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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Abflußrohr, umriß die Aktion.
    Er war interessiert, aber nicht übermäßig. »Ich habe mir schon gedacht, daß Sie was Großes planen«, sagte er.
    »Aber in erster Linie bin ich darum gekommen.«
    »Warum?«
    »Darum«, sagte er und breitete die Arme aus. Und da merkte ich erst, daß wir auf dem offenen Meer unter
    einem goldenen Nachmittagshimmel, von einer leichten Brise befächelt und von der Sonne gewärmt, an Deck
    eines sehr schönen Holzschiffs lümmelten, flotte Fahrt machten und gute kubanische Zigarren rauchten.
    »Ja«, sagte ich. »Das sind die kleinen Extras.«
    Beim Abendessen stellte sich heraus, daß Käptn Jim
    heute Geburtstag hatte. Tanya hatte einen politisch nicht ganz korrekten Kuchen herbeigezaubert, der unter einer zwei Zentimeter dicken Glasur aus weißem Zucker
    begraben war. Debbie nutzte die Gelegenheit, um Jim
    etwas zu schenken, das sie ihm sowieso hatte schenken wollen.
    Sie hatte immer viel Zeit in Transparente investiert.
    Mehr, als man sollte. Sie hatte ein sagenhaftes Talent für visuelles Denken, und das wußten wir. Eine ihrer
    Spitzenleistungen war ein großes, quadratisches
    Transparent, das wir eines duftenden Frühlingsabends an einen Wasserturm von Fotex gehängt hatten. Es war einfach genug: ein Totenkopf im internationalen roten Kreis mit Schrägbalken.
    Wenn ich das hätte machen müssen, hätte ich ein
    Fünfundzwanzig-Wörter-Manifest geschrieben und ein
    kleines Bild in die rechte untere Ecke gesetzt. Debbie sagte dasselbe mit einem Bild. Ich war beeindruckt. Im Suff nannte ich das Ding die Giftpiratenflagge. Und als ich das nächste Mal zu meinem Zodiac kam, hatte
    jemand eine kleine Fiberglasstange am Heckspiegel
    montiert. Ein handgenähter Nylonwimpel flatterte daran: ein weißer Totenkopf auf schwarzem Grund im roten
    Kreis mit Schrägbalken. Da merkte ich, daß diese Frau mich mochte.
    Und jetzt war sie auf die Idee gekommen, eine große
    Flagge für die Blowfish zu machen. Als wir sie Jim überreichten, spendeten alle Beifall für Debbie, und ich saß daneben und kam mir vor wie ein Scheißhaufen auf dem silbernen Tablett. Dann stand Jungskram auf dem
    Programm. Ich warf den Schiffsgenerator an und begann Schachteln aufzureißen.
    Bis 11 Uhr nachts bohrten wir Löcher in Salatschalen; dann legte ich mich schlafen. Debbie und ich zwängten uns in eine Koje, die für einen gedacht war. Das ging in Ordnung, weil heute unser erstes Mal war. Aber in einer Woche würden wir ein gigantisches Wasserbett
    brauchen. Fisk kroch in einen Schlafsack, blieb an Deck, trank Brandy und brachte Artemis zum Lachen. Jim rollte sich vor der Ruderpinne zusammen, sah die Sterne an
    und dachte das, was ein fünfundvierzigjähriger Gammler der Meere so denken mag. Der Atlantik wiegte uns in den Schlaf, auch wenn er im Moment noch ein paar Delphine mehr killte. Die Giftpiratenflagge grinste auf uns alle nieder.
    Und ich wachte mitten in der Nacht auf, schwitzend und keuchend wie ein Pestizidopfer. Dolmachers schlaffes Totenkopfgesicht schwebte vor mir, und er starrte mich an. Für dich müßte das so was wie der Heilige Gral sein.
    »Was denkst du gerade?« fragte Debbie.
    Ich hasse diese Scheißfrage. Gab keine Antwort.
    Ein paar hundert Kilometer nördlich von uns saß
    Dolmacher - ich wußte, daß er noch auf war um 2 Uhr morgens -, saß im Labor und bastelte an Genen herum.
    Suchte den Heiligen Gral.
    Ich hatte nie mit Genen rumgemacht. Würde es auch nie tun. Jedes Molekül, das komplizierter ist als Äthanol, ist mir nicht geheuer; wenn die Dinger größer sind, weiß man nie, wie sie sich verhalten. Aber Dolmacher hatte die Griffel dran. Und der Witz war: ich hatte bei
    Prüfungen immer mehr Punkte als er. Ich bin schlauer als Dolmacher.

10
    Das war der letzte Schlaf für die nächsten
    vierundzwanzig Stunden. Ich stand um 4 Uhr auf,
    vernichtete den Rest des Kuchens und spülte mit zwei Dosen Bier nach. Legte mir eine Tauchausrüstung
    zurecht, schlug Krach an Deck, damit die Leute den
    Arsch aus der Koje hoben, stieg mit Artemis in unser bestes Zodiac, und wir zischten los. Fisk wachte in letzter Minute auf und schloß sich uns an.
    Die Privatdetektive der Schweizer Schweine lauerten
    nahebei in einem offenen Boot. Heimlichkeit war nicht nötig, also ließen wir den Mercury warmlaufen und
    duldeten es, daß sie in unser Kielwasser einschwenkten.
    Wir waren schnell außer Sicht, und es ist schwierig, jemanden anhand von Geräuschen zu verfolgen, wenn
    hinter einem der eigene

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