Volles Rohr
Motor knattert. Wir nahmen Kurs nach Norden, um die Typen in die Irre zu führen, drehten dann wieder um und hielten auf das Ende des
Abflußrohrs zu.
Ich kann tauchen, wenn es sein muß, ich mag nur nicht.
Aber diesmal brauchten wir mehrere Taucher, und das, was ich mir hatte einfallen lassen, mußte auf jeden Fall getestet werden. Arty bewahrte mich vor gewissen
Verlegenheiten und meinem möglichen Ableben, indem
sie mich darauf hinwies, daß ich die Schläuche meines Tauchgeräts falsch angeschlossen hatte. Als wir das
korrigiert hatten, zwinkerte Fisk mir zu. »Von nun an«, sagte er, »bin ich gewissermaßen ein objektiver
Journa list.«
»Das trifft sich gut, weil ich gewissermaßen im Begriff bin, eine strafbare Handlung zu begehen.« Und damit
ließ ich mich aus dem Zodiac fallen.
Nachdem ich eine Weile ziellos rumgeschwommen war,
ortete ich das Abflußrohr. Es spuckte im Moment nicht viel aus, also konnte ich nicht einfach der schwarzen Wolke folgen. Und die Strömung war wirklich stark. Ein mäßiger Taucher wie ich würde am Ende in New York
landen, wenn er nicht ständig dagegen anpaddelte.
Aber ich hatte ein paar große, alte Magneten, die mit ungeheurer Kraft an Metall festbackten, und einen davon hatte ich mitgenommen. Als ich das Rohr gefunden hatte, brachte ich den Magneten an und band mich mit einem
Kletterseil plus Sicherungsgurt daran fest. Auf diese Weise konnte ich mich mit den Schwimmflossen am
Rohr abstützen und mich zurücklehnen, während ich
arbeitete, vom Zug des Seils gehalten.
Ab da war es nur noch ein Organisationsproblem.
Wieviel Löcher konnten wir pro Taucher und pro Stunde dichtmachen, und wie konnten wir den Vorgang
beschleunigen? Die Lösung war die, daß wir die
Salatschalen-Toilettendichtungs-Walzdraht-
Flügelmutter-Vorrichtungen in den Zodiacs
zusammenbauten und je nach Bedarf den Tauchern
gaben.
Das Ding paßte besser, als ich's verdient hatte. Es würde noch einiges durchsickern, weil das Rohr gekrümmt war, aber seine Emissionskapazität würde tausendmal geringer als normal sein. Den Draht an der Querstrebe festzuhaken und die Mutter anzuziehen war eine Kleinigkeit. Ich
schätzte ab, wie weit wir die Muttern schon in den
Zodiacs anziehen konnten, damit die Taucher nicht
Stunden mit dieser Arbeit verbringen mußten.
Dann schmierte ich Röhrenkitt um den Draht. Wenn alles gutging, würde er hart werden und verhindern, daß die Muttern entfernt wurden.
Nicht schlecht. Ich zog die Mutter an einer anderen
Vorrichtung an, schaute auf meine Uhr, schwamm zum
nächsten Loch und machte es dicht. Dauerte fünf
Minuten. Fünf Minuten pro Loch gleich fünfhundert
Minuten. Die Taucher würden sich die Hälfte der Zeit mit ihren Sauerstoffflaschen und anderen Hindernissen rumschlagen, also brauchten wir tausend Minuten oder um die sechzehn Taucherstunden. Wenn wir die Sache in vier Stunden durchziehen wollten, brauchten wir vier Taucher.
Als ich den Kopf aus dem Wasser steckte, befand sich unser objektiver Journalist in einem leidenschaftlichen Clinch mit Artemis, der nicht von Dauer sein würde.
Selber schuld. Ich hatte extra mit meiner Stablampe
rumgefuchtelt, um sie vorzuwarnen. Wenn man mit der
Angehörigen eines Müsli-Kommandos der Liebe pflegt,
sollte man die Augen offenhalten. Sie fuhren
auseinander, und ich tat so, als würde ich in die andere Richtung blicken.
»Wir haben Glück«, sagte ich. »Wir brauchen nur vier Taucher. Und wir haben vier, mich nicht eingerechnet.
Also kann ich oben bleiben. Wo ich hingehöre.«
Artemis tunkte mich für diese Worte. Dann tuckerten wir zur Blowfish zurück, die hell erleuchtet war und einen himmlischen Knoblauchduft übers Wasser aussandte. Jim kochte - es mußte Jim sein. Er hatte eine Passion für Knoblauch, und das war mir sehr recht.
»Ich will hier nicht militärisch klingen«, verkündete ich der tofumampfenden Menge, »aber das wird ein
Volltreffer, Freunde.«
Alle sagten »okay«, und jemand erhob sein Glas Milch auf mein Wohl. Nachdem sich die Leute an mich
gewöhnt hatten, konnten sie sich auch für das Projekt erwärmen. Die Aussicht, ein anderthalb Kilometer langes Abflußrohr zu demolieren - überhaupt etwas anderthalb Kilometer Langes zu demolieren -, war höllisch
verlockend.
»Willst du die Firma gleich anrufen?« fragte Jim.
»Nein. Ich stell' mir das so vor: Nach dem Essen fahren wir rüber und fangen an. Wir haben hier zwei Taucher und zwei im TraveLodge. Die kommen in
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