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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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»eine magnetische Haftmine anbringen an«. Er pflegte die Buchhandlungen abzugrasen und diese großen Bilderbücher von internationalen Waffensystemen zu
    kaufen, die für 3 Dollar 98 verramscht werden. Er hatte ein ganzes Regal davon. Am Wochenende fuhr er
    regelmäßig nach New Hampshire und spielte Überleben, rannte im Wald rum und knallte mit Farbpatronen auf
    andere frustrierte Elemente.
    »Jachten bestehen aus Fiberglas, Dolmacher.
    Infolgedessen haftet eine magnetische Haftmine nicht an ihnen.«
    »Immer noch sarkastisch, was, S. T.?« Er sprach das
    Wort so aus, als handle es sich um eine Geisteskrankheit.
    »Nur daß du's jetzt professionell machst.«
    »Kann ich was dafür, daß der Schleimer keinen Humor
    hat?«
    »Ich arbeite nicht mehr für Basco.«
    »Okay, ich staune. Für wen dann?«
    »Für Biotronics.«
    Eine revolutionäre Veränderung. Biotronics war eine hundertprozentige Tochter von Basco. Aber was sie da machten, war beeindruckend.
    »Gentechnik. Nicht schlecht. Arbeitest du richtig mit Bakterien?«
    »Manchmal.«
    Dolmacher vernachlässigte seine Deckung in dem
    Moment, in dem ich mich nach seiner Arbeit erkundigte.
    Genau wie früher an der B. U. Er lag so platt auf dem Bauch vor der Coolness der Wissenschaft, daß sie auf ihn wirkte wie ein Endorphin.
    »Nun«, sagte ich, »dann denk dran, nicht in der Nase zu bohren, wenn du die Pfoten im Bakterientank hattest, und laß dir das Mittagessen gut schmecken. Ich muß jetzt Proben nehmen.« Ich drehte mich um.
    »Du solltest auch für Biotronics arbeiten, S. T. Du bist viel zu intelligent für deinen Job.«
    Ich drehte mich wieder um, weil ich sauer war. Er hatte keine Ahnung, wie schwierig …, aber dann merkte ich, daß er ganz ernst guckte. Er wollte tatsächlich, daß ich mit ihm zusammenarbeitete.
    Die alten Unibande sind sche int's doch unverwüstlich.
    Wir hatten vier Jahre an der B. U. damit verbracht, so miteinander zu reden, und dann noch ein paar Jahre auf den entgegengesetzten Seiten der Ökobarrikade. Und
    jetzt wollte er, daß ich mit ihm zusammen Gene
    manipulierte. Ich nehme an, wenn man so weit
    gekommen ist wie er, fühlt man sich ein bißchen einsam.
    Da draußen auf vorgeschobenem Posten an der
    Wissenschaftsfront tut es ziemlich weh, wenn einem ein Exkommilitone ständig Steinsalz in den Hintern pfeffert.
    »Wir arbeiten an einem Verfahren, das dich bestimmt
    interessieren würde«, fuhr Dolmacher fort. »Für dich müßte das so was wie der Heilige Gral sein.«
    »Dolmacher? Vier Plätze?« tönte der Oberkellner.
    »Wenn du mal mit mir drüber reden willst - ich stehe im Telefonbuch. Ich wohne jetzt in Medford.« Dolmacher wich zurück und verschwand im Speisesalon. Ich starrte ihn bloß an.
    Oben schnappte ich mir eine leere Kühlbox aus unserem Spind. Ich hatte eine Absprache mit dem Koch. Er tat mir gratis Eis rein, und ich erzählte ihm dafür einen
    dreckigen Witz. Funktionierte blendend. Dann nichts wie raus und über die Piers zu unserem kleinen Ölfleck.
    Es war Ebbe, also mußte ich über eine Strickleiter in das Zodiac klettern. Sobald man unterm Level der Piers ist, verschwinden Stadt und Sonne, und man baumelt in
    einem Dschungel aus veralgtem Pfahlwerk - wie Tarzan, der eine Liane runter in den Sumpf glitscht.
    Man wird einem Zodiac nicht gerecht, wenn man es als Schlauchboot bezeichnet. Es sieht klasse aus, hat eine schlaue Hydrodynamik und ist vo ll seetüchtig. Der
    aufblasbare Teil ist hufeisenförmig, und der Boden
    besteht aus massiven, miteinander verfugten Planken.
    Hinten ist ein Heckspiegel, der kein Wasser reinläßt und an dem der Motor hängt. Wenn du dir die Unterseite von einem Zodiac ansiehst - die ist nicht einfach flach. Sie hat eine Andeutung von Kiel. Das verbessert die
    Manövrierbarkeit.
    Genau betrachtet hat ein Zodiac gar keinen richtigen Rumpf. Die Rumpfkonstruktion ist eine höhere
    Wissenschaft. Zur Zeit der Segelschiffe war sie für die nationale Sicherheit so wichtig wie heute die
    Aerodynamik. Der Rumpf war ein notwendiges Übel: der Unterwasserteil des Schiffs hatte viel
    Reibungswiderstand zur Folge, der überwunden werden
    mußte, aber ohne den Rumpf schwamm das Schiff nun
    mal nicht.
    Dann wurde der Außenbordmotor erfunden, und diese
    höhere Wissenschaft war nun dank brachialer Power
    überholt. Man konnte aus einer Badewanne ein High-
    Performance-Speedboat machen, indem man den
    entsprechenden Motor dranmontierte. Wenn das Ding mit Vollgas fährt, hebt es der Druck des

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