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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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bereichern, Baumgruppen einzuzeichnen, Anlegestellen, versteckte Sandbänke und Standplätze für die Medienleute. Etwa
    achthundert Meter südlich war ein öffentlicher Bootssteg, der zu einem Staatspark gehörte; in nördlicher Richtung verlief ein Drahtzaun, der bis ans Wasser reichte und das Parkgelände von dem der Schweizer Schweine trennte.
    Ein Stück weiter kam noch ein Zaun, dahinter Häuser
    von irgendwelchen alten Fischern, die sich hier zur Ruhe gesetzt hatten.
    Das Gelände der Schweizer Schweine war betrügerisch
    bewaldet. Wenn der Wind ein bißchen auffrischte,
    ächzten die Bäume, und dieses Geräusch überlagerte fast den Lärm des Berufsverkehrs auf der Straße. Aus reiner Neugier ging ich mit dem Zode näher ans Ufer und sah mit dem Feldstecher nach, ob sich was unter den Bäumen tat. Einer von den Sicherheitsleuten, die da
    herumlungerten, verriet sich durch den Rauch seiner
    Marihuanazigarette. Oder vielleicht war es auch, unter Berücksichtigung der Eigenarten von Sicherheitsleuten, Oregano pur, den ihm jemand als Reefer angedreht hatte.
    Ich wußte, in welche Richtung das Abflußrohr führte, also konnte ich ihm mit Hilfe meines Kompasses
    landeinwärts folgen, seinen Weg unter sumpfigen
    Wäldern und schuhkartongroßen Eigenheimen bis zur
    Straße nachvollziehen, die ein paar Kilometer vom
    Wasser entfernt war. Dann ragte hinter dem richtigen Wald ein Wald von Rohren auf. Wenn der Wind von dort wehte, bekam ich einen Hauch von organischen
    Lösungsmitteln und gasförmigen Nebenprodukten mit.
    Die Fabrik wachte gerade auf - Frühschicht, deshalb auch der Berufsverkehr. Morgen würde ich ein Telefonat
    führen und den Betrieb schließen.
    Die große Lüge des amerikanischen Kapitalismus ist die, daß die Firmen in ihrem eigenen wohlverstandenen
    Interesse arbeiten. In Wirklichkeit tun sie ständig Dinge, die sie in die Knie zwingen. Die meisten Schnitzer dieser Art betreffen Toxine, von denen jeder Chemiker weiß, daß sie gefährlich sind. Die Firmen verpesten die Umwelt mit ihnen und versuchen nicht mal, sich selbst zu
    schützen. Die Zeichen sind sichtbar, und das fast so gut, als würden die Leute Geständnisse drucken, sie
    unterschreiben und vom Flugzeug aus abwerfen. Früher oder später taucht jemand mit einem Zodiac auf und
    weist auf die Zeichen hin, und das Resultat ist weitaus verheerender, als es ein Terrorist, ein Boone, mit
    Bomben und Granaten bewirken könnte. All die alten
    Männer im Umkreis von dreißig Kilometern, die an
    Tumoren erkrankt sind, werden unversöhnliche Feinde.
    Ebenso ihre Frauen. Ebenso die Mütter von
    umweltgeschädigten Kindern. Selbst die von völlig
    gesunden Kindern. Die Politiker und die Medien
    trampeln sich gegenseitig nieder in ihrem Eifer, Feuer und Schwefel auf die Firma regnen zu lassen. Der
    Umschwung kann über Nacht kommen und ist leicht
    herbeizuführen. Man muß nur den Finger auf den
    wunden Punkt legen.
    Kein Umweltverbrechen ist perfekt. Bei chemischen
    Reaktionen gibt es einen Input und einen Output, und es ist unmöglich, den Output verschwinden zu lassen. Man kann versuchen, ihn mit einer anderen Reaktion zu
    tarnen, aber die hat auch wieder einen Output. Man kann versuchen, ihn zu verstecken, nur haben Outputs die
    häßliche Eigenschaft, da nicht mitzumachen. Die einzig vernünftige Lösung ist also, kein Chemieganove zu sein.
    Als Chemieganove setzt man seine ganze Zukunft auf die Hoffnung, daß einem kein Chemiedetektiv auf die
    Schliche kommt. Und diese Hoffnung ist inzwischen eine Fehlspekulation.
    Nicht wegen der EPA, diesem Witzfigurenkabinett. Eine Behörde voll mediokren Chemikern mit Bossen aus der
    untersten Ordnung der Schlammaale: von Politikern aus politischen Gründen ernannt. Von denen zu erwarten, daß sie wo anecken, ist so ähnlich, als würde man von
    jemandem mit Heuschnupfen erwarten, daß er
    leidenschaftlich gern blühende Wiesen mäht. Um Gottes willen, die geben ja nicht mal zu, daß
    Insektenvertilgungsmittel gefährlich sind. Da sie nicht den Mut haben, Präventivmaßnahmen zu ergreifen,
    kommen ihnen Strafmaßnahmen erst recht nicht in den
    Sinn. Die Gesetze werden so universal übertreten, daß sie nicht wissen, was sie tun sollen. Sie halten nicht mal die Augen nach Gesetzesbrechern offen. Ich schon.
    Eine mit Gummi umk leidete Hand kam vor mir aus dem
    Wasser, und ich stellte den Motor ab. Dann tauchte Toms Kopf auf, und er schob die Maske zurück, um zu
    sprechen. Sein Mund stand weit offen. Er

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