Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
Vom Netzwerk:
manche Männer in die Stimmung versetzte, sich und ihr die Kleider vom Leib zu reißen, »ich habe zehn
    Minuten gebraucht, um das aufzuschreiben. Und ich lasse mir nicht gern was diktieren.«
    »Ich werde nie begreifen, warum Leute solche
    Anweisungen geben oder wollen. Für so was sind doch
    Straßenkarten da.«
    Draußen spielte Bart ein paar Takte auf der Hupe.
    »Wenn du's auf der Karte gefunden hast, kommst du
    immer hin. Aber wenn du versuchst, dich an die
    schwachsinnigen Anweisungen von jemandem zu halten,
    und dich nur ein einziges Mal verfährst, bist du verratzt.
    Ich hab' einen ganzen Stapel Karten von diesem
    Scheißstaat.«
    »Okay.« Tricia flunschte, und ich mußte mich sehr
    beherrschen, um nicht zu explodieren.
    »Verrätst du mir auch, wann sie mich erwarten?«
    »Das hat er nicht gesagt. Irgendwann heute nachmittag.
    Folge dem Rauch des Holzkohlengrills.«
    »Worauf du dich verlassen kannst. Und jetzt verpiss' ich mich wirklich.«
    Ich warf mein Rad in Bartholomews großen schwarzen
    Transporter, und wir fuhren los in Richtung Westen.
    Bevor er am Morgen zur Arbeit gegangen war, hatte er den Weitblick besessen, einen Zwischenstopp bei dem
    Kanister im Wohnzimmer einzulegen und ein paar
    Plastikbeutel mit Lachgas zu füllen. Also zog ich mich hinter den Vorhang zurück und behämmerte mein
    Gehirn. Bart behauptete, er könne mit Lachgas völlig wegtreten, aber wenn man völlig wegtritt, läßt man den Beutel los, und dann entweicht das Gas.
    Er machte die Stereoanlage ein bißchen leiser und schrie:
    »He, laß die Dinger platzen, und wir haben wieder 'ne schöne Halloween-Party!«
    Letztes Jahr an Halloween hatten wir Stickstoff- und Sauerstoffbehälter in einem unserer Räume aufgestellt, alle Fenster und Türen verrammelt und eine, sagen wir mal, traumhafte Partyatmosphäre geschaffen. War das
    erste Mal, daß ich mit einer Journalistin geschlafen hatte, die nicht für die Printmedien arbeitete. Aber es war eine teure Methode, jemanden zu verführen.
    Als wir glücklich über den Harvard Square geschlichen waren, saß ich wieder vorn und beobachtete, wie die
    Kolonialstilhäuser an uns vorbeizogen.
    »Die Yankees«, sagte Bart.
    Übersetzung: »Die Yankees spielen heute abend im
    Fernsehen gegen die Red Sox; bleiben wir im Arsenal und schauen wir's uns an.«
    »Kann nicht«, sagte ich. »Ich muß mit diesem Taucher im Pearl zu Abend essen. Er macht die Sache in Blue Kills für uns. Keine Sorge, du kannst bleiben, solang du willst, und ich fahr' nachher mit dem Rad nach Hause.«
    »Du hast doch gar kein Licht dran.«
    Ich lachte. »Seit wann machst du dir wegen so was
    Gedanken?«
    »Das ist gefährlich, Mann. Da sieht dich doch kein
    Schwein.«
    »Ich pass' schon auf. Ich stell' mir einfach vor, daß ich reflektierende Kleidung trage und daß der Autofahrer, der es als erster schafft, mich umzunieten, eine Million Dollar Kopfgeld kriegt.«
    Manchmal ist es ganz schön, von der Ost-Beiruter
    Atmosphäre der City wegzukommen und in einer Bar zu
    sitzen, wo die Toilettenspülung schon beim ersten
    Versuch funktioniert und kein Mensch je gestorben ist.
    Wir gehen immer nach Watertown, auf der anderen Seite des Flusses, nicht weit von unserem Haus entfernt. Da gibt es ein Einkaufszentrum mit einer Bar, die Arsenal heißt. Völlig charakterlos, wie es sich für ein
    Einkaufszentrum gehört. Aber eine Bar kann auch zuviel Charakter haben, und Boston hat eine Menge Bars von
    der Art. Direkt gegenüber vom Einkaufszentrum war ein Spielsalon, was das Arsenal noch besser machte. In die Bar auf ein Bier, durchs Einkaufszentrum zum Flippern, wieder zurück auf ein Bier und so weiter. Auf diese
    Weise konnte man einen herrlich stumpfsinnigen Abend verbringen.
    Wir amüsierten uns ein paar Stunden so. Ich hatte eine Gewinnsträhne beim Flippern. Ging die Post durch, die ich mir aus dem Büro mitgenommen hatte. Ich bekomme
    eine Menge Post für den Papierkorb, weil ich bei
    Hunderten von Firmen Aktionär bin - meistens nur mit einer Aktie. Aber damit stehe ich auf der Adressenliste der Aktionäre, und das kann ab und zu recht nützlich sein. Ist nur ein bißchen umständlich. Ich muß es unter falschem Namen über ein Postfach machen, damit mir
    die Leute im Fernsehen oder sonstwo nicht ans Bein
    pinkeln können - von wegen Firmen angreifen und
    gleichzeitig Aktionär bei ihnen sein.
    Ich blätterte den Jahresbericht von Fotex durch; eine Menge über ihre prächtigen neuen Kameras, aber absolut nichts über

Weitere Kostenlose Bücher