Volles Rohr
fliegen.
Tom und ich hörten auch mit, aber wir wußten ja schon, was gespielt wurde. Die ganze Flottille hielt auf den Mündungstrichter zu. Die Küstenwache konnte nichts tun als wachen, denn es ist nicht verboten, mit
Wasserfahrzeugen einen Fluß hochzuschippern.
Inzwischen hatten die Schweizer Schweine wohl alle
verfügbaren Sicherheitskräfte und Privatdetektive
angewiesen, zu jener Mülldeponie zu eilen, sich Schulter an Schulter am Ufer aufzureihen und die GEA-Invasionstruppen an der Errichtung eines Brückenkopfs zu hindern.
Wenn die Schweizer-Schweine-Streitkräfte eintrafen und sich durch die Medienhorden drängten, würden sie
entdecken, daß das Tor auf eine sehr unleidliche Weise zu war. Wie immer würden sie feststellen, daß kein
Bolzenschneider der Welt sich weit genug öffnen läßt, um ein Kryptonite-Schloß durchzuzwacken. Dann
würden sie feststellen, daß ihre Bügelsägen an dem
getemperten Stahl stumpf wurden. Wenn sie
ungewöhnlich schlau waren, würden sie sich eine
Lötlampe besorgen und das Metall tüchtig erhitzen; dann konnten sie es nämlich durchsägen und schon nach
wenigen Stunden
auf ihre Müllkippe gelangen.
Unterdessen würden die Kameras surren, und die GEA-
Demo würde jenseits des Zauns ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen. Es sei denn, die Schweizer-Schweine-Streitkräfte wollten vor den Teams aus New York über ihre eigenen Zäune klettern oder sie mit Drahtscheren zerschneiden.
Tanya und Debbie hatten den Omni direkt vor dem Tor
geparkt und sprachen durchs Megaphon. Ich bekam über Funk gelegentlich ein, zwei Worte mit. Im wesentlichen redeten sie allen gut zu, ganz cool zu bleiben - was immer ein wichtiger Bestandteil unserer Aktionen ist, besonders wenn Staatspolizisten aufmarschiert sind.
In einem der Zodiacs fuhr ein Mann mit, der einen
Raumanzug trug, eins von diesen dioxinundurchlässigen Dingern mit Helm und Schutzscheibe vo r dem Gesicht.
Nichts sieht gefilmt so gruselig aus. Sein Zodiac war etwa zehn Zentimeter vom Ufer entfernt - also konnte keine Rede von unbefugtem Betreten von Privatgrund
sein. Der Mann im Raumanzug hatte ein paar lange
Stangen dabei, an denen primitives Gerät zur Entnahme von Bodenproben befestigt war, so daß er an die
Müllkippe rankommen und pseudowissenschaftlich darin rumstochern konnte.
In Artys Zodiac saß ein Taucher mit Maske, der am Ort des Geschehens sofort ins Wasser sprang und
verschwand. Alle paar Minuten erschien er wieder und reichte Artemis eine Flasche voll häßlich brauner Brühe.
Sie nahm die Flasche entgegen - natürlich trug sie
Handschuhe - und gab ihm eine neue. Dann verschwand
er wieder.
Die Leute haßten es, wenn wir so was machten. Es trieb sie einfach an die Decke. Von früheren Zusammenstößen mit mir war ihnen bekannt, daß die Organisation einen Chemie-Experten hatte, daß wir wußten, wovon wir
sprachen. Weder der Mann im Raumanzug noch der
Taucher zeigte sein Gesicht, also konnten sie nicht sagen, wer von ihnen Sangamon Taylor war. Diese
Probenentnahme war keine Show. Dachten sie
zumindest. All dieser Dreck würde analysiert werden, und die Zeitungen würden, mit Verlaub, eine Menge
peinlicher Fakten ausschlachten.
Das hatte schon am Tag zuvor begonnen, und zwar mit einem Artikel auf der Sportseite des Lighthouse-Republican,
verfaßt von dem hochgeachteten
Journalisten und Sportsfreund Red Grooten, der
detailliert und mit verblüffender Sachkenntnis die
Auswirkungen der Gifte in diesem Sumpf auf den
Angelsport beschrieb. Begleitet war der Artikel von
einem schockierenden Foto, das eine tote Flunder zeigte.
GEA-Kapazitäten wurden zitiert: sie vermuteten, daß das Angeln im ganzen Mündungstrichter demnächst verboten werden würde.
In einer halben Stunde würde die Blowfish in Sicht kommen, und ernste GEA-Leute würden die Ufer des
Flusses nach Zeichen von Toxizität absuchen. Wenn sie Glück hatten, fanden sie vielleicht eine doppelköpfige Ente. Und selbst wenn sie nichts fanden, würde über die Tatsache, daß sie gesucht hatten, berichtet werden.
Tom und ich hielten langsam und leise auf das wirkliche Ziel zu.
7
Ein Großteil der Küste von New Jersey wird durch eine anderthalb bis drei Kilometer davor verlaufende lange, schmale Barriere vor dem offenen Meer geschützt. An einigen Stellen ist sie mit dem Festland verbunden, an anderen ist sie ziemlich kompakt, an wieder anderen (wie vor Blue Kills zum Beispiel) verliert sie sich in Inseln und
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