Volles Rohr
einer halben Stunde. Sobald alles läuft, schließen wir die Fabrik.
Dürfte nicht länger dauern als eine halbe Minute am
Telefon. Dann folgt der karnevalistische Teil.« Da Fisk mit dabei war, hatte ich nicht die Absicht, deutlicher zu werden.
Es ging alles ganz gut, außer daß Fisk, als die Blowfish die halbeStrecke zurückgelegt hatte, plötzlich gestand, er habe ein Gramm Koks inder Weste. Er beschloß zu
gestehen, als er sah, wie wir unsere Kleidergegenseitig nach Dingen absuchten, die als Drogen oder Waffen
interpretiertwerden konnten; aus naheliegenden Gründen taten wir das immer, wenn wirdamit rechnen mußten,
geflöht zu werden. Und als Fisk gestanden hatte,bekam ich Schuldgefühle und gestand meinerseits, daß ich eine WinzigkeitLSD in der Brieftasche hatte, die wohl kaum entdeckt worden wäre, weil sieeinem Ausweis der
Bostoner Stadtbibliothek beigeklebt war. Ab er was willst dumachen - Schuldgefühle sind Schuldgefühle.
LSD ist ein Verstoß gegen Sangamons Prinzip. Es ist ein kompliziertes Molekül und macht mich deshalb nervös.
Aber man kommt manchmal in Situationen, die so
entsetzlich oder so ermüdend sind, daß nichts anderes hilft.
Also wurde der Ausweis verbrannt und seine Asche in
alle Winde gestreut, und der Koks von Fisk verschwand in einigen Nasen. Nun konnten wir mit neuer Energie ans Werk gehen.
Die Taucher aus dem TraveLodge trafen mit Verspätung ein, und wir hetzten sie gleich an die Arbeit. Ich blieb am Strand und beobachtete, wie sich die Medien
versammelten. Ich wurde beim Aufblasen eines großen
Kinderplanschbeckens gefilmt. Es ist schwierig, wie
jemand von einem Kommandounternehmen auszusehen,
wenn man so was macht. Und wir brauchten eine Pumpe.
Wenn ich will, daß eine Aktion dieser Art einschlägt, muß ich die Gifte vom Meeresgrund raufholen und auf
die Bildschirme bringen, und da das Abflußrohr so
versteckt war, würde das nicht leicht sein. Ansonsten hatten wir nichts fürs Auge zu bieten als ein Grüppchen Taucher, das mit Salatschalen und Sanitärartikeln ins Wasser sprang und ohne dieselben wieder hochkam. Also fuhr ich, als die Medien in etwa vollzählig waren, mit einem Zode nach draußen und lieh mir Tom für eine
Weile aus. Wir sausten zur Blowfish, nahmen eine tragbare Pumpe mit und kehrten zum Strand zurück. Tom schwamm zum Abflußrohr und steckte den Saugschlauch
der Pumpe in eins der Löcher; ich zog das Zodiac an
Land und tat den Druckschlauch ins Planschbecken.
Kameras ballten sich zusammen wie Fliegen auf einem
Stück Butterkuchen. Ich hatte ein Planschbecken mit
hellgelbem Boden gewählt, damit der schwarze Schlamm der Schweizer Schweine schön medienwirksam zur
Geltung kam.
Wir pumpten, bis das Planschbecken voll war. Neben
Zodiacs und Raumanzügen gehören Planschbecken zu
meinen liebsten Arbeitsmitteln. Wir hatten Glück, weil das Zeug, das aus dem Abflußrohr kam, wirklich übel
aussah. Manchmal ist so was auch klar wie Wasser, und dann hat man seine liebe Not, die Leute davon zu
überzeugen, daß es genauso gefährlich ist wie die
dreckigste Brühe. Nach dem Planschbecken füllten wir noch ein paar 55-Gallonen-Fässer - die würden wir in einigen Tagen vor dem Eingang des Parlamentsgebäudes von New Jersey festketten -, und dann waren wir fertig mit der Pumpe. Ich ging zum Omni und hängte mich ans Telefon.
Jede große Firma hat ihr eigenes Telefon-Labyrinth mit Schleichwegen und Sackgassen, mit eiskalten
Mistweibern und honigsüßen
Menschheitsbeglückerinnen. Ich hatte mich durch dieses Labyrinth bereits von Boston aus durchgetastet. Also wählte ich die Nummer, unter der die Vorzimmerdame
zu erreichen war, die ich brauchte, und sie stellte mich zum Betriebsleiter durch.
»Ja?« sagte er, irgendwie angeschlagen. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. War erst halb neun.
»Hier Sangamon Taylor, GEA International. Guten
Morgen.«
»Was wollen Sie?«
»Wir haben unter Wasser ein großes Abflußrohr
entdeckt, aus dem in erheblichen Mengen Schadstoffe
direkt ins Meer eingeleitet werden. Tatsächlich
überschreiten Sie bei allen sechs Schadstoffen, für die Sie eine Einleitungsgenehmigung von der EPA haben, die
gesetzliche Höchstgrenze. Da es sich hier um sehr
toxische Substanzen handelt, gefährden Sie die
Gesundheit aller, die in dieser Region leben. Wir machen das Abflußrohr jetzt dicht, und ich würde Ihnen aus
naheliegenden Gründen empfehlen, ab sofort keine
Schadstoffe mehr einzuleiten. Wenn Sie Kontakt
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