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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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glühte.
    Wir mußten sie ein, zwei Minuten fixieren, dann hatten sich unsere Augen an das Licht gewöhnt. Wir sagten Bart und Amy, sie sollten in die andere Richtung schauen, weil es jeden Menschen nervös machen kann, wenn ihn
    vier Leute gleichzeitig anglotzen.
    Ein großes Motorboot dümpelte längsseits. Von einem
    der Davits der Basco Explorer wurde ein Faß runtergelassen.
    »Wie früher«, sagte Boone. »Bis auf das Boot.«
    Daß es die Pöyzen-Böyzen-Fans auf Spectacle Island
    aushielten, war erstaunlich. Es konnte einem kotzübel werden von dem Gestank. Aber vielleicht stieg der Rauch so von der Insel auf, daß sie ihn gar nicht rochen, wurde vom Wind verweht, traf auf eine Inversionsschicht und breitete sich dann dicht überm Wasser aus.
    Bart zupfte an meinem Ärmel und zeigte in
    Gegenrichtung, aufs Festland. Ein Blitzlicht blinkerte im Castle Island Park.
    Ich drehte der Basco Explorer den Rücken und beugte mich über unser Walkie-talkie. War nur ein
    Versuchsballon, weil ich Debbie nicht gesagt hatte, daß sie ein Walkie-talkie mitnehmen sollte. Aber vielleicht hatte sie's doch getan. Ich stellte den Kanal ein, auf dem wir in Blue Kills gesendet hatten, und drückte die
    Sprechtaste.
    »Tainted Meat an Modern Girl«, sagte ich. »Tainted
    Meat an Modern Girl. Bist du da, Schatz?«
    »Hier Modern Girl«, sagte Debbie.
    »Schön, dich zu hören, Modern Girl.«
    »Wunderschön, dich zu hören, Tainted Meat. Wo bist
    du? Knattert da nicht der kleine Mercury?«
    »Direkt gegenüber von dir. Fährst du das, was ich
    vermute?«
    »Ja.«
    »Wie hast du ihn angekriegt?«
    »Der Typ, der ihn gestohlen hat, hat eine neue
    Verteilerkappe eingesetzt.«
    Das war ein weiterer Grund, Laughlin zu schlachten. Es stand ihm nicht zu, so viel von mir zu wissen.
    »Mal Öl nachgeschaut?«
    »Gerade Ölwechsel gemacht, Arschloch.«
    »Hör zu.« Das wurde jetzt etwas kompliziert. Wenn
    Basco diese Frequenz abhörte, wurden sie sicher mißtrauisch. »Viel los in deiner Ecke? Große Motorboote vielleicht?«
    »Ich verstehe.«
    Das war wunderbar, aber ich wußte nicht, wieviel sie genau verstand.
    »Wird noch 'ne Weile dauern, bis wir dich abholen
    können. Meinst du, daß du dich in der Zwischenzeit
    allein amüsieren kannst? Vielleicht fährst du ein bißchen rum und hörst dir ein paar Kassetten an?«
    »Ja. Vielleicht mach' ich auch Fotos. Boston bei Nacht.«
    Phantastisch. Sie hatte eine Kamera dabei.
    »Okay, Modern Girl. Wir holen dich später ab. Fahr
    vorsichtig.«
    »Tu' ich doch immer. Tschüs, Tainted Meat.«
    Die Vorstellung, Debbie allein und bei Nacht
    loszuschicken, damit sie irgendwelche Basco -Schläger verfolgte und fotografierte, war mir etwas unbehaglich.
    Aber sie hatte bei einigen ziemlich wüsten Aktionen
    mitgemacht und sich immer gut gehalten. Außerdem
    liebte sie Streß.
    Wir hatten die Basco Explorer hinter uns gelassen.
    Boone schaute in die Flammen. Amy blickte zurück und sagte uns Bescheid, als das Boot ablegte und aufs
    Festland zuhielt. Spectacle Island kam näher, die
    Flammenwand löste sich in einzelne Feuer auf, und die Musik ließ uns fast die Trommelfelle platzen.
    Das letzte Stück ging alles andere als glatt. Immer wieder geriet uns irgendwelcher Dreck in den Propeller. Zum Glück war das Zeug weich, also wurde es zersäbelt. Der Propeller kam nur ein bißchen ins Stottern. Boone beugte sich gerade über den Motor und sah nach, ob alles okay war, als er durch den Anprall der Bugwelle eines anderen Bootes fast aus dem Zode gehoben wurde. Ein paar
    spätpubertäre Onanisten waren soeben in einem kleinen Flitzer mit großem Motor an uns vorbeigesaust, und jetzt wendeten sie für den nächsten Durchgang.
    »He!« schrie Amy. »He, Chris!«
    »Chris ist zu jung für dic h«, sagte Bart. »Außerdem ist er ein Vollidiot.«
    Zwei- oder dreimal im Jahr mußte ich miterleben, wie eine von Barts Beziehungen in die Binsen ging.
    »Oder du bist zu alt für mich«, sagte Amy.
    Ich beobachtete den Flitzer. Eine Sekunde lang hatte ich Angst, daß Laughlin senior am Steuer saß. Aber das
    Erzeugerarschloch hatte heute abend sicher andere
    Punkte auf dem Programm; das bezaubernde Produkt
    seiner Lenden hatte uns selbsttätig aufgestöbert.
    Er hatte ein paar Kumpel mit, vielleicht dieselben, denen wir schon mal begegnet waren. Lauter noch als ihr Motor dröhnte das Gelächter, mit dem sie sahen, wie wir in ihrem Kielwasser schlingerten. Das war so rasend lustig, daß sie's noch mal machen mußten.

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