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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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die Stimme zu erheben. Das ist wichtig. Sie wollen in den Augen der Öffentlichkeit cool wirken wie J. F. Kennedy selig, und wenn man sie zum Schreien bringt, sind sie auf einmal alles andere als cool - wie unser guter alter Nixon seinerzeit.
    Der PR-Arsch sang seine Arie von Tropfen in
    Kesselwagen. Ich sang meine von Bananenschalen auf
    Footballfeldern. Er laberte von Natriumchlorid und
    Wasserstoff und Sauerstoff, und ich konterte, daß
    Trinitrotoluol nicht ungefährlicher wird, wenn man es als TNT bezeichnet. Er zeigte einen Plan von der Fabrik und von Blue Kills, auf dem zu sehen war, wie das große
    Abflußrohr unter der Stadt verlief und an diesem Strand rauskam.
    War mir nur recht. Wenn er die Leute mit der Nase drauf stoßen wollte, daß das Gift der Schweizer Schweine unter ihren Häusern durchfloß - bitte.
    Ich kapierte allerdings nicht, was er sich dabei dachte.
    Warum strich er das so heraus? Ich blätterte eine
    Pressemappe der Schweizer Schweine durch und stieß
    auf ebendiesen Plan. Das Abflußrohr war hervorgehoben.
    Normalerweise gehört so was zu den Dingen, die sie den Leuten verheimlichen.
    Dann überfiel mich der Drecksack aus dem Hinterhalt. Er nagelte mich fast an die Wand.
    »Indem die Leute von GEA dieses Abflußrohr
    verstopfen, gehen sie das Risiko ein, daß das Rohr
    irgendwo hier platzt …« (deutet auf eine Wohngegend)
    »… und die Verbindungen in den Boden gelangen. Das
    müßte eigentlich allen Illusionen, daß diesen Leuten am Wohl der Menschen von Blue Kills gelegen ist, den
    Todesstoß versetzen. Sie sind nichts weiter als Terro …«
    »Was er hier sagt«, rief ich und hielt eine Salatschale hoch, »ist folgendes. Dieses Abflußrohr, das tonnenweise Schadstoffe unter menschlichen Behausungen durchführt, ist so instabil, so lausig gearbeitet und so schlecht gewartet, daß es schwächer ist als eine Vorrichtung aus einer Salatschale und einer Toilettendichtung, die wir ad hoc improvisiert haben.«
    Ich sah, wie der Typ klein und häßlich wurde. »Und
    wenn diese Verbindungen so ungefährlich sind, wie er behauptet, warum macht es ihm dann Sorgen, daß sie in den Boden gelangen könnten? Warum setzt er diese
    Eventualität mit Terrorismus gleich? Alldem können Sie entnehmen, wie >ungefährlich< das Ganze in
    Wirklichkeit ist.«
    Und dann schritt ich zum krönenden Abschluß, indem ich dem Typ ein randvolles Becherglas schwarze Brühe
    reichte und ihn freundlich ersuchte, es auszutrinken.
    Manchmal tun mir PR-Leute leid.

11
    Die Cops kamen. Alle möglichen Cops. Cops aus Blue
    Kills, Staatspolizei, Küstenwache. War nicht weiter
    tragisch, weil wir das Abflußrohr bereits dichtgemacht hatten.
    Die Cops standen erst mal am Strand rum und
    diskutierten darüber, wer für was zuständig war. Dabei kam folgendes heraus: Mehrere Staatspolizisten und
    Cops aus Blue Kills fuhren mit einem Küstenwachboot
    zur Blowfish - die ein Staatspolizist enterte, um Flagge zu zeigen -, und dann eskortierte uns das Boot nach Norden zu einer Pier, die zu Blue Kills gehörte, nicht zu Blue Kills Beach.
    Es war ein lustiger Törn. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Cops aus Blue Kills hingen die meiste Zeit über der Reling dieses schnuckeligen Küstenwachboots und
    spuckten ihre Frühstückskrapfen wieder aus. Auf der
    Blowfish plauderte ich mit Dick von der Staatspolizei, einem recht netten Typ um die Vierzig. Er stellte mir eine Menge Fragen über die Fabrik und warum sie gefährlich war, und ich versuc hte es ihm zu erklären.
    »Krebs entsteht, wenn Zellen verrückt spielen und nicht aufhören zu wachsen. Das passiert im wesentlichen, weil ihr genetischer Code verkorkst ist.«
    »Durch Nikotin und Asbest oder so.«
    Ich blickte auf und sah, daß Tom Akers zu uns trat, um dem Gespräch zu lauschen.
    »Ja. Nikotin und Asbest können die Gene verändern.
    Gene sind nichts weiter als lange, spiralige Moleküle.
    Wie alle Moleküle können sie chemische Reaktionen mit anderen Molekülen eingehen. Wenn das zum Beispiel
    Nikotinmoleküle sind, werden die Gene durch die
    Reaktion geschädigt. Die meiste Zeit fällt das nicht ins Gewicht. Aber wenn man Pech hat, verändern sie sich
    auf eine verdammt unleidliche Weise …«
    »Und man bekommt Krebs.«
    »Richtig.« Ich mußte an Dolmacher denken, das größte Karzinogen der Welt, wie er in Boston saß und Gene
    knackte. »Der springende Punkt ist der, Dick, daß es für einen Chemiker ziemlich klar ist, wenn er sich ein
    Molekül ansieht, ob es Krebs

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