot bin?«
    »Nein«, sagte Boone. »Du bist vor einer Woche
    gestorben. Diese Leichen sind mindestens eine Woche
    alt.«
    »Okay, ich glaub's dir. Jetzt weiß ich, warum er sich Sorgen gemacht hat. Das ist ein toller Beweis, Mann.«
    »Ja. Der haut dich echt um.«
    Als wir uns vergewissert hatten, daß nirgendwo
    Stolperdrähte waren, stiegen wir in die Abteilung runter.
    Dann betrachteten wir den Müllhaufen aus sicherer
    Entfernung, sahen die Granaten, ums Rohr gebündelt wie Kokosnüsse an

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